Sommerpflanzen
sind besonders. Sie strahlen, wirken kraftvoll und selbstbewusst. Königskerzen
richten sich steil in die Höhe, Wegwarte begleitet uns jetzt überall. Und das
Johanniskraut: Kleine, gelbe Sonnenrädchen sitzen an soliden Stängeln und
schauen ins Licht. Scheinen es aufzusaugen und sich einzuverleiben. Und
tatsächlich ist es diese Ahnung, die sich von Generation zu Generation
überliefert hat: Dass das Johanniskraut in der Lage ist, die Kraft der Sonne zu
speichern und weiterzugeben.
Zur Sommersonnenwende, wenn
die Tage am längsten sind, beginnt das Johanniskraut zu blühen. Man sagt, um
diese Zeit geerntet besitze es besondere Kräfte – für Gesundheit und Gemüt. Ich
nehme dieses besonders wertvolle Geschenk der Natur mehr als gerne an und lege
die Blüten in Öl:
Sonnwendöl
Johanniskraut- oder Sonnwendöl ist für mich
unentbehrlich. Ich verwende es bei leichten Verbrennungen und Sonnenbrand,
heile damit wunde Stellen und lindere Kopfschmerzen, indem ich es auf meine
Schläfen tupfe. Es ist eine wunderbare Grundlage für Massageöle, weil es
Knorpel und Gewebe nährt – und auch bei der kaputten Sehne meines Pferdes hat
es in Verbindung mit einer gut gewählten Mischung ätherischer Öle wahre Wunder
bewirkt. Härtet man es mit Bienenwachs aus (etwa 3 EL Bienenwachs auf 200 ml
Öl), so entsteht ein heilsamer Wund- und Lippenbalsam.
1. Blüten und
Knospen vom Echten Johanniskraut*
sammeln und in ein weithalsiges Gefäß geben.
2. Mit einem
Löffel oder Mörser leicht anquetschen.
3. Mit kaltgepresstem Olivenöl auffüllen,
dabei so viel Öl in das Gefäß leeren, bis die Blüten gerade zu schwimmen
beginnen.
4. Das Glas gut
verschließen und in die Sonne stellen.
5. Etwa 6 Wochen
ruhen lassen, dabei immer wieder kräftig schütteln. Nach dieser Zeit sollte das
Öl seine typische rote Farbe angenommen haben.
6. Das Öl durch
ein feines Sieb abseihen, das Pflanzenmaterial gut ausdrücken.
* Das echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) hat
drei Merkmale:
1. Ein wie
durchlöchert wirkendes Blatt
Was wie perforiert
aussieht (am oberen Bild kann man es gut erkennen), sind die in den Blättern
enthaltenen Ölzellen mit dem ätherischen Öl der Pflanze.
2. Einen
zweikantigen Stängel
Augen schließen
und den Stängel zwischen den Fingern rollen – es sind zwei Längsleisten
fühlbar.
3. Blüten, die
beim Zerreiben die Finger rot bis lila färben
Die goldgelben
Blütenblätter enthalten den roten Farbstoff Hypericin – er macht das Öl bis zu
zwei Jahre haltbar (das Öl auf dem Foto stammt vom letzten Jahr – es ist noch
immer problemlos zu verwenden) und ist, so nimmt man an, für den
nervenstärkenden Effekt des Johanniskrauts verantwortlich.
Vorsicht übrigens beim
Gebrauch des Öls in der Sonne: Es erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut!