Dienstag, 26. Februar 2013

Wen wundert's?

Meine Pferde kommen nicht in die Wurscht.

Das ist mir so völlig unbegreiflich, aber doch immer noch ziemlich normal: Wenn ein Pferd krank ist oder alt oder nicht mehr zu gebrauchen, dann wird der Schinder angerufen. Man sieht zu, wie das Tier, das einen bereitwillig durchs Leben getragen hat, fort gebracht wird. Wiehernd, immer. Verantwortung hört offenbar in dem Moment auf, in dem es unbequem wird.

Wenn wir schon so mit jenen Tieren umgehen, die wir gern haben und die uns nahe stehen, wen wundert es da, dass wir mit unseren Nutztieren so umgehen, wie wir es tun?

Wen wundern da BSE und Schweinegrippe und jetzt eben Pferde im Rinderpelz? Mich nicht mehr. Wenn wir glauben, nicht ohne Unser täglich Fleisch auskommen zu können und wenn wir außerdem nicht bereit sind, angemessenes Geld dafür zu bezahlen, dann zahlen wir trotzdem den Preis, irgendwie. Natürlich braucht es die Bereitschaft des Einzelnen, am schmalen Grat zwischen Recht und Unrecht entlang zu schrammen. Aber der Acker, auf dem dieser Einzelne seine Samen streut, das sind wir. Der Acker trägt Früchte. Und deshalb wird dieser Skandal auch nicht der letzte sein.

Ob denn Pferdefleisch unbedenklich für die Gesundheit sei, fragen nun verunsicherte Konsumenten. Ich frage: Wie weit haben wir uns eigentlich schon von unseren Lebensmitteln entfernt?

Also ganz ehrlich: Wen wundert’s?
Samstag, 23. Februar 2013

Klein und köstlich


Eine Septembererinnerung: Admont im Herbst, zwei Nächte in den Bergen, kurz Durchschnaufen, verträumt Wandern, alles voller Heidelbeeren.



In der Schutzhütte hatte der Hund sein Wasser, bevor wir die Bestellung abgeben durften. Und sein Gruß aus der Küche kam noch vor unseren Getränken. Dafür gab’s dann Almraunkerl zum Kaffee.

Almraunkerl sind eine traditionelle Spezialität aus dem steirischen Ennstal. Von den Sennerinnen gebacken werden sie beim Almabtrieb an die Zuschauer verteilt. Zum Ausstechen verwendet man spezielle Raunkerlmodeln, die sehr kleine Herzerl hervorbringen. Daher rührt offenbar auch der Name dieses Gebäcks: Raunkerl bedeutet nämlich „etwas Kleines“.


Almraunkerl

(Rezeptquelle: Franz Maier-Bruck „Vom Essen auf dem Lande“, erschienen im Orac-Verlag)

Zutaten für etwa 200 – 250 Stück

1 kg Mehl
200 g Zucker
200 g Butter
¼ l Sauerrahm
1 Prise Salz
Zimt

Fett zum Ausbacken
Kristallzucker und Zimt zum Wälzen

1. Alle Zutaten zu einem glatten und relativ festen Teig verkneten. Bei Bedarf noch etwas Sauerrahm hinzufügen. Den Teig etwa 30 Minuten im Kühlschrank rasten lassen.

2. Teig etwa 8 mm dick ausrollen. Das geht auch gut auf einer unbemehlten Arbeitsfläche. Mit einem Raunkerlmodel oder einer sehr kleinen Herzform Raunkerl ausstechen.

3. Die Raunkerl in heißem Fett (180 °C, ich habe dieses Mal Rapsöl verwendet) auf beiden Seiten schwimmend goldbraun ausbacken (jeweils etwa 2 Minuten).

4. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und noch warm im Zimtzucker wälzen.



Schmecken Raunkerl auch im Winter? Ohne Alm? Ohne klare Luft und atemberaubende Sicht? Und wie! Augen schließen, dazu ein warmer Heidelbeertee und schon … mmmh, bin ich wieder in Admont.


Mittwoch, 20. Februar 2013

Wunder gescheh'n


Als meine Mutter und ich vor gut einem Jahr in einem Bericht über Hafnerkeramik von den Perger Wunderblumen lasen, war es um uns beide geschehen.


Schon am nächsten Tag wurden wir im Perger Heimathaus vorstellig. Auf die Wunderblumen angesprochen, drückte uns ein sehr gebildet wirkender Herr mit grauem Haar eine kleine Broschüre in die Hand, deren Text mit folgenden Worten begann:
„Einige Tage, nachdem ungefähr Mitte August 1979 beim Wirtshaus-Stammtisch die Bemerkung fiel, dass beim Ausheben einer Baugrube in der Naarntalstraße alte Scherben gefunden worden seien, erfuhr auch der ehemalige Kustos des Heimathauses, Rudolf Zach, davon.“
Könnte so nicht ein spannender historischer Roman beginnen, eine bewegende Geschichte aus längst vergangenen Tagen, mit allerhand Verwicklungen, Tragödien, Liebeswirren, vielleicht sogar Mord?


Die Ernüchterung traf uns unmittelbar, hart und ein klein wenig schmerzhaft. Denn obwohl wir uns so fühlten, waren wir keinem revolutionären Geheimnis (mehr) auf der Spur, ganz im Gegenteil: Im Heimathaus wurden all unsere Fragen beantwortet.

Das Untere Mühlviertel, und mit ihm die Stadt Perg, hatte einst durch die für die Keramikherstellung geeigneten Tonvorkommen eine reiche und kunstvolle Hafnertradition. Besonders bemerkenswert sind die in Sammlerkreisen als „Zwiebelschüsseln“ bekannten Schüsseln und Teller, die mit großflächigen und auffälligen Fantasieblüten, Tulpen oder Granatäpfeln, Knospen, Blättern und Ranken verziert wurden. Farblich dominieren Rostrot, Schwarzbraun und verschiedene Grüntöne auf hellem Untergrund. Einfach wunderschön.


Aber auch schade, irgendwie. Naja, von außen betrachtet: Ganz so begnadete Detektive wären wir wahrscheinlich eh nicht, meine Mama und ich. Viel wichtiger ist, dass ich nun meine ganz eigene Wunderblumen-Schüssel in Händen halten darf. Ich habe sie bei der besten mir bekannten Keramikmalerin in Auftrag gegeben: meiner Mama.
Sonntag, 17. Februar 2013

So ein Glück

 


Glücklich sein schadet dem Pech. Las ich vor einigen Tagen in der Wohnung meiner lieben Freundin M. (wo genau, das verrate ich nicht). Stimmt, aber das mit dem Glück, das ist so eine Sache. Kommt bevorzugt zu denen, die nicht darauf warten. Kommt nur dann, wenn es wirklich will. Und geht auch schnell wieder, wenn es ihm grad nicht so gut reinpasst, dem Glück.

Brennnesseln enthalten Serotonin. Wusch! Ernährungswissenschafter-Sensoren auf Vollempfang. Könnte es sein, dass mein Lieblingsunkraut tatsächlich glücklich macht? Serotonin wird ja im Volksmund gern als Wohlfühl- oder Glückshormon bezeichnet. Ach deshalb mag ich dieses Grünzeug so gern, ich ahnte es doch. Mein Bauchgefühl ist einfach ein Wa…

Nein, leider. Ganz so einfach ist es nicht. Serotonin kann glücklich stimmen, ja. Aber stammt es aus der Nahrung, ist es nicht viel mehr als fahle Hülle: Weil es nicht ins Gehirn vordringen kann, darf es auch seine positive Wirkung nicht entfalten. Der Körper steht eben auf Hausgemachtes – und produziert sein Serotonin am liebstes selbst.

Na gut, du grüne Mogelpackung, glücklich machst du mich also nicht durch dein Serotonin. Trotzdem kommt das Glück, wenn ich dich esse: Weil du mir schmeckst.




Mürbes Brennnesselgebäck

Grandios zu einem kühlen Glas Weißwein!

Zutaten für etwa 3 – 4 Blech voll

150 g weiche Butter
180 g geriebener Käse
100 g Schlagobers
½ TL Salz
250 g Mehl
½ TL Backpulver
8 EL getrocknete Brennesselsamen (mehr dazu hier)

1. Butter und Käse mit den Knethaken des Handmixers verrühren.

2. Schlagobers, Salz, Mehl, Backpulver und Brennnesselsamen dazu geben und zu einem glatten Teig verkneten.

3. Den Teig etwa 2 Stunden im Kühlschrank rasten lassen.

4. Das Backrohr auf 200 °C vorheizen.

5. Teig etwa 5 mm dick ausrollen. Kekse ausstechen oder Quadrate ausradeln.

6. Das Gebäck auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen, mit Ei bestreichen und in etwa 10 Minuten goldbraun backen.




Käseroulade mit Brennnesselsamen

Zutaten für eine Roulade

300 g Käse (im Ganzen, in Folie verpackt)
70 g Frischkäse
getrocknete Brennnesselsamen

1. Das Käsestück in der Verpackung (muss noch dicht verschlossen sein) in eine Schüssel legen und mit sehr heißem Wasser bedecken. Nach etwa 30 Minuten sollte der Käse durch und durch weich, also eigentlich geschmolzen sein.

2. Käse aus der Verpackung nehmen und rasch mit einem Nudelholz so dünn wie möglich zu einem Rechteck ausrollen (es ist wichtig, dass der Käse auch in der Mitte geschmolzen ist, sonst geht das nicht g’scheit!).

3. Mit dem Frischkäse dünn bestreichen und mit den Brennnesselsamen bestreuen (wer mag, kann nun noch Schinkenscheiben auflegen).

4. Nun alles vorsichtig und mit leichtem Druck dicht einrollen (ich habe von der Längsseite her eingerollt), in Frischhaltefolie wickeln und einige Stunden kühl stellen.

5. Die Roulade in mundgerechte Stücke teilen.


Und was ich noch sagen wollte: Die Mogelpackung, liebe Brennnessel, die war natürlich gar nicht ernst gemeint.
Donnerstag, 14. Februar 2013

Für die Liebe gibt es kein Rezept …


… aber viele Zutaten: Pistazien und Mandeln, Rosen und Champagner, Muskat und Zucker, zu gebackener Sinnlichkeit vereint. Reichhaltig schmeckt sie, dicht und beglückend.


 


Persischer Liebeskuchen

Zutaten

360 g fein gemahlene Mandeln
200 – 250 g gelber oder brauner Zucker
120 g weiche Butter
1 Prise Salz
3 EL Rosen-Champagner-Gelee (ein Geschenk der lieben U.)
2 Eier
250 g Joghurt
1 TL frisch geriebene Muskatnuss
45 g grob gehackte Pistazien
getrocknete Rosenblüten zum Verzieren

1. Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Den Boden einer Springform (26 cm Durchmesser) mit Backpapier auslegen und die Innenseite der Form mit Butter ausstreichen.

2. Gemahlene Mandeln, Zucker, Butter und Salz in einer Schüssel mit dem Knethaken des Handmixers so lange verkneten, bis die Masse homogen und fein bröselig ist (dauert etwa 2 – 3 Minuten).

3. Die Hälfte dieser Mischung in der Springform verteilen und flach drücken.

4. Das Rosen-Champagner-Gelee auf dem Kuchenboden verstreichen.

5. Zur verbleibenden bröseligen Mischung Eier, Joghurt und Muskatnuss geben und gut unterrühren. Die Masse in die Springform füllen und glatt streichen. Am Rand entlang mit gehackten Pistazien bestreuen.

6. In etwa 40 – 45 Minuten goldbraun backen. In der Form auskühlen lassen.

7. Aus der Form nehmen und mit getrockneten Rosenblüten verzieren.

8. Dazu natürlich Champagner, nicht zu wenig J




Anmerkung: Wichtig ist es, den Kuchen in einer runden, mit Backpapier ausgelegten Springform zu backen, da er sehr klebrig ist. Mein übereifriger Versuch, eine Tarteform dafür zu verwenden (schaut ja viiiiiel hübscher aus), ist dann auch ein wenig misslungen: Erstens war die Form zu klein für die Teigmenge, zweitens hab ich den Kuchen sehr schwer herausgebracht – trotz Hebeboden. Manchmal ist halt doch weniger ein bisserl mehr.

Abgewandelt nach diesem Rezept.

Rosen und Champagner gibt’s übrigens auch drüben bei Frau Ziii.
Montag, 11. Februar 2013

Use Up Along 2013 – Rückblick, Ausblick und (lang noch nicht) fertig


Lebensmittel aufzubrauchen ist nicht so einfach wie gedacht. Es erfordert das Sichten einer Menge an Rezepten, das Aufstellen von Wochenspeiseplänen, das Einstecken von Kochniederlagen. Aber Wahnsinn, es hat Spaß gemacht! Mit einem noch geschärfteren Bewusstsein für den Wert meines Essens schließe ich den Use Up Along 2013 an dieser Stelle ab.

Und weil ein Use Up Along schon auch würdig ausklingen muss, habe ich heute noch mal in meinen Vorräten gekramt:

Vorspeise
Wintersalat mit Grapefruit und karamellisierten Maroni
Radicchio und Feldsalat waschen und zerpflücken. Eine Grapefruit filetieren und die Filets zum Salat geben, die verbliebenen Trennhäute noch über dem Salat auspressen. Salat mit Salz, Pfeffer, Walnussöl und weißem Balsamicoessig marinieren. 100 g küchenfertige Maroni in etwas Olivenöl anbraten, einen TL Zucker darüber geben und bei mittlerer Hitze karamellisieren lassen. Über den Salat streuen und servieren.

Hauptspeise
Pasta Asciutta vegetarisch
Einfach klasse! Haarscharf nach diesem Rezept.

Nachtisch
Müslicreme
1 Apfel mit der Schale reiben, mit 4 EL Müslimischung und 200 g Joghurt vermischen und etwa 30 Minuten ziehen lassen. Mit 1 EL Honig süßen (war die Müslimischung gezuckert, ist es wahrscheinlich auch so süß genug) und 125 ml geschlagenes Obers unterheben.

Schuld daran, dass es von meinem Use Up-Menü keine Fotos gibt, ist dieser Herr:


Gemeinsam verbrachten wir nämlich den heutigen Abend im Wartezimmer seiner Tierärztin. Spike hat sich beim Training den linken Mittelfuß geprellt, weil sein patschertes Frauli nicht schaut, wo es hinsteigt … Und als wir nach Hause kamen, waren vom Essen nur noch so ganz und gar nicht fotogene Reste übrig. Aber geschmeckt hat’s!

Schmecken tut mir außerdem, dass sich beim Thema Lebensmittelverschwendung mittlerweile auch gesellschaftspolitisch einiges tut: Inzwischen gibt es sowohl in Österreich als auch in Deutschland erwähnenswerte Initiativen (Lebensmittel sind kostbar, Zu gut für die Tonne), die sich mit der Problematik beschäftigen. Sogar die passenden Apps fürs Smartphone sind am Entstehen, siehe hier und hier.

***

NACHTRAG: Zu den gesammelten Use up-along-Werken geht es hier, hier und hier.
Freitag, 8. Februar 2013

Krapfen, Schritt für Schritt

 

Ein Fasching ohne Krapfen, was wäre das? Kein Fasching, eben. Und weil auf den Fasching gleich die Fastenzeit folgt, muss es uns auch herzlich wenig scheren, dass Krapfen so richtig fette Dinger sind. Ich finde, die Marmelade gleicht das wieder aus.

Vor einigen Jahren habe ich bei meinem liebsten (Jetzt-nur-noch-Hobby-)Bäcker (diese Schaumrollen!) einen Kurs belegt: Eine illustre Runde, ich darunter, war angetreten, um Schritt für Schritt die Kunst des perfekten Krapfens zu erlernen. Unter seiner Anleitung gelang das Schmalzgebäck flaumig und fein. Und diese Vielfalt! Faschingskrapfen mit weißem Rand um den Bauch, rustikale Bauernkrapfen, fruchtige Apfelkrapfen, gebackene Mäuse und auch diese hier: Glaskrapfen. Die heißen so, weil sie schon vor dem Backen mit Marmelade gefüllt und dann mit einem Glas rund ausgestochen werden.

Wir beginnen mit dem Wichtigsten: dem Krapfenteig.

Zutaten

Für das Dampfl:
250 ml lauwarme Milch
1 Würfel frische Germ
1 Prise Zucker
500 g Mehl (Type 700)

Außerdem, alles zimmerwarm (daher rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen):
35 g Zucker
1 Prise Salz
1 TL Vanillezucker
3 – 4 Dotter (je nach Größe)
Zitronenschale
1 Stamperl Rum
70 g weiche Butter

1. Für das Dampfl die Germ in die lauwarme Milch einbröseln, Zucker dazugeben und verrühren. Dann soviel Mehl einrühren (etwa die Hälfte), bis die Masse zähflüssig ist. Mit dem restlichen Mehl bedecken und zugedeckt an einem warmen Ort reifen lassen, bis sich die Masse verdoppelt hat und sich im Mehl grobe Risse bilden (etwa 1 Stunde).

2. Zum Dampfl kommen nun die restlichen Zutaten. Alles mit den Knethaken von Küchenmaschine oder Mixer zu einem glatten Teig abschlagen und zugedeckt nochmals etwa 30 Minuten gehen lassen.

 

Je nach Krapfenart geht es nun ganz unterschiedlich weiter. Für die Glaskrapfen:

3. Den Krapfenteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche zusammenstoßen und etwa 1 cm dick ausrollen.

4. Nun benötigt man zwei Gläser – eines soll im Durchmesser etwas kleiner sein als das andere. Mit dem größeren Glas auf der Hälfte des Teiges Kreise anzeichnen. Mit demselben Glas auf der anderen Hälfte des Teiges Scheiben ausstechen.

 

5. In die Mitte der angezeichneten Kreise jeweils einen Teelöffel Marmelade setzen und die ausgestochenen Scheiben über die angezeichneten Kreise mit der Marmelade legen.

 

6. Jetzt kommt das kleinere Glas zum Einsatz: Mit diesem werden nun die ganzen Krapfen ausgestochen. Dadurch verschließt sich die Nahtstelle zwischen den zwei Teigscheiben wunderbar.

 
 

7. Die Krapfen auf ein bemehltes Tuch setzen, abdecken und nochmals etwa 15 – 30 Minuten gehen lassen.

8. In der Zwischenzeit das Öl oder Schmalz erhitzen (ich habe eine Mischung aus Butterschmalz und Rapsöl verwendet). Hierfür lohnt sich die Anschaffung eines Küchenthermometers, denn die Temperatur des Fetts ist eines der wichtigsten Kriterien, ob der Krapfen gelingt oder nicht: Ist das Fett zu heiß, werden die Krapfen außen zu dunkel, während sie innen noch nicht ganz durch sind. Ist es nicht heiß genug, „sauft“ sich der Krapfen mit dem Fett richtig an. Die richtige Temperatur beträgt 180 °C.

9. Die Krapfen in das heiße Fett einlegen und zudecken. Etwa 2 – 3 Minuten backen, bis sie schön goldbraun sind. Durch das Zudecken gehen die Krapfen noch schöner auf. Dann die Krapfen mit Hilfe zweier Gabeln umdrehen und ohne Deckel weitere 2 – 3 Minuten backen. Vor dem Herausnehmen noch einmal umdrehen und kurz fertig backen.

10. Mit Staubzucker bestreuen.


Bei meinen Glaskrapfen hat sich kein weißer Ring gebildet. Ich vermute, weil die Teigstücke durch die Marmelade schwerer sind und dadurch tiefer ins Öl sinken. Klassische Faschingskrapfen mit Ring gehen so:

Schritt 1 und 2 bleiben gleich. Nach dem Rasten den Teig zusammenstoßen und in 50 g schwere Stücke teilen. Diese auf unbemehlter Arbeitsfläche rund schleifen, etwas flach drücken und auf ein bemehltes Tuch setzen. Abdecken und etwa 30 Minuten gehen lassen. Die Teigstücke werden dann mit der Unterseite (also der schiachen Seite) nach oben in das heiße Fett gelegt und wie oben beschrieben in etwa 6 Minuten gebacken. Es müsste sich dabei der typische weiße Ring bilden. Die Faschingskrapfen werden noch heiß mit Hilfe einer langen, schmalen Spritztülle mit Marillenmarmelade (mit Rum verfeinert) gefüllt und mit Staubzucker bestreut.


Und weiter?

Gebackene Mäuse: Die Teigstücke etwas länglich formen und verarbeiten wie beschrieben. Nach dem Herausbacken noch warm kurz in Milch tauchen und dann in einem Gemisch aus gemahlenem Mohn und Zucker wälzen.
Meine Mama hat die gebackenen Mäuse übrigens immer etwas anders gemacht: Sie hat gemahlenen Mohn, Zucker und Milch zu einem dicken Brei vermischt und diesen dann großzügig auf die Oberseite der Mäuse gestrichen. Hach, hab ich die geliebt.

Apfelkrapfen: Krapfenteig zubereiten und gehen lassen wie in Schritt 1 und 2 beschrieben. Dann den Teig rechteckig ausrollen, mit Apfelstücken bestreuen und einrollen. Mit einem scharfen Messer von dieser Roulade Scheiben abschneiden, noch mal kurz rasten lassen und herausbacken. Mit Zimt-Zucker bestreuen.


Bauernkrapfen werden übrigens aus einem etwas weniger feinen Germteig gemacht. Weil ich aber finde, dass vier Krapfenmöglichkeiten für den Anfang reichen, endet der Krapfenunterricht an dieser Stelle. Ihr habt jetzt eh ordentlich was zu lernen …

Rezepte: C. Schatz
Dienstag, 5. Februar 2013

Kürbis(s) zum Abendbrot


Der Biss in so ein Kürbisbrot schmeckt fruchtig, mild, leicht süßlich und sehr, sehr nach seinem Namensgeber. Ich empfehle es daher nur eingefleischten Kürbisfreunden, denen aber mit Nachdruck. Am besten noch warm mit gesalzener Butter oder auch knusprig getoastet, mit Ziegenfrischkäse bestreichen und mit Thymian bestreut.



Kürbisbrot


(nach einem Rezept aus dem Buch „Brot genießen“ von Oliver Brachat und Tobias Rauschenberger, erschienen im Hölker Verlag)

Zutaten für 1 großen oder 2 kleine Laibe

1 kleiner Hokkaido-Kürbis (etwa 1 kg schwer)
5 Stängel frischer Thymian, die Blättchen abgezupft, oder 2 TL getrockneter Thymian
3 EL Olivenöl
100 ml Milch
500 g Weizenmehl und 250 g Kastanienmehl (oder alternativ wie im Originalrezept 400 g Weizenmehl und 350 g Dinkelmehl)
½ Würfel Germ (20 g)
2 TL Salz
25 g weiche Butter

1. Backofen auf 190 °C vorheizen.

2. Kürbis vierteln, den Strunk herausschneiden und mit einem Löffel das Innere herauskratzen. Kürbisviertel mit Thymian und Olivenöl dicht in Alufolie verpacken und im Ofen in etwa 60 Minuten weich schmoren.



3. Kürbis herausnehmen und das Fruchtfleisch mit einem Messer von der Schale lösen. Mit dem Stabmixer oder im Standmixer unter Zugabe der Milch fein pürieren.


4. Mehl in eine Schüssel geben, Germ hineinbröseln, das Kürbispüree, das Salz und die weiche Butter zugeben und alles zu einem glatten und geschmeidigen Teig verkneten. Die Schüssel zudecken und an einem warmen Ort etwa 1 Stunde gehen lassen.

5. Den Teig herausnehmen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche gut durchkneten. Einen großen oder zwei kleine Laibe formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Abgedeckt nochmals etwa 1 Stunde gehen lassen.

6. In der Zwischenzeit den Backofen auf 200 °C vorheizen.

7. Das Brot auf dem Blech ins Rohr schieben und in etwa 45 Minuten goldbraun backen. Herausnehmen und auf einem Gitter abkühlen lassen.
Freitag, 1. Februar 2013

Immer dieser Weichsimichi


„Mamaaa, wos gibt’s denn heit?“

Diese Frage, aus süßem Minimädelmund gezwitschert, ist einfach zu süß.
„Es gibt Weichselmichel!“
„Weichsimichi! Jaaa! Juchhu! Jippieh!“
Das Minimädel weiß nicht genau, was Weichseln sind. Trotzdem freut es sich überirdisch (wie nur kleine Menschen es tun) und galoppiert davon.

„Weiberart ist’s, allzu schnell entflammt zu sein.“ (Aischylos)

Wenig später sitzen wir am Esstisch und das Minimädel spuckt mir eine Weichsel in die Hand.
„Wäh, net gut“, meint sie, rümpft die Nase hinauf fast bis zu den Augenbrauen und will eine Wurst ohne Brot.

Na gut, bleibt mehr für mich.



Weichselmichel

Nach einem Kirschenmichel-Rezept von Annik Wecker, das ich wirklich empfehlenswert finde. Am liebsten verwende ich dafür Weißbrotkipferl.

Zutaten für 4 Hauptspeisportionen

3 Weißbrotkipferl, altbacken (mit frischen wird’s nix, der Michel wird gatschig) – etwa 120 g – 150 g
175 ml Milch
3 Eier
75 g Zucker
1 EL Vanillezucker
1 Prise Salz
100 g zerlassene Butter
½ TL Zimt
40 g Mandelblättchen
500 g entkernte Weichseln
Butter für die Form

1. Die Kipferl in Scheiben schneiden, in einer Schüssel mit der Milch übergießen und beiseite stellen.

2. Die Eier mit Zucker, Vanillezucker und Salz dick cremig aufschlagen.

3. Währenddessen eine Auflaufform mit Butter ausfetten und das Backrohr auf 180 °C vorheizen.

4. Kipferlstücke, zerlassene Butter, Zimt und Mandelblättchen sowie die Weichseln unter den Eierschaum heben.

5. Alles in die Auflaufform füllen und etwa 40 Minuten backen.

6. Dazu passt hervorragend eine Vanillesauce wie zum Beispiel die hier.