Dienstag, 30. Dezember 2014

Rezension: VEGAN international


Für einen Foodblogger wie mich gibt es wenige Dinge, die mehr Anziehungskraft besitzen als: Ein neues Kochbuch. Folglich fallen mir auch keine großartigen Gegenargumente ein, wenn ich von einem Verlag gebeten werde, eine Neuerscheinung zu rezensieren. Natürlich, gerne, bitteschön. Es ist spannend und sehr interessant, sich ein Kochbuch genau, ganz genau anzusehen. Das mache ist sonst zwar auch, lese mit Vorliebe Vorwörter, Einleitungen und Informationen über den Autor. Aber bei einer Rezension schaue ich vermutlich noch genauer hin.

Den Anfang macht VEGAN international von Gabriele Lendle, erschienen im TRIAS Verlag. Das Hardcover-Buch ist hochwertig verarbeitet, die Gerichte sind kreativ präsentiert. Es ist nicht jedes der 115 Rezepte abgebildet, ein Umstand, der mich hin und wieder schon mal stört, weil ich gerne wissen möchte, wie das Endprodukt aussehen könnte. Andererseits genieße ich es geradezu, ein Rezept zu lesen und dabei das Gericht in meinem Kopf nachzukochen und entstehen zu lassen …

Nach einer kurzen Einleitung über die Erfahrungen der Autorin mit fremden Ländern und Esskulturen folgen zwei Grundrezepte: Cashewcreme und Dattelsirup. Gabriele Lendle verwendet zum Süßen nur noch selbst gemachten Dattelsirup und verzichtet in ihren Rezepten weitgehend auf Pflanzenmargarine. Diese ersetzt sie durch Cashewcreme und kaltgepresstes Sonnenblumenöl, was ich klug und sympathisch finde. Sie schneidet in diesem Zusammenhang kurz die Palmöl-Problematik an und hebt dann die (gesundheitlichen) Vorzüge der Cashewkerne hervor. Hier ist der Autorin allerdings ein aus meiner Sicht nicht unwesentlicher Fehler passiert, wenn sie schreibt, dass die Cashewnuss im botanischen Sinne keine Nuss ist und daher für Nussallergiker geeignet ist. Hm, eine Aussage, die so pauschal formuliert nicht stimmt. Denn die Cashewnuss kann sehr wohl Allergien hervorrufen und muss auch mit dem Inkrafttreten der Lebensmittelinformationsverordnung der EU Mitte Dezember dieses Jahres verpflichtend in der Zutatenliste von Lebensmitteln als Allergen gekennzeichnet werden. [Nachtrag vom 25.04.2015: Siehe dazu weiter unten den Kommentar von Autorin Gabriele Lendle!]

Internationale vegane Küche – da denke ich an Pasta mit aromatischer Tomatensauce, indische Gemüsecurrys, asiatische Wokgerichte. Alles Speisen, die sowieso vegan sind und immer schon waren. Dem trägt die Autorin Rechnung: Etwa zwei Drittel der Rezepte kommen ohne Ersatzprodukte wie Pflanzensahne, vegane Wurst oder veganen Käse aus. Schön! Da finde ich es fast schade, wenn in der Safran-Paella mit Gemüse vegane Riesengarnelen verkocht werden. Ich denke, das braucht es ganz einfach nicht. Braucht es das?

Der Aufbau des Buches ist eine kleine Reise um die Welt. Die einzelnen Kapitel sind bestimmten Ländern, Regionen oder Kontinenten gewidmet:
* Italien
* Alpen
* Mittelmeer
* Afrika
* Vorderer Orient
* Asien
* Indien
* Amerika
* Karibik

Die Auswahl der Rezepte ist gelungen, es finden sich vegane Klassiker (Minestrone) ebenso wie veganisierte Lieblingsrezepte (Lasagne, mit veganem Käse überbacken). Die Linzer Torte kommt tatsächlich ohne Margarine aus, statt Speck wird Räuchertofu verwendet, Eier werden durch Kichererbsenmehl ersetzt. Die Rezeptanleitungen sind sehr ausführlich und genau beschrieben, zwischendurch finden sich immer wieder kleine Tipps und Infos, die zumindest mir so manches Aha-Erlebnis beschert haben (Hirschhornsalz kann auch nicht vegan sein? Die marokkanische Gewürzmischung Ras el Hanout enthält mitunter Spanische Fliege, einen getrockneten und gemahlenen Käfer? In Currypasten finden sich des Öfteren getrocknete Shrimps?). Das Buch schließt mit einem Stichwortverzeichnis ab, das sowohl Rezepte als auch Zutaten abdeckt.


Nachgekocht habe ich bisher zwei Gerichte: Pasta alla Norma und Pizza funghi. An beiden Rezepten haben mich vor allem die selbst gemachten Käse-Alternativen interessiert, nämlich ein Ricotta aus Cashewkernen und so genannter Hefeschmelz statt Pizzakäse. Der Ricotta hat mich und meine Familie überzeugt (trotz getrockneten Tomaten, die ich normalerweise gar nicht mag), er schmeckt würzig und cremig und fügt sich harmonisch ins Ganze. Im Gegensatz dazu hätte in den Hefeschmelz auf der Pizza nicht unbedingt gebraucht, die Pizza an sich aber gelang wirklich gut.


Auf meiner To Cook-Liste stehen noch:
Erdäpfel-Strudel
Linzer Torte
Schweizer Älplermagrone
Berner Lebkuchen
Feurige Paprika-Chili-Tortilla
Spanische Zitronen-Kartoffeln
Französische Fenchel-Suppe
Pissaladière
Türkisches Fladenbrot mit Auberginencreme
Basmati-Pilaw
Pizza Lahmacun
Tajine mit Süßkartoffeln, Früchten und Nüssen
Gemüse mit Harissa auf Couscous
Arabisches Reisgericht mit Früchten
Rote-Linsen-Dal mit Naan-Fladenbrot
Indisches Curry
Kokosreis mit Gemüse und Cashewkernen
Amerikaner
Guacomole mit Tortilla-Chips
Empanadas mit fein gewürzter Seitan-Füllung
Linsensuppe mit Bananen- und Kokoschips
Karibischer Kichererbsen-Knusperspaß
Mango-Schoko-Rum-Milchreis

Fazit: Bei VEGAN international merkt man, dass die Autorin kein Neuling auf dem Gebiet ist. Die Rezepte funktionieren, besitzen (zumindest für mich) einigen Neuigkeitswert und sind alltagstauglich. Von einigen kleineren Fehlern abgesehen (sind es nun 115 oder 80 vegane Rezepte? Nachzählen hilft…) finde ich das Buch gut gemacht und durchdacht, was durchaus als Empfehlung gelesen werden kann.

VEGAN international – mit 115 veganen Rezepten um die Welt
von Gabriele Lendle
Gebundene Ausgabe, 160 Seiten
TRIAS Verlag, 1. Auflage 2014
ISBN: 978-3830469988
Preis: € 19,99

Dank an den TRIAS Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Dienstag, 23. Dezember 2014

Gesegnete Weihnachten!


In den Nächten vor Weihnachten
tritt man gerne einmal vor die Türe
und steht alleine unter dem Himmel
nur um zu spüren, wie still es ist
wie alles den Atem anhält
um auf das Wunder zu warten.

Karl Heinrich Waggerl
Samstag, 20. Dezember 2014

Schaut rein ...


… drüben bei twoodledrum! Ich durfte das 20. Adventkalendertürchen des twoodledrum-Adventkalenders 2014 sein!

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Eine Weihnachtslegende oder Wie der Apfel zum Menschen kam


Christkind kam in den Winterwald,
der Schnee war weiß, der Schnee war kalt.
Doch als das heil’ge Kind erschien,
fing’s an, im Winterwald zu blüh’n.

Christkindlein trat zum Apfelbaum,
erweckt ihn aus dem Wintertraum –
„Schenk’ Äpfel süß, schenk’ Äpfel zart,
schenk’ Äpfel mir von aller Art!“

Der Apfelbaum, er rüttelt sich,
der Apfelbaum, er schüttelt sich.
Da regnet’s Äpfel ringsumher;
Christkindleins Taschen wurden schwer.

Die süßen Früchte alle nahm’s,
und also zu den Menschen kam’s.
Nun, holde Mäulchen, kommt verzehrt,
was euch Christkindlein hat beschert!

Ernst von Wildenbruch


P.S.: Wer diese Keks-Spielerei nachbacken möchte: Die Apfelkekse sind aus normalem 3-2-1-Mürbteig gemacht (300 g Mehl, 200 g Butter, 100 g Zucker, 1 Ei, eine Prise Salz). Ein Drittel davon habe ich mit 20 g pulverisierten, gefriergetrockneten Himbeeren und 1 EL Milch verknetet. Nach dem Rasten werden die beiden Teige etwa 4 mm dick ausgerollt, mit Hilfe zweier runder Ausstecher (eine Ausstecher sollte im Durchmesser etwa 0,5 cm kleiner sein als der andere) ausgestochen und die beiden Farben zusammengesetzt. Als Apfelkerne kommen noch Kakaonibs auf den Teig, bei 180 °C etwa 10 Minuten sehr hell backen (da sonst das Rosa des äußeren Teigs komplett verschwindet). 

Freitag, 5. Dezember 2014

Was ist denn bloß … ein Vaspetarier?


Den perfekten Veganer gibt es nicht, hab ich gelesen, denn selbst wer sich noch so sehr bemüht: In der Welt, in der wir heute leben, ist es schwer bis fast unmöglich, einen veganen Lebensstil immer und überall durchzuziehen. Zu undurchsichtig die globale Warenproduktion, zu wenig Wissen dort, wo es notwendig wäre:

Für unsere vegetarischen Gäste

Gebratene Bachforelle mit Mandelbutter und Petersilkartoffeln
***
Getreidelaibchen mit Buttergemüse und Kräutersauce
***
[…]
(Auszug aus der Speisekarte eines Landgasthauses, nicht weit von mir entfernt)

Moment. Was heißt das denn? Dass der Versuch, vegan zu leben, sinnlos ist, weil es gar nicht 100 %ig funktionieren kann?

Nein, ganz sicher nicht. Eine vegane Lebensweise anzustreben, natürlich macht das Sinn. Aber: Ich komme immer mehr zum Schluss, dass mich eine Ganz oder gar nicht-Einstellung weitaus mehr blockieren als weiter bringen würde. Das betrifft so viele Bereiche meines Lebens und natürlich auch das Essen. Warum muss ich gleich auf alles und für immer verzichten, wenn ich mich auf eine nachhaltigere und / oder tierfreundlichere Ernährungsweise zubewegen will? Warum hat alles andere keinen Wert?
Ich glaube, hier tut eine entspanntere Herangehensweise gut. Schließlich ist es doch so: Was ich nicht haben oder essen darf, genau das wird zum Objekt meiner Begierde. Wenn ich mir hingegen die Option auf Bratwürstel oder Milchrahmstrudel offen halte, werde ich es – aus rein psychologischer Sicht – bei meinen täglichen Essentscheidungen um einiges leichter haben. Wenn ich nämlich weiß, dass ich eigentlich dürfte, fällt das Weglassen gar nicht mehr so schwer.

Alltagshandeln ändert sich nicht aus einer einzelnen Entscheidung heraus. Dazu basiert es zu sehr auf Gewohnheit. Es ändert sich durch Übung, durch Immer-wieder-Tun. Halbzeitvegetarier oder Flexitarier üben, weniger Fleisch zu essen. VASPetarier üben, weniger tierische Produkte zu konsumieren. VASP steht für Vegan As Possible – vielleicht ein Ernährungskonzept der Zukunft?

Keep in mind that being vegan is about intention, not perfection.
Colleen Patrick-Goudreau

Bleibt noch die eine Frage, die ich mir bei all meinen Überlegungen und guten Absichten immer wieder stelle: Kann ich als Einzelner überhaupt etwas verändern?
Ja, ich kann. Als Konsument habe ich die Möglichkeit, jeden Tag bei meinem Einkauf meine Stimme abzugeben. Dadurch beeinflusse ich das Angebot natürlich nicht von heute auf morgen. Aber ich trage zu einem kollektiven Trend bei, der letztlich einen gesellschaftlichen Wandel induzieren und Märkte umkrempeln kann. Das sollten wir nicht vergessen …


Vanillepudding vegan mit Dirndlsirup

Der vegane Vanillepudding aus Cashewmilch schmeckt wunderbar, am besten am Tag der Zubereitung. Je länger er aber auf seinen Einsatz wartet, desto mehr verliert er leider an Konsistenz und Geschmack.

Zutaten für 4 Portionen

500 ml Cashewmilch
3 EL Maisstärke
2 EL Zucker
2 EL Vanillezucker
1 Prise Kurkumapulver
Dirndlsirup* zum Übergießen

1. Etwa 400 ml Cashewmilch in einen Topf geben und aufkochen.

2. Die restliche Cashewmilch mit Maisstärke, Zucker, Vanillezucker und Kurkumapulver glatt rühren, in die kochende Cashewmilch einrühren und eindicken lassen.

3. Puddingförmchen mit kaltem Wasser ausspülen, den heißen Vanillepudding einfüllen, bei Zimmertemperatur erkalten und dann im Kühlschrank fest werden lassen.

4. Vanillepudding auf Teller stürzen und mit Dirndlsirup übergießen.

*Für den Dirndlsirup wird zuerst ein Dirndlsaft hergestellt. Dazu wird eine beliebige Menge Dirndln in einen Topf gegeben und Wasser hinzugefügt (etwa 1/3 der Dirndlmenge). Man lässt alles kurz aufkochen und dann über Nacht abkühlen. Am nächsten Tag wird die Masse mit einem Kartoffelstampfer gut zerdrückt, dann lässt sie durch ein feines Sieb oder ein sauberes Tuch ablaufen, dabei wird der Saft aufgefangen. Dirndlsaft schmeckt frisch sehr gut, er hält sich im Kühlschrank aber nur kurze Zeit. Um ihn haltbar zu machen, kann man Dirndlsirup herstellen: 1 Liter Dirndlsaft mit 700 g Zucker aufkochen und kochend heiß in saubere Flaschen abfüllen.


Nach Rezepten aus:
Die Kornelkirsche und ihre Vorzüge in Garten, Küche und Keller von Manuela Grasmann, erschienen im Leopold Stocker Verlag.
Himmlisch vegane Desserts von Lisa Fabry, erschienen im Unimedica Verlag.


Dienstag, 2. Dezember 2014

Landlustig


Wer glaubt, das Konzept Landlust wäre nur was für urbane Gebiete und die Städter, die in ihnen wohnen, der irrt. Nein, die Lust aufs Land boomt auch hier, am Land selbst. Da ist die Unmenge an Magazinen, die sich mit ländlichen Themen und Brauchtum beschäftigt und reißenden Absatz findet. Es gibt Initiativen, die Traditionen wiederbeleben möchten. Es gibt Bäuerinnen, die ihr Wissen in Seminaren weitergeben. Sogar die Dorfdiscos in den kleinsten Gemeinden, die seit geraumer Zeit meinen, an den Wochenenden nicht ohne Mottopartys auskommen zu können, haben Land und Lust für sich entdeckt. Zwei aktuelle und echt nicht erfundene Beispiele:

Komm zum Lederhos’n Wahnsinn.

Und:

Heit wird g’schmust.

Dass bei der Ankündigung solcher Veranstaltungen oftmals ein nicht allzu großer Wert auf orthographische Korrektheit gelegt wird, lässt sich hier bewundern:


Landlustig ist das. Halleluja!


Wildkräuterstangen

Ein Rezept aus der Schublade – für fremdbestimmte Zeiten wie diese. Und längst versprochen noch dazu. Ich habe diese Stangen für meine ArbeitskollegInnen gebacken, als ich mich in den Mutterschutz verabschiedet habe. Jetzt vermissen mich alle noch mehr. Unbedingt vormerken für das nächste Wildkräuterjahr!

Zutaten für etwa 40 Stück

20 Stängel Dost
20 Stängel Quendel
10 Stängel Giersch
5 Stängel Gundelrebe
150 g würziger Bergkäse
300 g Kamutmehl
1 TL Meersalz
1 TL Chilipulver
200 g Magertopfen
200 g kalte Butter

1. Die Kräuter säubern, die Blätter von den Stängeln zupfen und grob hacken.

2. Käse fein reiben.

3. Mehl mit Salz und Chilipulver vermischen. Butter in Stücke schneiden.

4. Topfen, Butterstücke, Käse und Kräuter zum Mehl geben und alles mit dem Knethaken der Küchenmaschine zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und mindestens 2 Stunden kühl stellen.

5. Den Backofen auf 200 °C vorheizen.

6. Teig in vier Teile teilen und zu Rollen formen. Jede Rolle in 10 Stücke schneiden und jedes Stück auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu etwa 20 cm langen, dünnen Stangen formen.

7. Die Wildkräuterstangen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und im Ofen etwa 12 Minuten goldbraun backen. Vom Blech nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Das Originalrezept wird etwas anders gemacht: Hier werden nur 50 g Käse in den Teig gemischt. Der restliche Käse wird vor dem Backen auf die Stangen gestreut – die Stangen dafür aber vorher noch mit einem verquirlten Eiweiß bestreichen, damit der Käse besser hält.

Nach einem Rezept aus dem Buch Wald- und Wiesen-Kochbuch von Diane Dittmer, erschienen im GU-Verlag.