Dienstag, 29. Mai 2012

Unterm Hollerbusch


Früher noch, da wuchs vor jedem Haus und Hof, vor jeder Stalltür ein Holunderstrauch. Ein Schutzbaum. Die germanische Göttin Holla wohnt darin, so glaubte man, ein freundliches Wesen, das Menschen und Pflanzen behütete. Deshalb sprach man dem Strauch abwehrende Kräfte zu gegen bösen Zauber und die dunklen Mächte der Unterwelt. Einen Hollerbusch mutwillig umhauen oder sein Holz verbrennen, das sollte Unglück über einen bringen, ja sogar den Tod.

Den Menschen galt er als „Herrgottsapotheke“. Blüten, Früchte, Blätter, Mark, Rinde, Holz und Wurzeln wurden gegen ungezählte Leiden als Heilmittel eingesetzt. Und man schwatzte ihm Krankheiten auf, die auf anderem Wege nicht zu heilen waren. Dazu bat man den Strauch ehrfürchtig, die Krankheit zu übernehmen, man „besprach“ ihn mit Entzündungen, Augenleiden oder Warzen.

Aus der einstigen Kultfigur der Göttin Holla wurde später Frau Holle, die Wolkenfrau. Aus den weißen Blüten des Holunderstrauchs wurden die Federn, die Frau Holle im Grimm’schen Märchen wie Schnee zur Erde rieseln lässt.

Frau Holle, Frau Holle, die schüttelt ihre Betten aus,
fällt blütenweißer Schnee heraus.
So viele Flöckchen auf einmal,
so viele Flöckchen ohne Zahl.
Frau Hi, Ha, Holle du,
schüttle fleißig zu.

Altes Kinderlied

Ich habe am vergangenen Pfingstwochenende Frau Holle in meine Küche eingeladen und mit ihr ein Frühlingsfest gefeiert. Die ganze Wohnung voller Hollerblütenduft. Sie war intensiv und verrückt, diese Kocherei. Zeitweise wusste ich gar nicht mehr, wie ich aufhören soll.



Hollerblütensirup mit Schafgarbe & Melisse

Die aromatische, honigduftende Schafgarbe (ihre Blüten sind ein solche Augenweide, besonders die rosaroten …) und die erfrischende Melisse machen den Hollerblütensirup zu etwas Besonderem.

Zutaten

2 Liter Wasser
4 kg Zucker
50 g Zitronensäure
20 Holunderblütendolden
20 rosa und weiße Blütenstände der Schafgarbe
5 – 10 Melissenzweige
2 Bio-Zitronen

1. Wasser mit Zucker in einem großen Topf erwärmen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Abkühlen lassen.

2. Zitronen waschen und in dünne Scheiben schneiden.

3. Zitronensäure unter das Zuckerwasser mischen und dann die Zitronenscheiben sowie die Kräuter dazugeben. Kräftig umrühren, Deckel drauf.

4. Nach 5 – 6 Tagen abseihen und in sterilisierte Flaschen abfüllen.



Hollerblütenkrapfen mit Erdbeer-Rahm-Eis

Das schnellste (und beste!) Eis der Welt verlangt nach einem Quick-Chef von Tupperware, geht aber auch mit elektrischen Mixern und Zerkleinerern. Meine liebsten Kombinationen sind Erdbeere + Schlagobers und Himbeere + Sauerrahm.

Zutaten für 2 – 3 Portionen

Hollerkrapfen
125 g Mehl
1 Ei
2 TL Öl
1 Prise Salz
20 g Zucker
125 ml Wein oder Milch
6 – 8 Holunderblütendolden
Öl zum Herausbacken

Erdbeer-Rahm-Eis
½ Packung tiefgekühlte Erdbeeren (ca. 150 g)
1 – 2 EL Zucker
etwa 200 g Schlagobers

Walderdbeeren und Staubzucker zum Garnieren

1. Die Holunderblütendolden säubern.

2. Für den Backteig das Ei trennen. Mehl mit Dotter, Öl, Salz und Wein oder Milch zu einem Teig verarbeiten. Eiklar mit Zucker zu Schnee schlagen, vorsichtig unterziehen.

3. Öl in einem schmalen Topf erhitzen (etwa 3 – 4 cm hoch). Ein flaches Teller mit einigen Lagen Küchenkrepp darauf sowie eine Schere bereitlegen.

4. Die Holunderblütendolden am Stiel halten und kopfüber einzeln durch den Backteig ziehen. Etwas abtropfen lassen und in das heiße Öl halten. Den Stiel dabei nicht loslassen, sondern gleich mit der freien Hand die Schere nehmen und den Haupt- und die kleineren Nebenstiele abschneiden. Die Hollerkrapfen goldgelb backen, dann auf dem Küchenkrepp abtropfen lassen.

5. Unmittelbar vor dem Servieren das Eis zubereiten: Die Erdbeeren aus dem Tiefkühler nehmen und in den Quick-Chef geben. Zucker darüber streuen, verschließen und die Erdbeeren etwas zerkleinern. Dann kommt das Schlagobers dazu und alles wird solange verrührt, bis die Masse glatt und cremig ist. Das Eis entsteht sofort durch die Kälte der gefrorenen Früchte.

6. Die Hollerkrapfen auf Desserttellern anrichten, mit Staubzucker bestreuen, das Eis daneben anrichten und alles mit den Walderdbeeren garnieren.



Hollerblütenbrot
(nach einem Rezept von „Kräuterfee“ Elisabeth Mayer)

Hollerblütenbrot schmeckt sehr elegant und fein. Ganz pur, nur mit Butter bestrichen, ein Hochgenuss. Ich habe es heute zu einer leichten Fenchelsuppe gegessen.

Zutaten

500 g Mehl
300 ml Milch
8 - 10 g Salz
12 Holunderblütendolden oder 3 EL getrocknete Holunderblüten
1 TL Zucker
20 g frische Germ
geriebene Schale von 2 Bio-Zitronen

1. Die Holunderblüten mit den Händen abzupfen, dabei möglichst wenig Grün dranlassen.

2. Die Milch lauwarm erwärmen und Germ darin auflösen.

3. Mehl, Zitronenschale, Zucker, Salz und Holunderblüten in einer Schüssel vermischen. Die Milch-Germ-Mischung zufügen und zu einem elastischen Teig verkneten.

4. Den Teig an einem warmen Ort mit einem Tuch abgedeckt etwa 1 Stunde gehen lassen.

5. Den Teig nochmals gut durchkneten, eine Rolle formen und in eine befettete Kastenform geben. Das Brot mit Öl bestreichen und nochmals 2 Stunden gehen lassen.

6. Bei 180 °C etwa 45 Minuten backen.



Hollerblüten-Apfel-Kuchen
(nach einem Rezept von „Kräuterfee“ Elisabeth Mayer)

Wer Äpfel mag, sämiges Karamell und ungewohnte Geschmackserlebnisse, der liegt mit diesem Kuchen genau richtig.

Zutaten

Mürbteig
50 g Zucker
50 g Staubzucker
200 g Dinkelvollkornmehl
100 g Butter
1 Prise Salz
1 kleines Ei

Belag
700 g Äpfel
10 frische Holunderblütendolden
200 g Schlagobers
1 EL Bienenhonig
Holunderbeerenmarmelade oder eine andere, nach Geschmack (ich habe ein Gelee vom Roten Holunder verwendet)
75 g gemahlene Mandeln
100 g brauner Zucker

1. Alle Zutaten für den Mürbteig zu einem glatten Teig verkneten. Zu einer Kugel formen und 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.

2. Äpfel schälen, entkernen und blättrig schneiden.

3. Die Holunderblüten mit den Händen abzupfen, dabei möglichst wenig Grün dranlassen.

4. Schlagobers und Honig erwärmen und gut miteinander aufschlagen.

5. Backofen auf 250 °C vorheizen.

6. Den Teig etwa ½ cm dick ausrollen und eine Springform damit auskleiden. Dabei einen schönen Rand formen.

7. Teig mit Marmelade bestreichen, mit den gemahlenen Nüssen und den abgezupften Holunderblüten bestreuen und mit der Hälfte der Obers-Honig-Mischung übergießen.

8. Die Hälfte des braunen Zuckers über dem Kuchen verteilen, dann die Äpfel. Mit dem restlichen braunen Zucker bestreuen und die verbliebene Obers-Honig-Mischung darübergießen.

9. Den Holunderblüten-Apfel-Kuchen etwa 30 Minuten backen und ofenwarm servieren.


Noch mehr Hollerblüten

Auch die folgenden Rezepte und Anregungen waren schon mal in meinen Töpfen, Schüsseln, Gläsern zu finden. Alle erprobt und unbedingt einen Versuch wert.

Hollersekt
(ein Rezept aus der „Österreichischen Vorratskammer“ von Ingrid Pernkopf und Willi Haider)
Ergibt etwa 12 Liter: 1,5 kg Zucker in 10 Liter Wasser auflösen. 40 Holunderblütendolden, 2 unbehandelte Zitronen (in Scheiben geschnitten) und 250 ml Weinessig dazugeben und 24 Stunden ruhen lassen. Abseihen und in dickwandige Flaschen füllen. Die Flaschen sollten nicht vollständig gefüllt werden, weil sich durch die anschließende Flaschengärung der Druck darin erhöht.
Besonders gut eignen sich Sektflaschen. Um sie zu verschließen, wird an der Oberfläche des Korkens eine flache Kerbe eingeschnitten. In diese Kerbe wird ein starker Bindfaden gelegt, den man dann um den Flaschenhals bindet und doppelt verknotet. Meiner Erfahrung nach funktioniert es aber auch mit stabilen Mineralwasser-Flaschen aus Kunststoff sehr gut. „Normale“ Mineralwasserflaschen aus Glas hingegen können beim Gärvorgang explodieren.
Die Flaschen werden an einem kühlen und dunklen Ort stehend gelagert. Nach einigen Tagen tritt eine leichte Gärung ein. Etwa einen Monat später kann das Getränk genossen werden. Der Hollersekt sollte noch im selben Sommer verbraucht werden.

Hollerblütenzucker
Wunderbar zum Verfeinern von Desserts! Der Hollerblütenzucker wird nach diesem Grundrezept zubereitet.

Hollerblüten-Joghurttorte
(nach einem Rezept aus „Living at home“, Ausgabe 5/10)
125 g Butter schmelzen. 150 g Butterkekse portionsweise in ein Gefriersackerl geben und mit dem Nudelholz fein zerbröseln. Mit der Butter vermischen. Den Boden einer Springform (26 cm Durchmesser) mit Backpapier auslegen, das Keks-Butter-Gemisch gleichmäßig darauf verteilen, andrücken und im Kühlschrank fest werden lassen.
8 Blatt Gelatine in kaltem Wasser einweichen. 500 g Cremejoghurt (4 % Fett), 200 ml Hollerblütensirup und 4 EL Zitronensaft verrühren. Gelatine bei schwacher Hitze auflösen, etwas von der Joghurtmasse einrühren, dann alles zum Joghurt geben und gut verrühren. 250 ml Schlagobers steif schlagen und unterheben, sobald die Joghurtcreme zu gelieren beginnt. Joghurtcreme auf dem Bröselboden verstreichen, Torte in den Kühlschrank stellen. 2 Blatt Gelatine in kaltem Wasser einweichen. 50 ml Hollerblütensirup erwärmen, Gelatine darin auflösen. Etwas überkühlen lassen. Von einer Hollerblütendolde die Blüten abzupfen, zum Guss geben und diesen gleichmäßig auf der Torte verteilen. Nochmals für mindestens 4 Stunden in den Kühlschrank.

Erdbeermarmelade mit Hollerblüten
Rein ins Erdbeerland und ab unter den Hollerbusch. Beides jetzt! Und dann diese fabelhafte, unschlagbar romantische Marmelade einkochen.



Freitag, 25. Mai 2012

Wuhuuuuuuu

Es gibt Menschen, die sind einfach ganz grad heraus. Meine Freundin Martina zum Beispiel. Kürzlich lachte sie am Telefon darüber, dass ich in der heurigen Turniersaison mit meinem nicht mehr ganz so jungen Hund zum ersten Mal in der Seniorenklasse starten werde. Es könne möglicherweise sein, so meinte sie, dass ich nunmehr kein Agility mehr betreibe, sondern No-Gility. Worauf sie sich korrigierte und prustend ein Slow-Gility daraus machte. Ich habe nicht weniger gelacht als sie. Vielleicht sogar mehr. Denn:

Ist man bei den Oldies angelangt,
sieht man alles ganz entspannt.

Überhaupt sitzt seit zwei Wochen ein Dauergrinser in meinem Gesicht, wenn es um Agility geht. Da gibt es jedes Jahr diese Weltmeisterschaft. Wer dort für Österreich starten will, muss in ungezählten aufreibenden Qualifikationsläufen ein großes und echt starkes Konkurrenzfeld hinter sich lassen. Ein Ticket gibt’s nur für die besten fünf. Es braucht Ausdauer, Mut, Klasse, Nerven. Und ein Quäntchen Glück noch dazu.


Letztes Jahr war die WM in Frankreich und ich war dabei: Mein Schwesterherz und ihre Ally anfeuern. Und juchhu!!! Auch heuer muss darf ich wieder fahren: Mein Schwagerherz und seinen Ace anfeuern. Ja, dieser Stall scheint wirklich gut zu sein. Ich bin wahnsinnig stolz.

Und ich finde, gute Leistungen gehören belohnt. Und die, die Gutes leisten, gehören verwöhnt. Deshalb habe ich schon wieder für einen Vierbeiner gebacken:


Erdnussbutter-Hundekekse

Katha von esskultur.at hat mir verraten, dass die Kekse für ihre Hündin immer welche mit Erdnussbutter waren. Klingt gut, dachte ich mir. Sie schmecken auch so.

Zutaten für etwa 2 Blech

250 g Erdnussbutter mit Stückchen
200 ml Milch
300 g Mehl
1 Prise Salz
1 TL Backpulver

1. Das Backrohr auf 190 °C vorheizen.

2. Die Erdnussbutter vorsichtig mit der Milch glatt rühren.

3. Mehl, Salz und Backpulver vermischen und unter die Milch rühren. Kräftig durchkneten.

4. Den Teig etwa einen halben Zentimeter dick ausrollen und Formen ausstechen.

5. Mit etwas Abstand auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und etwa 20 Minuten backen.


Gebacken natürlich auch für den Zweibeiner, der da dazugehört:


Erdbeer-Topfen-Torte

Diese Torte habe ich auf einem österreichischen Foodblog entdeckt, der von einem Mann geschrieben wird. Von einem Mann, erstaunlich. Erstaunlich auch, was der für Torten backen kann. Noch erstaunlicher meine Soeben-Erkenntnis, dass Foodbloggen und Torten backen meiner (verrosteten) Einstellung nach weiblich besetzte Themen sind und die Tatsache, dass auch ein Mann Foodbloggen und Torten backen kann, Erstaunen in mir hervorruft … Gottseidank haben sich dann beim Durchlesen des Rezepts wieder einige meiner Klischees bestätigt, etwa bei der Anmerkung, das Schlagobers am Rand diene als Mörtel für die Deko J.
Zum ersten Mal habe ich diese Torte am Muttertag gebacken, nach dem Originalrezept. Hier ist nun eine adaptierte Version, ganz nach meinem Geschmack (etwas weniger Fett, etwas mehr Frucht, Zitrone zum Abrunden):

Zutaten für 1 Torte

Biskuitboden
4 Eier
4 EL Zucker
4 EL kochend heißes Wasser
4 gehäufte EL Mehl
2 TL Backpulver

Creme
500 g Magertopfen
10 Blatt Gelatine
600 g Schlagobers
100 g Staubzucker
Saft von ½ Zitrone
300 g Erdbeeren

Dekoration
200 g Schlagobers
4 – 5 Packungen Schokostaberl weiß (Mikado)
450 g Erdbeeren
Zitronenmelisse oder gehackte Pistazien

1. Backofen auf 180 °C vorheizen.

2. Eine Springform (26 – 28 cm Durchmesser) mit Backpapier auslegen.

3. Für den Biskuitboden die Eier mit dem Zucker dickschaumig aufschlagen – das dauert einige Minuten. Das Wasser zufügen und noch kurz weiterrühren.

4. Mehl mit Backpulver vermischen und unter den Eischaum heben. Die Masse in die Springform füllen und goldgelb backen (etwa 20 Minuten).

5. Biskuit kurz überkühlen lassen und dann auf eine Tortenplatte stürzen. Einen Tortenring drumherum fixieren.

6. Zwei kleine Schüsserl mit kaltem Wasser herrichten. In einem 4 Blatt Gelatine einweichen, im anderen 6 Blatt.

7. Für die Creme das Schlagobers steif schlagen, dann Magertopfen, Staubzucker und Zitronensaft unterrühren. Die Masse halbieren.

8. Die Erdbeeren für die Creme waschen, putzen und pürieren. Unter eine Hälfte der Creme mischen.

9. Die 6 Blatt Gelatine aus dem Wasser nehmen und tropfnass in einen kleinen Topf geben. Bei geringer Hitze auflösen und unter ständigem Rühren zur Erdbeercreme gießen. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, dass keine Gelatine-Klümpchen in der Creme sind, rührt 1-2 EL der Creme unter die aufgelöste Gelatine, sodass diese etwas abkühlt, und gibt diese Masse dann zur restlichen Creme.

10. Die Erdbeercreme auf dem Biskuitboden verteilen und in den Kühlschrank stellen.

11. Dann die weiße Creme zubereiten: Dafür die 4 Blatt Gelatine wie oben beschrieben auflösen und unter die restliche Creme mischen. Die weiße Creme dann vorsichtig auf der Erdbeercreme verstreichen (am besten löffelweise auftragen, da die Erdbeercreme zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest ist). 3–4 Stunden kühl stellen.

12. Für die Deko das restliche Schlagobers steif schlagen. Tortenring vorsichtig entfernen und die Seite der Torte mit Schlagobers bestreichen. Die Mikadostäbchen etwas kürzen (entweder gleich oder unterschiedlich lang) und die Seite der Torte damit verkleiden.

13. Die restlichen Erdbeeren waschen, putzen und vierteln und auf der Torte verteilen. Mit Zitronenmelisse oder gehackten Pistazien garnieren. Wer möchte, kann die Torte noch mit einem hübschen Band verzieren.

Viel Glück Joda!!!!!!!!!!!!!
Sonntag, 20. Mai 2012

Glück


Am Morgen im Garten ein Reh. Mit dem Minimädel an der Hand spaziere ich durch die fette Wiese. Wir suchen Marienkäfer, hier haben wir die letzten Tage so oft welche gesehen. Schon ist einer da. Er krabbelt auf den kleinen Händchen meiner Tochter im Kreis, fliegt davon. Wir schauen ihm nach. Entdecken eine leuchtend blaue Libelle. Freuen uns über den Zitronenfalter, der uns umtanzt. Lachen wegen der dicken Hummel auf dem Weg zum nächsten Löwenzahn.


Die Natur verzaubert sich. Hier finden wir Ruhe. Unser schwarzer Freund begleitet jeden unserer Schritte. Seine vier Pfoten stöbern durchs Gras. Auch er scheint die Wärme zu genießen, nach diesen kalten Tagen. Nun ist die Sonne wieder da.


Mit einem kostbaren Schatz in der Hand gehen wir nach Hause: Spitzwegerichknospen, vielleicht zehn davon. Nur die, die noch ganz jung sind, fest und dicht verschlossen. Sie schmecken so herrlich. Nach Champignons, herb, leicht bitter.


Ich röste sie kurz in Butter und Öl, würze sie kräftig mit Salz und Pfeffer, auch etwas Zucker tut ihnen gut. Ich bestreiche ein Stück Weißbrot mit Butter, lege die Knospen darauf. Genieße noch im Stehen. Abwechslung am Gaumen. Es liegt Glück in der Luft. Das Minimädel ruft. Echt kitschig.

Samstag, 19. Mai 2012

Der gesalbte Dr. Wegerich


Vor einigen Wochen habe ich mich so über den ersten Spitzwegerich gefreut, ihn in ein Glas gelegt, mit Öl bedeckt und an die Sonne gestellt. Vier Wochen gab ich ihm Zeit, seine besonderen inneren Werte an das Öl abzugeben. Und nun ist eine Salbe aus ihm geworden mit wunderbar grüner Farbe und zart herbem Duft.

Ich nehme sie bei:
Windelekzemen, Insektenstichen, Juckreiz und kleinen Wunden.
Oder als:
Mildes Einreibemittel bei Husten.

Spitzwegerichsalbe

Zutaten:

Frische Spitzwegerichblätter
Olivenöl
Bienenwachs (Apotheke)
Kleine Plastikdoserl mit Deckel (Apotheke)

1. Kurz zur Erinnerung: Der Spitzwegerich gehört klein geschnitten, dann kommt er in ein Glas, wird mit Olivenöl bedeckt, gut verschlossen und in die Sonne gestellt.
Wie lange, das ist – wie so oft bei Wildkräuterrezepturen – vom jeweiligen Rezept abhängig. Das Sonnenbad sollte aber in etwa zwischen drei und sechs Wochen dauern. Bei mir waren es diesmal vier.
Während der Spitzwegerich am Fensterbankerl vor sich hin wartet, passiert etwas, das sich Ölauszug nennt. Durch die Wärme der Sonne gelangen die ätherischen Öle aus dem Pflanzenmaterial in das Olivenöl. Sie sind für die heilende Wirkung verantwortlich.

2. Nun wird das Öl abgepresst. Dazu schütte ich den Inhalt des Glases portionsweise in eine Kartoffelpresse und drücke die Blätter gut aus. Ich finde, diese Methode funktioniert am besten. Es geht aber natürlich auch anders, zum Beispiel mit einem Sieb und einem Geschirrtuch.

3. Wer mag, kann nun gleich das Öl verwenden, es hat dieselbe Kraft wie die Salbe.

4. Wer eine Salbe herstellen möchte: Das Öl abmessen und dann die benötigte Menge an Bienenwachs ausrechnen.
Das Grundmaß für eine Salbe lautet:
Pro 100 ml Öl werden 12 g Bienenwachs verwendet.
Dieses Verhältnis kann als Grundregel für alle Salben auf Ölbasis hergenommen werden. Es ergibt eine feste Konsistenz, die aber beim Auftragen durch die Wärme der Hände schnell schmilzt. Natürlich lässt sich das an die persönlichen Wünsche anpassen. Es funktioniert zum Beispiel ein Verhältnis von 100 ml Öl zu 10 g Bienenwachs auch sehr gut.
In meinem Fall waren es nicht ganz 750 ml Öl, dafür habe ich 90 g Bienenwachs abgewogen.


5. Öl und Bienenwachs kommen in einen Topf. Vorsichtig erwärmen und zwar nur solange, bis das Wachs schmilzt. Das passiert bei ca. 40 – 50 °C. Sobald sich das Wachs aufgelöst hat, kann die Salbe abgefüllt werden. Sie erkaltet von unten nach oben, das sieht man hier sehr schön:


6. Die kleinen Doserl lassen sich gern nach dem Erkalten noch hübsch beschriften. Ich mag so was.


Donnerstag, 17. Mai 2012

Aua


Ich habe zwei Pferde, Tinta und Bockig. Naja, eigentlich heißen sie Ginger und Phoenix, aber des Minimädels Aussprache ist halt noch nicht so ganz perfekt.

Bockig hat vor kurzem einen Ausflug unternommen, der von mir weder genehmigt noch gebilligt war. Dabei hat er sich die Beugesehne des linken Vorderbeins abgeschnalzt. Fast. Gott weiß wie. Als ich ihn fand, stand er da wie ein Häuflein Elend. Bockig, sonst eher hart im Nehmen, konnte nicht mehr auftreten. Und vor lauter Schmerzen auch nicht mehr granteln, nicht mehr z’fleiß davonlaufen oder irgendetwas anderes machen, was gut zu seinem neuen Namen passen würde.

Mittlerweile sind die ärgsten Schmerzen vorüber, aber er (und damit auch ich) hat jetzt mal Pause. Ein dreiviertel Jahr sagt die Tierärztin. Grmpf.

Es ist übrigens auch bei Pferden so, dass sich Auas und Wehwehs mit Zuwendung jeglicher Art zumindest etwas lindern lassen ... Daher:


Bananenröllchen

225 g Zuckerrübensirup
200 g Weizenvollkornmehl
150 g Vollkornhaferflocken
1 Banane

1. Backrohr auf 180 °C vorheizen.

2. Die Banane mit einer Gabel zerdrücken.

3. Alle Zutaten vermischen und gut durchkneten. Fingerdicke Rollen formen und in etwa 2 cm lange Stücke schneiden.

4. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech für etwa 10 Minuten backen, bis die Leckerlis hart geworden sind.

5. Einen Tag trocknen lassen und dann kühl und trocken lagern. Bald verfüttern!


P.S.: Ich habe für Bockigs Sehne den Beinwell bemüht, einen weiteren Doktor der Pflanzenmedizin. Aus den Wurzeln habe ich eine Tinktur angesetzt und eine Salbe gemacht. Dazu mehr ein andermal.

P.P.S.: Man verzeihe mir den Hintergrund beim Pferdefoto. Autoreifen sind ja nicht grad sehr ästhetisch. Aber ich bin draufgekommen, dass ich gar kein richtig schönes Bild von Bockig hab. Da wird wohl eine Fotosession nötig!
Donnerstag, 10. Mai 2012

Nix für Zuckersüße

Stevia.


Für die einen die Alternative zu Zucker, ein Wunderding, pflanzlich, natürlich, kalorienfrei, die Lösung der gesamten Ernährungs- und Übergewichtsdebatte, der Süßheit letzter Schluss.
Für die anderen ein picksüßes Modepflanzerl mit ungutem Geschmack, der Zunge und Gaumen überzieht und sehr sehr lange anhält: bitter, metallisch, lakritzig. Merkwürdig irgendwie.
Ich persönlich zähle mich zur Modepflanzerl-Gruppe, was neben der simplen Tatsache, dass mir Stevia einfach nicht schmeckt, noch ganz andere Gründe hat.

Aber alles der Reihe nach: Seit November des vergangenen Jahres dürfen die süß schmeckenden Stevia-Extrakte, die so genannten Steviolglykoside, ganz offiziell unser Essen versüßen. Schon sind die ersten Produkte am Markt. Und schon muss ich mich ärgern.

Ärger Nr. 1:
Steviagesüßte Produkte werden, dank Medien und Werbung, von der Öffentlichkeit als naturbelassen und besonders gesund wahrgenommen. Wovon keiner redet: Zugelassen sind ja nicht die Blätter selbst, sondern nur ihre hochgereinigten Extrakte, die in einem mehrstufigen chemischen Verfahren im Labor erzeugt werden. Dabei kommen Lösungsmittel, Absorberharze und Entfärber zum Einsatz. Der Süßstoff mit der E-Nummer E960 (ja, Stevia hat eine E-Nummer!) hat daher mit Natur nicht mehr viel zu tun und ist demnach nicht besser oder schlechter als andere Süßstoffe.

Ärger Nr. 2:
Den Herstellern ist das offensichtlich egal. Munter wird drauflos geworben: Ohne künstliche Süßstoffe. Das natürliche Geschmackserlebnis. Mit Stevia. Weil ich mich ein wenig im Lebensmittelrecht auskenne, trau ich mich zu behaupten: Diese Produkte sind alle falsch weil irreführend deklariert.

Ärger Nr. 3:
Das neue Süß, das auf dem EU-Markt erhältlich ist, wird zu 95 % aus China importiert, wo es in Monokultur angebaut und mit hohem Energieaufwand produziert wird. Die Pflanze selbst hat durch Züchtung auf einen möglichst hohen Gehalt an süßen Inhaltsstoffen viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren.

Also echt.
Dienstag, 8. Mai 2012

Wald essen

Letzte Woche auf dem Weg zur Arbeit: Ein weißer Strich auf der Straße, auf einem Gutteil der Strecke. Manchmal artig auf der rechten Fahrspur, manchmal in wildem Zickzack hin und her. Deppen, dachte ich mir, wer verliert hier so viel Farbe und merkt es nicht mal?
Einige Tage später bin ich durch Zufall, beim Gespräch mit meinem Schwager, hinter das Geheimnis dieser komischen Straßenverzierung gekommen: Ich habe einen Maistrich entdeckt.
Ich musste derart lachen. Über diesen kuriosen, lebendigen Brauch. Und über mich und meine verworrenen frühmorgendlichen Gedankengänge.


Lachen muss ich auch, wenn ich die ersten Maiwipferl sehe, die zarten, frühlingsgrünen Triebe von Fichten und Tannen. Aus ihnen mache ich die einfachsten und köstlichsten Waldpralinen, die man sich nur vorstellen kann:

Schokolade schmelzen, dann die gesäuberten Maiwipferl eintauchen, etwas abtropfen lassen und auf Backpapier trocknen.

Dabei ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob Tanne (harziger) oder Fichte (neutraler) beziehungsweise ob dunkle oder Milchschokolade. Ich habe die Wipferl heuer in dunkle Schokolade getaucht, bilde mir aber ein, dass sie letztes Jahr eine Spur besser waren – da  musste ein Milchschoko-Osterhase seinen Löffel abgeben (okay, der war aufgelegt).

Die Schoko-Maiwipferl schmecken frisch säuerlich, zitronig, fast ein wenig nach grünen Erdbeeren. Umwerfend direkt vom Backpapier, noch besser aber, wenn sie ein wenig durchgezogen sind. Eine Freundin von mir bewahrt sie im Tiefkühler auf, so hat sie noch länger was davon.

Also schnell rein in die Turnschuhe und raus in den Wald, Maiwipferl sammeln. Das geht nur jetzt und auch nicht mehr lange. Wer’s versäumt: Selber schuld. Und nein, kein Mitleid.
Donnerstag, 3. Mai 2012

YO


Da muss sich was ändern. Die Ernährungswissenschaft predigt, ermahnt und belehrt, passieren tut aber nichts. Naja, eigentlich passiert schon etwas: Die Menschen werden dicker, ernähren sich ungesünder, kochen seltener selbst.
Offensichtlich kommen die Botschaften nicht an. Es scheint, als wäre die Art von Ernährungskommunikation, wie ich sie noch auf der Uni gelernt habe und wie sie (leider) allzu häufig immer noch praktiziert wird, ein arg veraltetes Auslaufmodell. Eins, das genau gar nichts bringt.

Da wundert es mich des Öfteren, dass immer wieder neue, papierne Lebensmittelpyramiden aufgestapelt werden. Dass noch immer versucht wird, die Öffentlichkeit über Fette, Kohlenhydrate und Eiweiß aufzuklären. Dass noch immer wiederwiederwiederholt wird, mit steil erhobenem Zeigefinger: Schokolade ja, aber ein Stück sollte doch wohl wirklich reichen. Uijeminegerl, heute waren es aber keine fünf Portionen Obst und Gemüse, oder? Achtung! Vorsicht! Aufpassen! Da sind versteckte Fett drin!

Bitte jetzt nicht falsch verstehen: Im Grunde stimmt das ja alles. Aber es ist fad. Und keiner kann’s mehr hören. Dabei wäre es gar nicht so schwierig, Impulse zu setzen, die auch tatsächlich etwas bewirken können.
Jamie Oliver zum Beispiel. Er hat es geschafft, viele Menschen mit seiner Begeisterung für gutes, einfaches Essen anzustecken. Er geht selbstverständlich und gleichzeitig sensibel mit Lebensmitteln um und vermittelt, dass frisches Kochen nichts Kompliziertes ist, sondern ganz einfach Spaß machen kann.
Und da ist noch einer, von dem sich einiges abschauen ließe: Yotam Ottolenghi. Die Lobeshymnen auf den Londoner Popstar der Gemüseküche überschlagen sich, schon seit längerem: Seine Kochbücher seien knirschende Wundertüten, wie ein überbordender mediterraner Markt in der Hochsaison. Seine Küche ein üppiges Farbenmeer, ein Fest fürs Leben. Er habe die vegetarische Küche sexy gemacht, glamouröser als bei ihm sei Gemüse nie gewesen. Ottolenghi wolle Drama im Mund und uns dazu anregen, denkend zu genießen.

YO, sag ich da nur, so könnte es gehen. Beide Kochbücher („Genussvoll vegetarisch“ und „Das Kochbuch“) sind mittlerweile gekauft, beim Durchblättern schlägt auch mein Ernährungswissenschafter-Herz höher. Bleibt zu wünschen, dass solche Ideen und Zugänge (Genuss, Bauchgefühl, Hausverstand) viel öfter als bisher ihren Weg in die Köpfe der Experten finden.


Linsen mit gegrillter Aubergine
(aus: „Genussvoll vegetarisch“ von Yotam Ottolenghi, erschienen im Dorling Kindersley Verlag)

Ein wunderbares vegetarisches Gericht, das muss man schon sagen. Die Aubergine bekommt durch das Rösten im Ofen ein rauchiges Aroma, gemeinsam mit den warmen Linsen und der kühlen Crème fraîche echt ein Gedicht …

Zutaten für 4 Personen

2 mittelgroße Auberginen
Salz, Pfeffer
2 EL Rotweinessig
200 g kleine dunkle Linsen (Beluga-Linsen)
3 kleine Karotten, geschält
2 Stangen Sellerie
1 Lorbeerblatt
3 Thymianzweige
½ Zwiebel
3 EL Olivenöl
12 Cocktailtomaten
2 Prisen Rohrohrzucker
Je 1 - 2 EL gehackte Petersilie und Dill (im Rezept steht auch Koriandergrün, aber das mag ich ganz und gar nicht…)
2 EL Crème fraîche
Olivenöl zum Beträufeln

1. Auberginen grillen: Auberginen mehrmals mit einem scharfen Messer einstechen, auf ein mit Alufolie belegtes Backblech legen und unter gelegentlichem Umdrehen etwa 1 Stunde unter dem sehr heißen Backofengrill rösten. Die Auberginen sind fertig, wenn sie in sich zusammengesunken sind und die Haut verbrannt und teilweise aufgebrochen ist.

2. Während die Auberginen gegrillt werden, die Linsen sowie 1 Karotte und ½ Selleriestange (beides grob zerkleinert), Lorbeer, Thymian und Zwiebel in einen großen Topf geben, mit reichlich Wasser bedecken und aufkochen. 25 Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen. Linsen in ein Sieb abgießen, Gemüse und Kräuter entfernen.

3. Linsen zurück in den warmen Topf geben, mit 1 ½ EL Essig, 2 EL Olivenöl, Salz und Pfeffer verrühren und Deckel drauf. So bleiben sie warm.

4. Die restlichen Karotten und Selleriestangen in 1 cm große Würfel schneiden und mit den Tomaten, dem übrigen Öl, Zucker und etwas Salz vermischen. In einer ofenfesten Form verteilen.

5. Die Auberginen aus dem Rohr nehmen, die Temperatur auf 140 °C einstellen und die Form mit dem Gemüse in den Ofen stellen. Etwa 20 Minuten rösten, bis die Karotten durch sind.

6. Die Auberginen der Länge nach aufschneiden, das Fruchtfleisch herausschaben (schwarz verbrannte Stellen meiden) und in ein Sieb geben. Mindestens 15 Minuten abtropfen lassen, dann mit Salz und Pfeffer sowie ½ EL Essig würzen.

7. Das gegarte Gemüse zu den warmen Linsen geben, die gehackten Kräuter untermischen und würzig abschmecken. Linsen auf Teller verteilen, jeweils in die Mitte etwas Aubergine geben und mit Crème fraîche krönen. Zum Abschluss mit etwas Olivenöl beträufeln.