Samstag, 19. August 2017

Legendär


Beiläufigkeit als Quell der Inspiration – wie gut ich das kenne. Wenn ich mich durch Kochbücher oder Foodblogs lese, kann es gut und gern passieren, dass nicht die eigentlich vorgestellten Rezepte, sondern ausgerechnet eine der beiläufig erzählten Anekdoten ihre Angelschnur nach mir wirft. Zuletzt geschehen im neuen Buch von Johanna Maier, in dem sie ihre gesunde Küche vorstellt. Die Rezepte sind verlockend, keine Frage – nochmal interessanter aber finde ich ihre Gedanken über Kräuter und Gewürze, über Öle und Butter, übers Fermentieren und Einmachen. Das Rezept für die Marillenbutter – irgendwo dazwischen – ist derart schlicht abgedruckt, dass ich es fast überlesen hätte – wäre da nicht die Angelschnur, die in hohem Bogen zu mir geflogen kam, sich in meinem kulinarischen Bewusstsein einhakte und mich in die Küche zog wie einen wehrlosen Fisch.


Ebenso erging es wohl einigen meiner Leserinnen, die beim Durchgehen meines Marilleneis-Posts über die ebenfalls beiläufig gesetzten Worte legendäre Marillenbutter stolperten. Ich mutmaße ganz vorsichtig, dass es vielleicht sogar einzig das Wörtchen legendär war, das die Aufmerksamkeit derart auf sich zog. Und hier muss ich gestehen: Warum sie legendär ist, die Marillenbutter …. keine Ahnung! Ich habe das ganz naiv und einfach vom Buch so übernommen. Aber um es hier gleich vorweg zu nehmen: Legendär köstlich schmeckt sie auf jeden Fall.


Legendär köstlich war übrigens auch mein erstes und einziges Mal als Gast bei der grandiosen Köchin in ihrem Hubertushof in Filzmoos. Es ist schon eine Ewigkeit her, mir aber bis heute als eines der besten Essen meines Lebens in Erinnerung. Es war ein unvergleichlicher Abend in überraschend bodenständiger und entspannter Atmosphäre – und unsere männliche Begleitung derart hochgeschaukelt von der Besonderheit des Anlasses, dass sie es sich nicht nehmen ließen, sich jedes Mal vom Stuhl zu erheben, wenn eine von uns Damen den Tisch verließ – und sich erst wieder zu setzen, wenn wir außer Sichtweite waren. Vordergründig hat uns das zu Kopfschüttelei und einer sehr ausgelassenen Stimmung animiert – irgendwie gefallen hat es uns, ganz Mädchen, natürlich aber auch.



Johanna Maiers legendäre Marillenbutter

Die Marillenzeit ist zwar schon wieder so gut wie vorbei, dieses Rezept eignet sich aber hervorragend, um nicht mehr ganz so süße und aromatische Marillen zu verwerten.
Johanna Maier serviert Fruchtbutter gerne zu Brioche als Alternative zu Marmelade - im Sommer am liebsten mit Marillen, im Herbst aber auch mit Zwetschken, Holunder- oder Heidelbeeren. Sie verwendet sie auch zum Aromatisieren von Grießkoch oder Milchreis.

125 g Marillen, entkernt gewogen
125 g weiche Butter
Zitronensaft
Ingwer, gemahlen
Vanillezucker

1. Die Marillenhälften in wenig Wasser weich dünsten, dann pürieren und durch ein feines Sieb streichen (oder durch die Flotte Lotte passieren). Auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.

2. Die weiche Butter mit dem Handmixer sehr cremig aufschlagen, dann nach und nach das Marillenmus unterziehen.

3. Mit Zitronensaft, Ingwer und Vanillezucker nach Geschmack würzen.

4. Die weiche Marillenbutter in einen Spritzbeutel mit Sterntülle füllen und kleine Rosetten auf ein Stück Butterpapier spritzen. Im Kühlschrank fest werden lassen. Alternativ die Fruchtbutter in kleine Schüsselchen streichen.


Das Rezept stammt aus dem Buch Meine gesunde Küche von Johanna Maier, erschienen im Servus Verlag.

Donnerstag, 3. August 2017

#wirrettenwaszurettenist: Sommersonderrettung!


Sommerfrische, wie es sich ein Joachim Ringelnatz ausgedacht hat?

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken
von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.


Was für eine wunderbare Anleitung für ganz, ganz großes Loslass-Theater: Träge in der Wiese liegen, ein Grashalm im Mund, der Blick zum Himmel gerichtet. Das Spiel der Wolken beobachten, das Wispern der Käfer hören. Sonne auf der Haut. Sommer im Herzen.

Da könnte man glatt in Versuchung geraten, sich auch für das Danach noch zu rüsten: Ein Glas gesulzte Sommerbeeren, etwas flüssiges Obers, ein bisschen was vom Hagelzucker, ein kleiner Löffel – das ist schnell eingepackt. Sommer am Gaumen!


Gesulzte Beeren aka Rote Grütze haben großes Rettungspotential wie ich finde, denn sie sind sowas von schnell gemacht und die Homemade-Variante schlägt die gekaufte wieder mal um Längen! Sie sind deshalb mein Beitrag zur Sommersonderrettung, die Sina und Susi auf die Beine gestellt haben. Danke euch zweien für euren unermüdlichen Einsatz!


Gesulzte rote Sommerbeeren mit Obers und Hagelzucker

Der große Garten rund um mein Elternhaus ist ein Geschenk – und natürlich auch, dass ich dort weiterhin nach Lust und Laune ernten darf …

Zutaten für 4 – 6 Personen

600 g gemischte rote Sommerbeeren (bei mir waren es Kirschen, Weichseln, Himbeeren, Maulbeeren und rote Ribiseln)
½ Vanilleschote
½ l Kirsch- oder Ribiselsaft
3 EL Speisestärke
3 – 4 EL Zucker

Außerdem
flüssiges, gut gekühltes Schlagobers
Hagelzucker

1. Die Früchte säubern und verlesen, die Kirschen und Weichseln entsteinen, die Ribiseln von den Stielen streifen.

2. Die Vanilleschote längs halbieren und das Mark herauskratzen.

3. Vanillemark und -schote mit dem Großteil des Fruchtsaftes in einen Topf geben und aufkochen lassen.

4. Den restlichen Fruchtsaft mit der Speisestärke glattrühren und in den kochenden Saft gießen. Unter Rühren aufkochen lassen, bis der Saft eindickt.

5. Nun die Früchte dazugeben und einige Minuten lang im eingedickten Fruchtsaft heiß werden lassen. Sie sollen auf keinen Fall derart gekocht werden, dass sie zerfallen.

6. Die Früchte vom Herd nehmen und mit Zucker süßen.

7. Ein Stück Frischhaltefolie direkt auf die gesulzten Beeren legen, damit sich keine Haut bildet. Abkühlen lassen.

8. Vor dem Servieren die Vanilleschote entfernen. Mit flüssigem Schlagobers und Hagelzucker servieren.

Zubereitet nach diesem Rezept.