In meiner Kindheit
wurde samstags gebacken. Jeden Samstag. Damals gehörte es zum guten Ton, zu
jeder Zeit Kuchen servieren zu können, auch wenn unangekündigter Besuch vor der
Haustür stand. Das war eine Sache der hausfräulichen Ehre und außerdem: In
unserer sechsköpfigen Familie wurde der Kuchen auch ohne Gäste nicht schlecht.
Beim Backen halfen wir Kinder fleißig, besonders natürlich beim Aus- und
Abschlecken von Schüsseln und Rührwerkzeug. In Wahrheit mochte ich den
ungebackenen Teig sogar fast lieber und in späteren Jahren war dann auch eine
kleine Menge frisch hergerichteter Biskuitteig eine durchaus gängige
Zwischenmahlzeit bei mir.
Die Auswahl an
Mehlspeisen war groß, denn meine Mutter war (und ist) eine begnadete Kuchen-
und Tortenbäckerin und probierte gerne Neues aus. Trotzdem gab es da diese Klassiker,
die uns allen schmeckten und deshalb immer wieder ihren Weg ins Backrohr fanden:
* Ameisenkuchen
* Biskuitkuchen
* Gesundheitskuchen
(wie der wohl zu seinem Namen kam?)
* Goldkuchen (wird
nur mit Eidottern gemacht, ohne Eiklar)
* Linzer Schnitten
* Marmorkuchen
(ich glaubte als Kind, der heißt Mamakuchen)
* Süße Spiegeleier
* Versunkener
Pfirsichkuchen (ein Retro-Rezept mit Dosenpfirsich)
* Wia da wö-Gugelhupf
(ein einfacher Gugelhupf aus Rührteig, den meine Mutter ohne Rezept
zubereitete)
Irgendwann hat das
Samstags-Backen dann aufgehört. Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter sich
gelegentlich über unser immer geringer werdendes Kucheninteresse beschwert hat.
Vermutlich haben sich ganz einfach die Zeiten geändert, im Großen wie im
Kleinen.
Aber: Sie können
sich ja wieder ändern. Und die Rezepte sind noch da. Ich habe daher vor, den
Süßen Samstag wieder aufleben zu lassen, ohne verbissene Regelmäßigkeit, mit
den Lieblingen aus meiner Kindheit. Den Anfang machen die begehrten Süßen
Spiegeleier, damit liefere ich auch gleich das phantastisch einfache
Biskuitrezept meiner Mutter, vielfältig einsetzbar für Rouladen, Tortenböden
und Schnitten aller Art.
Süße Spiegeleier
Das Biskuit meiner Mutter ist ein so
genanntes verkehrtes
Biskuit und das Rezept kommt ohne Waage und nur mit
einer Schüssel aus. Ich liebe es! Im englischsprachigen Raum würde es wohl One
Bowl Biskuit heißen, was ich eigentlich
ganz reizvoll fände, aber wie übersetzt man das in ansprechender Manier?
Zutaten für ein
Backblech
5 Eier
5 sehr gut gehäufte
Esslöffel Zucker
5 sehr gut gehäufte
Esslöffel Mehl
½ Glas
Marillenmarmelade
2 Becher
Schlagobers
½ Glas
Kompottmarillen (oder frische, halbierte Marillen)
gehackte
Schokolade und Hagelzucker zum Bestreuen
1. Backrohr auf
180 °C vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen.
2. Für das Biskuit
die Eier trennen.
3. Eiklar mit
Zucker zu steifem Schnee schlagen. Ist der Eischnee fest genug, lässt sich die
Schüssel auf den Kopf stellen, ohne dass der Schnee seinen Halt verliert – das war bei uns Kindern ein schaurig-schönes Ritual: Fällt mir jetzt der Schnee auf den Kopf
oder nicht?
4. Die Eidotter
nach und nach unterrühren.
5. Das Mehl zur
Dottermasse geben und vorsichtig unterheben.
6. Den Biskuitteig
auf das vorbereitete Backblech leeren und vorsichtig verstreichen. Wer mag,
kann den Teig auch in kleineren ovalen Formen (als Eier sozusagen, wie auf den
Bildern) auf das Backblech aufbringen, er ist stabil genug und hält auch beim
Backen diese Form problemlos. Auf jeden Fall sind dann hier aber zwei
Backbleche notwendig (außerdem Heißluft und 160 °C).
7. Biskuit in etwa
10 – 12 Minuten hellbraun backen, aus dem Ofen nehmen und auskühlen lassen.
8. Marmelade glatt
rühren und auf dem ausgekühlten Biskuitboden verstreichen.
9. Das Schlagobers
steif schlagen und auf dem Biskuitboden verteilen.
10.
Kompottmarillen abtropfen lassen.
11. Wurde das
Biskuit im Ganzen gebacken: Marillen in passenden und regelmäßigen Abständen
auf dem Biskuit verteilen, mit Schokolade und Hagelzucker (das sind Salz und
Pfeffer) bestreuen und den Kuchen in Quadrate schneiden.
12. Wurde das
Biskuit in kleineren ovalen Formen gebacken: Pro „Ei“ eine Marille auf das
Schlagobers setzen und mit Schokolade und Hagelzucker bestreuen.
Dieses Rezept
passt übrigens ganz ausgezeichnet zu Sandras Blogevent Kindheitserinnerungen, darum bringe ich es gleich noch in snuggs kitchen vorbei.