Samstag, 30. November 2013

Wenn, dann so

Während meiner Studienzeit habe ich für eine kleine feine Bio-Zeitung kleine (keine Ahnung ob) feine Geschichten getextet. Hendlfleisch war einmal Thema und ich hatte mir ein hübsches Bild  von einer freilaufenden, weißen Bio-Henne für den Bericht zurechtgelegt. Freundlich aber bestimmt wurde ich zurechtgewiesen: Wenn es um Fleisch geht, muss auch das Fleisch abgebildet sein. Das lebende Tier, das geht auf gar keinen Fall.
Weshalb? fragte ich.
Aus Respekt, so die Antwort, aus Respekt vor dem Tier.

Ein respektvoller Umgang mit dem Leben ist wesentlich, das mag wohl kaum jemand bestreiten. Aber heute weiß ich, dass dieser Zugang nicht richtig war. Gerade aus Respekt vor dem Tier ist es notwendig, zu vermitteln, dass vor jedem Fleischgenuss das Töten eines Lebewesens kommt. Wer sich dessen bewusst ist, wird, so denke ich, verantwortungsvoller damit umgehen. Natürlich ist das nicht leicht, nicht schön, verdirbt uns vielleicht sogar den Appetit. Man denke nur an die Empörung, als Jamie Oliver in aller Öffentlichkeit ein Huhn schlachtete oder Josef Zotter seinen Essbaren Tiergarten eröffnete – ausgerechnet mit dem Slogan „Schaut dem Essen in die Augen“. Aber: Es ist wohl tatsächlich der einzig gangbare Weg.


In letzter Zeit fällt es mir sehr schwer, meine carnivore Identität zu finden oder zu bewahren. Ich kämpfe mich gerade – mehr oder weniger erfolgreich – durch den Wald, den Fleischesser, Vegetarier und Veganer zwischen sich angepflanzt haben. Allzu viele Pfade habe ich für mich noch nicht gefunden – bis auf einen: Wenn es eine ideale Form des Fleischessens gibt (und ich bin mir gerade nicht sicher, ob es sie gibt), dann wohl diese hier: Wenig (Stichwort: Sonntagsbraten) und wenn, dann Fleisch aus persönlich bekannter Herkunft.
Kürzlich hatte ich das Glück und noch mehr persönliche Bekanntschaft geht wohl nicht: Mein Bruder hat auf seinem Hof den Sommer über fünf Schafe gehalten. Sie durften ziemlich unbehelligt (von den paar Hüteversuchen der Border Collies meiner Schwester einmal abgesehen) im großen Obstgarten vorm Haus grasen, wurden versorgt und von den Kindern bestaunt. Im Herbst dann mussten sie in einem kleinen Schlachthof in der Nähe ihr Leben lassen. Ihr Fleisch wurde in der Verwandtschaft aufgeteilt und eines davon fand auch den Weg in meine Küche. Wenn, dann so.


Das Fast-Acht-Stunden-Lamm

Zuerst war ich ein wenig skeptisch: Acht Stunden? Bei 140 °C? Das kam mir zu lang vor, die Temperatur zu hoch. Nach ein bisserl Internet-Recherche hab ich’s dann aber riskiert. Gottseidank! Mittlerweile glaube ich nämlich, dass ich mit dem folgenden Rezept eine der besten Möglichkeiten gefunden habe, Lamm zuzubereiten. Unsere Gäste waren begeistert – und das Gericht hat sogar eine Freundin überzeugt, die normalerweise auf gar keinen Fall dazu zu bewegen ist, Lamm zu essen.
Der einzige, der ein kleines Problem damit hatte, war wohl mein Jagdhundmischling Spike: Immer wieder ist er (acht Stunden lang!) wie ein hungriger Wolf um den Ofen geschlichen, hat seine Nase in die Höhe gereckt, mit halb geschlossenen Augen den Duft eingesogen – und sich dann, nach trauriger Einsicht seiner völligen Hilflosigkeit in Bezug auf diesen unglaublich verführerischen Brocken Fleisch, wieder getrollt.
Als Beilage passen übrigens Kartoffel-Wedges (dann braucht man aber einen zweiten Ofen) oder auch ganz einfach knuspriges Baguette.

Zutaten für 4 – 6 Personen

2 weiße Zwiebeln, geschält und geviertelt
1 Bund Rosmarin
1 Lammkeule (etwa 1,5 kg)
Olivenöl zum Einreiben und Beträufeln
2 Knoblauchknollen, quer halbiert
100 g Feta, zerbröselt, oder Ziegenfrischkäse

Für das Dressing
Blätter von je 1 Bund Basilikum, Petersilie und Minze
1 TL Senf
1 EL Essig
1 EL Kapern
3 abgetropfte Sardellenfilets
fein geriebene Schale und Saft von 1 unbehandelten Zitrone
etwa 125 ml Olivenöl

zum Anrichten
2 unbehandelte Zitronen, der Länge nach geviertelt
Zitronenzesten von 1 unbehandelten Zitrone

1. Backofen auf 140 °C vorheizen.

2. Zwiebelviertel und halbierte Knoblauchknollen in die Mitte eines Bräters legen, darauf die Rosmarinzweige verteilen.

3. Die Lammkeule rundherum mit Olivenöl einreiben und mit Salz und Pfeffer kräftig würzen.

4. Lammkeule auf Zwiebeln und Knoblauch im Bräter legen und mit extra Olivenöl beträufeln. Alles locker mit Alufolie verschließen (die Alufolie sollte das Fleisch nicht berühren) und in den Ofen geben.

5. 7 – 8 Stunden in Ruhe braten lassen. Mein Fleisch war etwa 7,5 h im Ofen.

6. In der Zwischenzeit für das Dressing alle Zutaten im Mixer oder mit dem Pürierstab zu einer Paste pürieren. Falls es zu dick ist, noch etwas Olivenöl dazugeben. Das Dressing sollte sich dann gut über das Fleisch träufeln lassen.

7. Lammfleisch aus dem Ofen nehmen und etwa 20 Minuten ruhen lassen (bei mir hat sich sehr viel Saft im Bräter gebildet). Dann in Stücken vom Knochen lösen und auf einer vorgewärmten Platte anrichten. Mit Dressing beträufeln, mit Feta bestreuen und mit Zitronenspalten und –zesten garnieren.


Nach einem Rezept aus dem Buch „What Katie ate“ von Katie Quinn Davis, erschienen im Umschau Verlag.
Samstag, 16. November 2013

Dem Wiener Kaffee auf der Spur


Keine Ahnung, ob es eine Mär ist oder schlicht und einfach die Wahrheit: Der Wiener Kaffee könnte seinen legendären Ruf der Kornelkirsche zu verdanken haben. Bis ins 20. Jahrhundert hinein sollen in Wien geröstete und gemahlene Dirndlkerne als Kaffeezusatz genutzt worden sein und dem heiß begehrten Getränk eine angenehm vanillige Note verliehen haben.

Hm … Das ist eindeutig ein Fall für das Mädel vom Land.


Meine Recherche diesbezüglich hat nicht viel ergeben. Außer der verblüffenden Tatsache, wie ähnlich sich doch reife Kornelkirschen und Kaffeefrüchte sehen! Ein erstes Indiz also, aber noch lang kein Beweis.

Deshalb: Selbstversuch. Von meiner letzten Ernte habe ich mir einige Dirndlkerne aufgehoben, ich hab sie gesäubert, gewaschen und getrocknet. Die Kerne habe ich nun geröstet: Etwa 20 Minuten, bei eher milder Hitze und unter öfterem Umrühren, damit sie nicht anbrennen. Neben die Pfanne habe ich mir eine Kaffeebohne gelegt, um den ungefähren Röstgrad abschätzen zu können.


Ich habe die Kerne dann kurz abkühlen lassen und anschließend in meiner elektrischen Kaffeemühle gemahlen. Beim Öffnen der Kaffeemühle war ich einigermaßen erstaunt: Das Pulver sah aus wie ganz normaler Kaffee.


Kaffeeverkostung

Geschmackliche Unterschiede lassen sich nur dann gut erkennen, wenn direkt verglichen werden kann. Ich habe daher je einen Teelöffel Kaffeepulver, Dirndlkernpulver und Kaffee-Dirndl-Gemisch (1:1) mit heißem Wasser aufgebrüht. Außerdem hatte ich noch Eichelmehl übrig, selbst gemachter Eichelkaffee war also ebenfalls mit von der Partie.

Zuerst habe ich von meinem gewohnten Kaffee gekostet. Er schmeckte so, wie ich ihn mag: leicht säuerlich, leicht bitter, ausgewogenes Röstaroma. Gleich danach kam die Kaffee-Dirndlkernpulver-Mischung. Echt unglaublich: Der Vanillegeschmack hat mich fast umgehauen. Ich war und bin begeistert. Pur schmeckt Dirndlkernpulver etwas fad, eigentlich nur säuerlich. Und der Eichelkaffee? Unaufdringlich. Aber zumindest besser als jedes Instantprodukt, das ich kenne.


Was nun eine konkrete Rezeptur für Wiener Kaffee nach (vermutlich) alter Tradition angeht, bin ich noch etwas unschlüssig. Ich denke aber, folgende Melange wird ganz gut passen:

Auf 4 Teelöffel gemahlenen Kaffee 1 Teelöffel Dirndlkernpulver.

Ich glaub, das ist das kürzeste Rezept, das ich jemals gepostet hab J. Habt eine schöne Kaffeepause!

Mittwoch, 13. November 2013

Ein Wald für mich allein


Nur der Einsame findet den Wald; wo ihn mehrere suchen, da flieht er, und nur die Bäume bleiben zurück.

Ich liebe diese Worte von Peter Rosegger, sie sind wahr und schön. Ein Spaziergang durch den Wald erdet und tröstet mich, er entspannt und aktiviert zugleich. Dieser Ort hat für mich etwas Märchenhaftes. Hier entstehen Ideen und Lösungen besonders leicht. Manchmal umarme ich auch einen Baum, ich geb’s zu.  

In früheren Zeiten war der Wald ganz selbstverständlich in das Leben von Mensch und Tier integriert. Er diente als Weide für das Vieh, das trockene Laub wurde als Einstreu oder in Notzeiten auch als Speiselaub genutzt. Abgebrochene Zweige wurden vom Boden gesammelt und für kalte Zeiten zum Heizen aufgehoben. Und im Herbst wurden die Schweine in den Wald geschickt, damit sie Bucheckern und Eicheln fressen konnten.


Heute hat der Wald andere Aufgaben: Es geht vor allem um sein Holz und die Jagd. Aber trotzdem können wir hier immer noch Nahrung finden – für die Seele und den Bauch.


Schokokekse mit Bucheckern

Bucheckern sind die Früchte der Buche, kleine, dreikantige Nüsschen, die wunderbar nach frischen Haselnüssen schmecken. Sie können im September und Oktober gesammelt werden. Roh und in größeren Mengen genossen können Bucheckern bei empfindlichen Personen zu Beschwerden führen, sie werden daher am besten erhitzt.
Das folgende Rezept mag ich besonders gern. Es wird Ahornsirup verwendet, was mir unglaublich gut schmeckt und außerdem ganz ausgezeichnet zu einem Waldkeks passt.


250 g Mehl
150 g kalte Butter
40 g dunkle Schokolade, fein gehackt
100 g Zucker
85 g Ahornsirup
½ TL gemahlener Zimt
½ TL gemahlene Nelken
½ TL Backpulver
geschälte Bucheckern

1. In einer Schüssel Mehl mit Butter verbröseln. Mit den restlichen Zutaten zu einem glatten Teig verkneten.

2. Den Teig zu Rollen von etwa 4 cm Durchmesser formen, in Frischhaltefolie wickeln und für mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank stellen.

3. Ofen auf 200 °C vorheizen.


4. Von den Teigstangen etwa 3 mm dicke Scheiben abscheiden und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Die Teigscheiben mit je 2 – 3 Bucheckern belegen und die Bucheckern leicht in den Teig drücken.

5. Kekse etwa 8 Minuten backen.


Eichelkakao

Was könnte besser zu den Bucheckern-Keksen schmecken? Eben. Als ich dieses Rezept entdeckte, war ich zunächst überrascht. Eichelkaffee kannte ich ja schon, aber Eichelkakao? Natürlich ein Must-try.
Eichelfrüchte können im Oktober gesammelt werden. Es sollten nur unversehrte Eicheln mit nach Hause genommen werden: Haben sie irgendwo ein Loch, ist mit ziemlicher Sicherheit der Wurm drin. Rohe Eicheln schmecken durch ihren hohen Gerbsäuregehalt sehr bitter und sind nur was für Eichhörnchen, Rehe, Wildschweine & Co. Der Geschmack verbessert sich deutlich durch Waschen, Kochen oder Rösten. Geschält sehen sie übrigens aus wie übergroße Erdnüsse.
Eichelkakao schmeckt zart und wirklich gut. Ich vermute, dass sein Aroma sehr stark vom Röstgrad abhängt. Für meinen ersten Versuch habe ich die Eicheln eher hell geröstet. Wer Eichelkakao genießt, sollte immer wieder einmal umrühren, da sich das Eichelmehl mit der Zeit wieder am Boden des Glases oder Häferls absetzt.

Für ein Glas oder Häferl

¼ l Pflanzen- oder Kuhmilch
1 gehäufter TL Eichelkakaomehl (siehe unten)
1 TL Zucker
Nach Belieben: Kardamom- und / oder Zimtpulver

1. Milch erhitzen.

2. In einem hohen Glas oder großen Häferl Eichelkakaomehl und Zucker vermischen und mit etwas heißer Milch verrühren, bis kein Klümpchen mehr sichtbar sind.

3. Mit der restlichen Milch aufgießen und nach Belieben mit Kardamom und/oder Zimt würzen.


Eichelkakaomehl
1. Eicheln in einem großen Topf (am besten aus Eisen, ich habe Edelstahl verwendet) ohne Fett nicht zu heiß rösten. Dabei immer wieder umrühren, damit sie nicht anbrennen.

2. Wenn die Schale aufspringt und sich zu lösen beginnt, die Eicheln auf einem Backblech verteilen und auskühlen lassen.

3. Schale entfernen und die Kerne grob hacken.

4. Kerne in ein feines Metallsieb geben und kochendes Wasser darüber gießen. Diesen Vorgang mindestens dreimal wiederholen, um die Gerbsäure auszuspülen.

5. Kerne auf einem Tuch trocknen lassen.

6. Dann nochmals im Eisentopf rösten – unter ständigem Rühren und so lange, bis die Eichelkerne braun und absolut trocken sind.

7. Abkühlen lassen und in einer Kaffeemühle fein vermahlen.

8. In einem gut schließenden Gefäß aufbewahren.


Alle Rezepte aus dem Buch „wild kochen“ von Anette Eckmann, erschienen im Christian Verlag.

Und hier kommt noch mein Lieblingswaldbild 2013:

Sonntag, 10. November 2013

Kinder, Kinder …


Eine Schokolade, einen grooooßen Schluck Bier, eine grrrrroße Wurst und Himbeersaft und Kuchen natürlich!

So sieht eine ideale Mahlzeit aus, wenn man den Pumuckl nach seinen Essenswünschen fragt.

Die Schokolade und die grrrrroße Wurst sind zwar auch ganz nach dem Geschmack des Minimädels, derzeit steht ihm der Sinn aber meist nach:

Knusperbrot mit Gurke!

Und dazu:

Ein kaltes, kaltes, kaltes Wasser mit Eiswürfelzucker!

Jaja, das Minimädel ist sehr bescheiden. Knusperbrot mit Gurke, das sind nämlich knusprige aber ganz nackerte, geviertelte Mehrkorntoastscheiben mit jeweils einer Scheibe ungeschälter Gurke drauf (ich muss zugeben: auch ich kann dieser Speise geschmacklich etwas abgewinnen). Und Wasser mit Eiswürfelzucker? Ganz einfach Wasser mit einem Eiswürfel drin. Das Minimädel hat sich halt irgendwann einmal eine Wortmelange aus Eiswürfel und Würfelzucker ausgedacht.
Moment: Wenn ich mir das so durchlese, klingt das ganz arg nach der Ess-Doktrin einer ziemlich unlustigen Übermama. Aber ich schwöre: Ich hab damit nix zu tun.

Kinder essen das, was ihnen schmeckt. Grundsätzlich entspricht das zwar genau meiner Vorstellung von Gesunder Ernährung, manchmal sind aber die Gerichte, die ihnen schmecken, etwas, naja, schräg. Ich erinnere mich beispielsweise noch genau an meine Biskuitteig-Phase: Kaum hatte ich von meiner Mama gelernt, wie man einen Biskuitteig anrührt, hab ich mir den auch gemacht, zum Essen, einfach so. Ohne Backen, versteht sich. Ein Ei, ein Esslöffel Zucker, ein Esslöffel Mehl. Ist ja wirklich kinderleicht.
Meine Nichten hingegen haben sich, als sie noch kleiner waren, von Saurem Brot ernährt: Essig und etwas Wasser in einem Suppenteller, das Ganze mit Brot aufgetunkt. Sehr, ähm, puristisch. Außerdem ein Dauerbrenner: Nudeln mit Ketchup. Himmel!

Es gibt allerdings ein Ketchup, mit dem könnte ich mir das sogar vorstellen: Das wird aus Hagebutten gemacht, was zwar auch ein wenig ungewöhnlich klingt, am Teller dann aber ganz und gar überzeugt.


Kartoffel-Wedges mit Hagebutten-Ketchup

Für das Ketchup
1 kleine rote Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 EL Butter
abgeriebene Schale von ½ unbehandelten Orange und ½ unbehandelten Zitrone
250 g Hagebuttenmus, hergestellt nach dieser Methode
50 ml Rotweinessig
100 ml Wasser
90 g Zucker
½ TL Salz
¼ TL Piment
¼ TL Nelkenpulver
¼ TL Cayennepfeffer

1. Zwiebel und Knoblauch fein hacken

2. Butter schmelzen und darin Zwiebel, Knoblauch, Orangen- und Zitronenschale anschwitzen.

3. Hagebuttenmus dazugeben, dann Essig und Wasser.

4. Alles gut verrühren, dann die Masse mit dem Stabmixer fein pürieren.

5. Zucker und Gewürze zum Püree geben und unter öfterem Umrühren etwa 25 – 30 Minuten köcheln lassen, bis das Ketchup dick und zähflüssig wird (es sollte allerdings auch nicht zu dick sein, denn es dickt beim Abkühlen noch ein).

6. Noch heiß in saubere Gläser oder Flaschen füllen, gut verschließen und kühl aufbewahren.

Für die Wegdes
Kartoffeln
Süßkartoffeln
Olivenöl
Salz, Pfeffer
Kümmel
Majoran getrocknet
nach Belieben etwas Paprikapulver

1. Backrohr auf 200 °C vorheizen.

2. Kartoffeln und Süßkartoffeln schälen und der Länge nach vierteln.

3. In einer feuerfesten Form mit Olivenöl, Salz, Pfeffer, Kümmel, Majoran und eventuell Paprikapulver vermischen.

4. Die Kartoffeln etwa 45 Minuten backen.

5. Mit Hagebuttenketchup und / oder Sauerrahm servieren.


Das Ketchup-Rezept stammt aus dem Buch „wild kochen“ von Anette Eckmann, erschienen im Christian Verlag.
Freitag, 8. November 2013

Ein Eierspeis'-Drama

Die neue US-Serie Mistresses ist im österreichischen Fernsehen angelaufen und ist, trotz wohltuend weiblich geformter Alyssa Milano, aus meiner Sicht eher … naja. Das hat mehrere Gründe, einen aber ganz besonders:
Die langbeinige Schwester der Anwältin, die mit Lotterleben und Maklerberuf, stand in einer der vergangenen Folgen in der Küche und machte sich an einer Eierspeis zu schaffen. Da kommt ihr Schwager rein, schaut sie an und ihr zu, und sagt: So wird das nix. Nimmt die Pfanne, schmeißt alles in den Müll und fängt noch einmal von vorne an. Die dazugehörige Konversation interessiert hier nicht, vielmehr: WARUM um Himmels Willen schmeißt der Mann einfach so eine Eierspeis’ weg? Was kann man denn dabei bitte falsch machen?

Genau: Nix. Und diese Selbstverständlichkeit, mit der gutes Essen seinen Weg in den Mistkübel findet, ist schon verstörend. Ist das echt so normal?

Die Zeichen stehen auf Gegenkurs, Gott sei Dank. Lebensmittelverschwendung ist ein echtes Thema, ja fast schon Trend. Es gibt unglaublich viele Initiativen, Ideen und Veranstaltungen, mittlerweile darf sogar schon wieder schiaches Obst und Gemüse ins Regal. Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur ein grünes Mäntelchen ist, das wir uns alle schnell mal umhängen - weil es halt grad jeder tut.
Mittwoch, 6. November 2013

Echt super


Superfrüchte: Açaí und Acerola, Goji und Noni, Guarana und Cranberry. Und wie sie alle heißen. Schluss damit.

Ich sag euch jetzt, was wirklich super ist: Holunder und Vogelbeer, Schlehdorn und Hagebutte. Das sind die Original-Superfrüchte, die mit dem Echtheitszertifikat. Voller Nährstoffe, heimisch, im idealen Reifezustand, mit den eigenen Händen geerntet, wunderbar im Geschmack und völlig kostenlos noch dazu. Von frischer Luft und Bewegung an derselben ganz zu schweigen.

Natürlich, sie machen Arbeit, diese superen Früchte, aber das ist ein Aufwand, der sich lohnt.


Superfruchtmarmelade

Vogelbeeren
Holunderbeeren
Schlehdorn
Hagebutten
Gelierzucker (ich verwende meist 2:1)

1. Bevor die Früchte eingekocht werden können, müssen alle vier separat vorbereitet werden:

Vogelbeeren
Ernte: etwa Oktober / November.
Vogelbeeren schmecken relativ bitter. Das mag nicht jeder und ist auch für mein Geschmacksempfinden too much. Um die Bitterkeit zu mildern, sollte man den ersten Frost abwarten. Danach schmecken die Beeren milder. Wer nicht so lange warten möchte, erntet schon früher und friert die Vogelbeeren für einige Tage ein.
Nach dem Auftauen habe ich außerdem noch versucht, die Bitterkeit mit folgender Prozedur weiter zu mindern: Die Vogelbeeren 2 Tage lang in kaltes Wasser legen, dabei alle 12 Stunden das Wasser wechseln.
Die Vogelbeeren habe ich dann verlesen und fein püriert.

Holunderbeeren
Ernte: etwa September
Ich habe meine Holunderbeeren heuer entsaftet. Dafür für 1 kg Hollerbeeren (von den Rispen abgerebelt) 1 Liter Wasser aufkochen. Die Beeren ins kochende Wasser geben und kochen lassen, bis sie aufplatzen. Ein Sieb mit einem alten, aber sauberen Geschirrtuch auslegen und die Hollermischung abseihen, das Tuch gut ausdrücken. 300 g Kristallzucker zum abgeseihten Saft geben und etwa 12 Minuten kochen lassen. Heiß in Flaschen oder Gläser füllen, abkühlen lassen und kühl aufbewahren.
Natürlich lässt sich der Saft auch ohne Zucker zubereiten, allerdings verringert sich dadurch natürlich seine Haltbarkeit.

Schlehdorn
Ernte: etwa Oktober / November
Die Früchte des Schlehdorns schmecken roh sehr herb und pelzig. Es empfiehlt sich, ähnlich wie bei den Vogelbeeren, den ersten Frost abzuwarten oder die Früchte vor Gebrauch einige Tage einzufrieren.
Schlehdorn mit wenig Wasser aufkochen und köcheln lassen, bis die Früchte aufplatzen. Mit einem Kartoffelstampfer ordentlich bearbeiten, dann durch die Flotte Lotte passieren.

Hagebutten:
Ernte: etwa Oktober / November
Bei den Hagebutten bin ich inzwischen nicht mehr zimperlich. Sie kommen – natürlich ohne Stängel – als Ganzes in den Topf, werden knapp mit Wasser bedeckt und weich gekocht. Anschließend bearbeite ich den gesamten Topfinhalt (das Wasser nicht abgießen!) mit dem Kartoffelstampfer. Durch die relativ große Menge an Kochwasser entsteht eine kompakte, aber weiche Masse, die sich super durch die Flotte Lotte passieren lässt.

2. Vogelbeermus, Hollersaft, Schlehdorn- und Hagebuttenpüree vermischen und mit Gelierzucker wie gewohnt einkochen. Für meine Marmelade habe ich jeweils gleiche Anteile aller vier Früchte verwendet. Die Vogelbeere kommt dadurch geschmacklich relativ stark zum Vorschein, was ich durchaus ansprechend finde. Wer den Bittergeschmack nur ganz dezent in seiner Marmelade möchte, verwendet einfach etwas weniger davon.

3. Die Marmelade noch heiß in saubere Gläser füllen und gut verschließen.


David Lebovitz’ Easy Jam Tart mit Superfruchtmarmelade

Diese Tarte ist ein Segen. Sie ist wunderbar einfach zu backen – und sie wird von Tag zu Tag besser. Die Superfruchtmarmelade ist zugegebenermaßen nicht sehr puristisch – aber ich finde, dass sich die vier Wildfrüchte vom Geschmack her sehr gut ergänzen.

Für die Tarte
190 g Mehl
70 g Maismehl
1 Prise Salz
2 TL Backpulver
110 g kalte Butter
70 g Zucker
1 großes Ei
1 großer Eidotter
250 g Superfruchtmarmelade (siehe oben)
2 EL grober Rohrzucker

1. Mehl, Maismehl, Salz und Backpulver vermischen.

2. Auf einer sauberen Arbeitsfläche Butter mit der Mehlmischung verbröseln. Zucker, Ei und Eidotter dazugeben und zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig zu einer Kugel formen, in Frischhaltefolie wickeln und im Kühlschrank etwa eine halbe Stunde rasten lassen.

3. Backrohr auf 180 °C vorheizen.

4. Den Teig dritteln. Zwei Drittel auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen und eine Tarteform (etwa 24 cm Durchmesser) damit auskleiden.

5. Die Marmelade auf dem Teig verteilen.

6. Das restliche Drittel des Teiges etwa 3 mm dünn ausrollen und beliebige Formen ausstechen. David Lebovitz formt den Teig auch einfach zu einer Rolle von etwa 5 cm Durchmesser und schneidet von dieser Rolle dünne Scheiben ab.


7. Formen oder Scheiben auf der Marmelade verteilen.

8. Die Tarte großzügig mit Rohzucker bestreuen.

9. Im Ofen etwa 25 – 30 Minuten goldbraun backen.


Originalrezept für die Tarte: hier.
Montag, 4. November 2013

Lesefrucht: Ich vertraue dir


Sind wir echt so blöd? Oder bequem? Festgefahren? Vergesslich? Nur wenige Monate nach dem Pferdefleischskandal läuft alles seinen gewohnten Gang. Die beteiligten Firmensind wieder dick im Geschäft und Fertigprodukte beliebt wie nie zuvor. Derweil beschlagnahmt die italienische Polizei drei Tonnen Brot, das mit Nägeln,Farbresten und Holz verunreinigt ist. Echt jetzt?

Beim Lesen dieser Schlagzeilen hatte ich ein Déjà-LU. Schon mal gelesen, irgendwo. Genau, hier: Im 2009 erschienenen Roman Ich vertraue dir. Dieses Buch dreht sich um Gigi Vianello, einen attraktiven und erfolgreichen Geschäftsmann, der in seinem Gourmetrestaurant auf Sardinien nur die allerbesten Speisen von höchster Qualität serviert. Das große Geld verdient er allerdings woanders: Im internationalen Handel mit minderwertigen und kontaminierten Lebensmitteln. Die absurden Probleme, die sich daraus ergeben und mit denen er sich im Verlauf der Geschichte herumzuschlagen hat, machen ihn fast schon wieder ein bissl sympathisch. Aber nur fast.

„Heutzutage hat sich der Geschmack der Leute verändert, weil sich eine Ernährung auf niedrigem Niveau durchgesetzt hat. Wer gutes und gesundes Essen will, muss nicht nur Geld ausgeben, sondern auch erst einmal lernen, was Qualität ist.“

Ziemlich 2013, oder?


Ich vertraue dir
von Francesco Abate und Massimo Carlotto
erschienen im C. Bertelsmann Verlag