Für einen
Foodblogger wie mich gibt es wenige Dinge, die mehr Anziehungskraft besitzen
als: Ein neues Kochbuch. Folglich fallen mir auch keine großartigen
Gegenargumente ein, wenn ich von einem Verlag gebeten werde, eine Neuerscheinung
zu rezensieren. Natürlich, gerne, bitteschön. Es ist spannend und sehr
interessant, sich ein Kochbuch genau, ganz genau anzusehen. Das mache ist sonst
zwar auch, lese mit Vorliebe Vorwörter, Einleitungen und Informationen über den
Autor. Aber bei einer Rezension schaue ich vermutlich noch genauer hin.
Den Anfang macht VEGAN international von Gabriele
Lendle, erschienen im TRIAS Verlag. Das Hardcover-Buch ist hochwertig verarbeitet,
die Gerichte sind kreativ präsentiert. Es ist nicht jedes der 115 Rezepte
abgebildet, ein Umstand, der mich hin und wieder schon mal stört, weil ich
gerne wissen möchte, wie das Endprodukt aussehen könnte. Andererseits genieße
ich es geradezu, ein Rezept zu lesen und dabei das Gericht in meinem Kopf
nachzukochen und entstehen zu lassen …
Nach einer kurzen
Einleitung über die Erfahrungen der Autorin mit fremden Ländern und Esskulturen
folgen zwei Grundrezepte: Cashewcreme
und Dattelsirup. Gabriele Lendle verwendet
zum Süßen nur noch selbst gemachten Dattelsirup und verzichtet in ihren
Rezepten weitgehend auf Pflanzenmargarine. Diese ersetzt sie durch Cashewcreme
und kaltgepresstes Sonnenblumenöl, was ich klug und sympathisch finde. Sie
schneidet in diesem Zusammenhang kurz die Palmöl-Problematik an und hebt dann
die (gesundheitlichen) Vorzüge der Cashewkerne hervor. Hier ist der Autorin
allerdings ein aus meiner Sicht nicht unwesentlicher Fehler passiert, wenn sie
schreibt, dass die Cashewnuss im botanischen Sinne keine Nuss ist und daher für
Nussallergiker geeignet ist. Hm, eine Aussage, die so pauschal formuliert nicht
stimmt. Denn die Cashewnuss kann sehr wohl Allergien hervorrufen und muss auch
mit dem Inkrafttreten der Lebensmittelinformationsverordnung der EU Mitte
Dezember dieses Jahres verpflichtend in der Zutatenliste von Lebensmitteln als
Allergen gekennzeichnet werden. [Nachtrag vom 25.04.2015: Siehe dazu weiter unten den Kommentar von Autorin Gabriele Lendle!]
Internationale vegane
Küche – da denke ich an Pasta mit aromatischer Tomatensauce, indische
Gemüsecurrys, asiatische Wokgerichte. Alles Speisen, die sowieso vegan sind und
immer schon waren. Dem trägt die Autorin Rechnung: Etwa zwei Drittel der
Rezepte kommen ohne Ersatzprodukte wie Pflanzensahne, vegane Wurst oder veganen
Käse aus. Schön! Da finde ich es fast schade, wenn in der Safran-Paella mit Gemüse vegane Riesengarnelen verkocht werden. Ich
denke, das braucht es ganz einfach nicht. Braucht es das?
Der Aufbau des
Buches ist eine kleine Reise um die Welt. Die einzelnen Kapitel sind bestimmten
Ländern, Regionen oder Kontinenten gewidmet:
* Italien
* Alpen
* Mittelmeer
* Afrika
* Vorderer Orient
* Asien
* Indien
* Amerika
* Karibik
Die Auswahl der Rezepte ist
gelungen, es finden sich vegane Klassiker (Minestrone)
ebenso wie veganisierte Lieblingsrezepte (Lasagne,
mit veganem Käse überbacken). Die Linzer
Torte kommt tatsächlich ohne Margarine aus, statt Speck wird Räuchertofu
verwendet, Eier werden durch Kichererbsenmehl ersetzt. Die Rezeptanleitungen
sind sehr ausführlich und genau beschrieben, zwischendurch finden sich immer
wieder kleine Tipps und Infos, die zumindest mir so manches Aha-Erlebnis
beschert haben (Hirschhornsalz kann auch nicht vegan sein? Die marokkanische
Gewürzmischung Ras el Hanout enthält
mitunter Spanische Fliege, einen
getrockneten und gemahlenen Käfer? In Currypasten finden sich des Öfteren
getrocknete Shrimps?). Das Buch schließt mit einem Stichwortverzeichnis ab, das
sowohl Rezepte als auch Zutaten abdeckt.
Nachgekocht habe
ich bisher zwei Gerichte: Pasta alla Norma und Pizza
funghi. An beiden Rezepten haben mich vor allem die selbst gemachten
Käse-Alternativen interessiert, nämlich ein Ricotta aus Cashewkernen und so
genannter Hefeschmelz statt Pizzakäse. Der Ricotta hat mich und meine Familie
überzeugt (trotz getrockneten Tomaten, die ich normalerweise gar nicht mag), er
schmeckt würzig und cremig und fügt sich harmonisch ins Ganze. Im Gegensatz
dazu hätte in den Hefeschmelz auf der Pizza nicht unbedingt gebraucht, die
Pizza an sich aber gelang wirklich gut.
Auf meiner To Cook-Liste stehen noch:
Erdäpfel-Strudel
Linzer Torte
Schweizer
Älplermagrone
Berner Lebkuchen
Feurige
Paprika-Chili-Tortilla
Spanische
Zitronen-Kartoffeln
Französische
Fenchel-Suppe
Pissaladière
Türkisches
Fladenbrot mit Auberginencreme
Basmati-Pilaw
Pizza Lahmacun
Tajine mit
Süßkartoffeln, Früchten und Nüssen
Gemüse mit Harissa
auf Couscous
Arabisches
Reisgericht mit Früchten
Rote-Linsen-Dal
mit Naan-Fladenbrot
Indisches Curry
Kokosreis mit
Gemüse und Cashewkernen
Amerikaner
Guacomole mit Tortilla-Chips
Empanadas
mit fein gewürzter Seitan-Füllung
Linsensuppe
mit Bananen- und Kokoschips
Karibischer
Kichererbsen-Knusperspaß
Mango-Schoko-Rum-Milchreis
Fazit: Bei VEGAN international
merkt man, dass die Autorin kein Neuling auf dem Gebiet ist. Die Rezepte
funktionieren, besitzen (zumindest für mich) einigen Neuigkeitswert und sind
alltagstauglich. Von einigen kleineren Fehlern abgesehen (sind es nun 115 oder
80 vegane Rezepte? Nachzählen hilft…) finde ich das Buch gut gemacht und
durchdacht, was durchaus als Empfehlung gelesen werden kann.
VEGAN international – mit 115 veganen Rezepten um
die Welt
von Gabriele
Lendle
Gebundene Ausgabe,
160 Seiten
TRIAS Verlag, 1.
Auflage 2014
ISBN:
978-3830469988
Preis: € 19,99
Dank an den TRIAS Verlag, der mir ein
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.