Alljährlich zur Fastenzeit frage ich mich: Wo
kommen bloß all die weißen Eier her? Oder andersrum: Wohin verschwinden sie die
restliche Zeit des Jahres? Werden extra für die Osterzeit weißlegende Hennen en
masse gezüchtet, und falls ja: Was passiert mit ihnen, sobald Jesus
auferstanden ist?
Um nicht länger grübeln zu müssen, habe ich
mich beim ortsansässigen Eierproduzenten erkundigt. Bereitwillig und rasch erhielt
ich Auskunft:
Wir Konsumenten bevorzugen im Alltag braune
Eier. Mit ihnen verbinden wir Natürlichkeit, Naturnähe, Gesundheit. Noch
besser, findet sich gar eine Hühnerfeder im Eierkarton! Das war übrigens nicht
immer so. Noch in den 1950ern hieß es Clean chic statt Öko-Look: Weiße Eier standen
für Frische und Reinheit. Heute werden sie eher mit Käfighaltung in Verbindung
gebracht.
Zu Ostern, da ändern wir gern unsere Meinung,
da sind unsere Bedürfnisse anders. Da braucht es weiße Eier, zum Färben,
Bemalen und Dekorieren. Nun ist es nicht so, dass es diese weißen Eier unterm
Jahr gar nicht gäbe. Nein, sie schaffen es bloß nicht ins Regal. Weil, genau,
der Konsument sie nicht will. Stattdessen verpuffen sie in den Untiefen der
Lebensmittelindustrie, in Großküchen und Bäckereien.
So ist das also mit den weißen Eiern.