Sonntag, 31. März 2013

Nesterl in letzter Minute und ein verbranntes Osterlamm


Wer seine Ostergeschenke zwar beisammen, jedoch keine Ahnung hat, in welchem Behältnis er sie verstecken soll, dem sei noch schnell dieses ruckzuck gebastelte und sehr hübsche kleine Körbchen ans Herz gelegt:

Schnelles Osterkörbchen

1. Ein Blatt Tonpapier (anderes starkes Papier oder dünner Karton geht natürlich auch) zu einem Quadrat zurechtschneiden. Den Rest des Blattes zur Seite legen.



2. Die Seitenlängen des Quadrats dritteln, mit Bleistift markieren und die Markierungen verbinden. Es entstehen 3 x 3 Quadrate. Das mittlere bildet die Basis des Körbchens.



3. Auf zwei gegenüberliegenden Seiten die beiden Markierungen bis zur Basis einschneiden. Die beiden anderen Seiten mit einer Konturenschere verzieren (wer mag).



4. Aus dem zur Seite gelegten Papierstreifen einen etwa 3 cm breiten Streifen zurechtschneiden – das wird der Henkel.



5. Nun das Körbchen zusammenbauen. Dazu zwei Ecken zusammenführen und mit einer Klammerlmaschine verbinden. Dabei den Henkel mitfassen.



6. Auf der anderen Seite wiederholen.



7. Tataaaa! Das Körbchen nun noch beliebig verzieren und mit Heu auslegen.


Während ich mit dieser Last-Minute-Bastelei beschäftigt war, war mein Ofen damit beschäftigt, mein traditionelles süßes Osterlamm zu backen. Weil ich eine Frau bin und damit außerordentlich multitaskingfähig, sah ich kein Problem in dieser Parallelaktivität. Ich müsste es ja eigentlich schon besser wissen: Dass man sich viel öfter im Leben auf eine einzige Sache konzentrieren sollte. Und dass dieses Multitasking-Frauen-Dings eine Erfindung von faulen Männern ist.

Das Osterlamm ist verbrannt. Oder zumindest so dunkel geworden, dass ich es nicht mehr verschenken will. Gut, dass ich eine Frau bin. Als solche nämlich außerordentlich vorausschauend, und deshalb waren noch genügend Eier, Mehl und Zucker da, um ein zweites zu backen.




Süßes Osterlamm

Seit ich mich an süße Osterlämmer erinnern kann, sind das die Osterlämmer meiner Oma. Sie hat sie so gemacht, wie ich seither finde, dass sie gehören: Aus buttrigem Rührteig, mit Staubzucker berieselt, mit einer (bei Oma immer roten) Masche versehen. Kein Schokoladen- oder Zuckerguss, keine Kokosflocken, keine Rosinenaugen. Oder?

Zutaten für eine Osterlammform mit ca. 1 Liter Volumen

125 g weiche Butter
125 g Zucker
1 EL Vanillezucker
1 Prise Salz
2 Eier
125 g Mehl
½ TL Backpulver
etwas Zitronenschale
Butter bzw. Öl und Semmelbröseln für die Form

1. Den Backofen auf 180 °C vorheizen.

2. Die Lammform mit Butter oder Öl ausstreichen und mit Semmelbröseln ausstreuen.

3. Butter schaumig rühren, Zucker, Vanillezucker und Salz gut unterrühren.

4. Eier nach und nach unter den Abtrieb rühren und jeweils gut einarbeiten.

5. Mehl mit Backpulver und Zitronenschale vermischen und unter die Eier-Butter-Mischung rühren.

6. Den Teig in die vorbereitete Form füllen, glatt streichen und etwa 50 Minuten backen.

7. Das Lamm etwas überkühlen lassen, aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter ganz auskühlen lassen.

8. Mit Staubzucker bestreuen und mit einer Masche versehen.


Frohe weiße Ostern!!!
(Bei uns schneit’s grad wie verrückt …)
Freitag, 29. März 2013

Erstes wildes Grün


Ich habe einen Kollegen. Und dieser Kollege hat einen kuriosen Gründonnerstagsbrauch: Er schmeißt den Griller an, jedes Jahr an genau diesem Tag zum immer ersten Mal im Jahr. Da kann es regnen, stürmen oder schneien, der Gründonnerstag ist sein Start in die Grillsaison. Warum er das macht? Weil er ein Oberösterreicher ist. Und dementsprechend Mundart spricht. Und weil er sich eben an das hält, was er (ver)spricht.

Der Gründonnerstag markiert auch in meinem kulinarischen Jahreskreis einen bestimmten Punkt, einen geliebten und sehnlichst erwarteten. An diesem Tag esse ich endlich wieder grün. Nicht den Klassiker, keinen Spinat. Sondern das erste wilde Grün des Jahres. Darin liegt schon jetzt die ganze Kraft des Frühlings.


Wer genau hinsieht, entdeckt schon so viel: Gänseblümchen, Scharbockskraut, Ehrenpreis, Brennnesseln, Taubnesseln, Spitzwegerich, Schafgarbe, Sternmiere, Löwenzahn und Giersch. Bärlauch sowieso.



Für mein Gründonnerstagsgericht werden diese jungen und kraftvollen Kräuter ganz fein gehackt, mit Sauerrahm vermischt und mit Salz und Pfeffer, Senf und Zitronensaft gewürzt. Dazu gesellen sich ein hart gekochtes Ei sowie meine derzeitigen Lieblingskartoffeln, die Hasselbacks. Sie sind außen knusprig und innen weich, fast wie Püree: Große Kartoffeln schälen, der Länge nach halbieren und im Abstand von etwa einem halben Zentimeter quer einschneiden. Dabei aber nicht bis zum Boden durchschneiden! Ein Blech mit Olivenöl ausstreichen, die Kartoffeln mit der Schnittfläche nach unten auf das Blech setzen, mit Olivenöl beträufeln, salzen und auf jede Kartoffel eine kleine Butterflocke setzen. Ins vorgeheizte Rohr, 220 °C, 45 – 60 Minuten.









Jetzt brauchen wir nur noch ein wenig Geduld. Der Frühling ist nicht mehr weit ...


Mittwoch, 27. März 2013

Natürlich bunt und echt begeistert


Ich hatte ein Aha-Erlebnis, echt. Wer hätte das gedacht, dass das Färben von Ostereiern mit natürlichen Farben so wunderbar funktioniert? Besonders überrascht bin ich von den Heidelbeeren und den Brennnesseln, die ein so tiefes und sattes Lila / ein so unglaublich zartes Frühlingsgrün auf die Eier gezaubert haben, dass ich selbst ganz verzaubert bin.

Ich habe für meinen ersten Versuch folgende fünf Farben ausgewählt:
* Lila (Heidelbeeren)
* Grün (Brennnesseln)
* Rot (Rauna)
* Gelb (Kurkuma)
* Braun (Kaffee)


Für das Färben braucht ihr:
* Färbemittel / Färbepflanzen
* möglichst schmale, dafür hohe Töpfe
* Essig (zum Abreiben der Eier vor dem Färbebad, so haftet die Farbe besser)
* Alaun (wer mag – intensiviert die Farbe)
* möglichst weiße Eier (weil die Farben schöner und leuchtender werden als auf brauner Schale)
* Speckschwarte, Butter oder Öl zum Einreiben der Eier (damit sie schön glänzen)


So geht’s:

1) 1 Liter Wasser wird mit
            3 - 4 kleinen Roten Rüben (in  kleine Stücke geschnitten) oder
            4 EL Kurkuma oder
            soviel frischen Brennnesseln, wie in den Topf gehen oder
            30 g getrockneten Heidelbeeren oder
            30 g gemahlenem Kaffee
aufgekocht.

2) Dann muss der Farbsud zwischen 15 und 30 Minuten kochen (geht nicht so genau).

3) Nach der Kochzeit den Sud durch ein Sieb abseihen und das Pflanzenmaterial gut ausdrücken. Beim Kurkuma lohnt es sich möglicherweise, den Sud durch ein Tuch abzuseihen, da sonst das meiste Gewürz im Sud zurückbleibt (das hat bei mir für ein sehr unregelmäßiges, aber durchaus ansprechendes Muster gesorgt).

4) Den Färbesud zurück in den gereinigten Topf und in jeden Topf 1 TL Alaun geben.

5) Die noch rohen Eier mit einem in Essig getunkten Schwamm abreiben.

6) Färbebäder aufkochen und die Eier darin in 10 Minuten hart kochen. Für ein gleichmäßiges Ergebnis ist es wichtig, dass die Eier ganz mit Flüssigkeit bedeckt sind (wollt ihr also mehr Eier färben, entsprechend mehr Farbbad herrichten). Die Eier immer wieder mit einem Löffel vorsichtig wenden.

7) Die Eier aus dem Färbebad herausnehmen und kurz auf mehreren Lagen Küchenkrepp zwischenlagern. Falls sich noch Färbegutreste am Ei befinden (war bei mir bei den Kurkuma-Eiern so), so können diese mit kaltem Wasser abgewaschen werden. Wenn die Farbe getrocknet ist (dauert nicht lange), die Eier zum Auskühlen in den Eierkarton stellen.

8) Damit die Eier schön glänzen, können sie mit einer Speckschwarte, mit etwas Butter oder Öl eingerieben werden.


P.S.: Viele viele weitere Färbepflanzen, Infos und Techniken (Blattmuster sind vorgemerkt fürs nächste Jahr) findet ihr hier, hier und hier. Hier auch.

Samstag, 23. März 2013

Eins


Im Leben jeder Frau (jedes Mannes auch?) gibt es einen Punkt. Jenen Punkt, ab dem sie aus Anstandsgründen nicht mehr nach ihrem Alter gefragt wird Schrägstrich sie selbst nicht mehr ehrlich geschweige denn freiwillig darüber Auskunft gibt.

Noch bin ich nicht dort. Werde ich vielleicht auch nie sein. Denn wenn mich heute jemand fragt, wie alt ich bin, dann antworte ich ungeniert und ungelogen, vielleicht mit einem kecken Lächeln gewürzt: Eins. Grad geworden.

Ja, meine lieben Wegbegleiter, das Mädel vom Land konnte seine erste Kerze entzünden. Das verdanke ich auch euch. Danke fürs Lesen, Kommentieren, Dabeisein. Ich freu mich schon aufs nächste Jahr!




Geburtstagskuchen Nr. 1

Abgewandelt nach diesem Rezept, ein toller Kuchen zur Verwertung von übrigem Eiklar.

Zutaten

7 Eiweiß (etwa 200 g)
150 g Rohzucker
100 g geriebene Schokolade
200 g gemahlene Mandeln

1. Backrohr auf 170 °C vorheizen.

2. Eiweiß steif aufschlagen.

3. Zucker untermischen und weiter schlagen, bis sich der Zucker aufgelöst hat und der Schnee stabil und schnittfest ist.

4. Schokolade und Mandeln unterheben.

5. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und einen verstellbaren Backrahmen darauf platzieren (quadratische Form, Seitenlänge ca. 22 cm).

6. Teig in die Form füllen, glatt streichen und etwa 25 Minuten backen.

7. Auskühlen lassen, aus dem Backrahmen lösen und mit Staubzucker bestreuen.



Dazu habe ich die 2-Minuten-Schokosauce aus dem letzten Gusto-Heft ausprobiert. Dafür habe ich pro Person 1 EL Haselnussöl mit 1 EL ungesüßtem Kakaopulver und 1 EL Staubzucker vermischt und ganz leicht erwärmt (im Gusto-Rezept steht nichts von Erwärmen, ich finde aber, dass sich die Zutaten dadurch besser verbinden). Die Sauce schmeckt zwar etwas rau im Mund, geschmacklich macht sie sich aber hervorragend!
Mittwoch, 20. März 2013

Beleidigte Leberwurst

Jawohl, ich bin beleidigt.

Wo bleibt da meine Mündigkeit, meine Selbstbestimmung? Letztlich entscheide doch ich ganz allein, was in meinem Einkaufskorb landet, oder etwa nicht? Und ich glaube auch fest daran, dass es erwachsenen Menschen möglich ist, schönfärberische Werbeaussagen mithilfe der eigenen Vernunft relativieren zu können. Lasse ich mich verführen? Ja, natürlich, warum auch nicht? Aber ich weiß, wann es genug ist, das sagt mir mein Verstand. Der ist halt auch hin und wieder eingeschaltet. Ziemlich regelmäßig sogar.

Hach, ich rege mich zu sehr auf. Aber so was ist auch zum Ärgern finde ich: Der Spiegel, Ausgabe 10/2013. Die Lebensmittelindustrie als Menschen-Mäster und Suchtmacher. Acht Seiten lang lese ich darüber, was die modernen Konzerne alles unternehmen, um uns Menschen von ihren Produkten abhängig zu machen. Wissentlich machen sie uns süchtig, mit Fett, Salz und Zucker. Der Beweis für diese These wird auch prompt erbracht:

„Der Mediziner weiß, wovon er spricht; er hat einen Selbstversuch gemacht. Er kaufte Schoko-Kekse (viel Zucker, viel Fett, eine Prise Salz) und legte sie vor sich auf den Tisch. Der Sog zuzugreifen sei enorm gewesen. Doch der Professor blieb standhaft, stundenlang. Schließlich ließ er seine Kekse liegen und ging ins nächste Café. Doch als er dort an der Theke auch wieder Süßigkeiten erspähte, wurde er schwach. Er verschlang einen Schoko-Keks.“

Hä?

Er verschlang also einen Schoko-Keks. So what???

Reportagen wie diese sind Balsam für die Seelen jener, die zwar furchtbar finden, was sich in der undurchsichtigen Lebensmittelindustrie so alles abspielt, die aber trotzdem ganz froh sind, wenn sie bei sich selbst nichts ändern müssen und nach einer kurzen Phase der Empörung wieder zu ihrem gewohnten Kauf- und Essverhalten zurückkehren können. Man möge mich nicht falsch verstehen: Ich finde es abartig, was in der industriellen Lebensmittelproduktion passiert. Und furchtbar traurig, dass Ehrlichkeit und Transparenz oft genug an letzter Stelle stehen. Aber ich wehre mich dagegen, mir einreden zu lassen, dass ich all dem ausgeliefert bin und nichts daran ändern kann.

Meine Wahrheit ist: Ich kann mich bewusst dafür entscheiden, selbst zu kochen, frisch zu kochen, mir die Zeit zum Essen und Genießen zu nehmen. Keiner zwingt mir Lebensmittel auf, die ich nicht will. Meine Ernährung, das bin ich.


Nachtrag 1: Kinderprodukte sind ein ganz anderes Thema. Anders als wir Erwachsenen können sich Kinder nicht gegen haltlose Versprechen wehren, schon gar nicht gegen bunte Farben, Comic-Helden oder kleine Geschenke. Werbeaussagen, die sich an Kinder richten, müssen noch viel stärker reglementiert und reduziert werden als es schon jetzt von den Herstellern verlangt wird.

Nachtrag 2: Die Spiegel-Reportage zeigt außerdem eindrucksvoll, warum Old School Ernährungsberatung nicht funktionieren kann:

„Mit den Lebensmittelattrappen stellte Zehbe nun zusammen, was man zur Kohlenhydrataufnahme jeden Tag essen darf: ein Brötchen mit Honig, einen Apfel, zwei Kartoffeln, eine große Scheibe Brot, ein Schälchen Erdbeeren und „zum Genießen“ (Zehbe) ein winziges Stückchen Schokolade. Herr Ahmed wirkt nicht überzeugt. Wie zum Trost legt Zehbe dem untersetzten Mann noch ans Herz, Gemüse in der Pfanne zu dünsten oder roh zu knabbern. Das helfe gegen den Hunger, sagt sie, ebenso wie magerer Quark, den er sich mit Leitungswasser anrühren und in Deckelgläsern abfüllen möge, als Mahlzeit zum Mitnehmen.“
Ähem. Eben.

Nachtrag 3: Argumente betreffend zu wenig Zeit / Geld / Fertigkeit lasse ich nicht gelten. Frisches und gehaltvolles Essen muss nicht teuer sein und braucht auch nicht lang. Und Kochen lässt sich lernen. Punkt.
Mittwoch, 13. März 2013

Mühlviertler Mohnnudeln, so many ways


Warum, frage ich euch, kann es für ein Gericht nicht auch nur ein Rezept geben? Das Rezept, das ultimative? Ein Rezept, bei dem ich weiß, dass es gelingt und dass es mir schmeckt? Dass nichts Besseres mehr kommt?

Aber nein, stattdessen hat jeder Koch sein eigenes, jede Köchin sowieso. Übernommen von Vorfahren oder Lehrmeistern, verfeinert über die Jahre, angepasst an den eigenen Geschmack. Und plötzlich weiß man nicht mehr, nach welchem Rezept man kochen soll, wenn man sein Rezept noch nicht gefunden hat. Weil es einfach zu viele gibt.

Mit den Mühlviertler Mohnnudeln geht’s mir so. Ich habe leider kein Ahnenrezept, an das ich mich anlehnen kann. Eine Mühlviertlerin ohne immergelingendes Mohnnudel-Rezept? Ja, offenbar. Ich erkläre mir das mit der relativen Nähe meines Heimatortes zur Donau, jenem Gewässer, das das Mühlviertel nach Süden hin vom Rest der Welt Österreichs abgrenzt. Bei uns war der Mohnanbau wohl nicht mehr ganz so alltäglich im bäuerlichen Schaffen wie er es weiter nördlich war.
Mohnnudeln sind eine traditionelle Spezialität des Mühl- und Waldviertels. Sie vereinen einige der wichtigsten Feldfrüchte dieser Region in einem Gericht: Kartoffeln, Getreide, Mohn. Im Mühlviertel dominierte der Blaumohn, im Waldviertel wurde und wird vor allem der  Graumohn angebaut. Beide sind, wie auch der hellsamige Weißmohn, Varianten des Schlafmohns, Papaver somniferum. Seinen Namen hat der Schlafmohn den Opiaten zu verdanken, die zwar hauptsächlich im Milchsaft der unreifen Mohnkapsel, in geringen Mengen aber auch in den Samen enthalten sind. Genau deswegen wurde hier und da auch vom Mohnzutz Gebrauch gemacht: Die Samen, in ein Tüchlein eingeschlagen und zum Zutzeln gegeben, haben Kleinkinder recht effektiv ruhig gestellt. Himmel, waren das Zeiten.

Wenn ich so darüber nachdenke, ist es schon recht seltsam, dass aus dem Mohn, der in langer Tradition bei uns auf den Feldern gedeiht, gleichzeitig auch Opium hergestellt werden kann. So richtig bewusst ist mir das erst geworden, als ich bei Wikipedia las, der Anbau von Schlafmohn wäre in Österreich völlig legal (OMG!), mehr noch, man könne ihn sogar in unzähligen Regalen von Lebensmittelmärkten finden (OMG!!!). Hier ist also kulinarische Normalität, was anderswo streng reglementiert, ja genehmigungspflichtig ist. Hm, das erklärt womöglich einiges ;-)



Mohn gequetscht haben wir früher immer in der Stube am Kindertisch (Familienfeiern führten zu Platzmangel, Platzmangel führte zum Kindertisch, einer herrlichen Einrichtung: so ganz frei von störenden Erwachseneneinflüssen fühlten wir uns selbst immer so … erwachsen). Am Kindertisch also war die Tischplatte dünn genug, um die alte Mühle festzuschrauben. Bald rieselte der Blaumohn in den Messingtrichter, die Kurbel drehte sich in gleichmäßigen Schwüngen und feuchte, blauschwarze Masse sammelte sich in der kleinen Schüssel unterhalb des gedämpft murmelnden Mahlwerks. Ich saß oder stand auf da Sof’, sah zu, drehte selbst. Dann gab es Mohnstrudel oder gebackene Mäuse, dick mit gezuckerter Mohnmasse bestrichen. Aber an Mohnnudeln kann ich mich eigentlich nicht so recht erinnern.

Georg Friedl macht seine Mohnnudeln aus einem Teig, der aus gekochten Erdäpfeln und Mehl besteht. Man könne aber, je nach Vorliebe, auch den Teig für Sterznudeln (Wasser, Salz, Mehl), Zweckerln (Mehl, Öl, Wasser) oder Erdäpfelnudeln (Erdäpfel, Mehl, Grieß, Ei, Muskat) verwenden. Und als wäre das nicht genug, ist es weiterhin Geschmackssache, ob man die Nudeln in Wasser kocht, in Butter anbrät oder in einer Rein überbäckt.

Na gut, du Rezeptechaos, dann suche ich mir halt für den Anfang das ungewöhnlichste aus. Und das geht so:

In einem Kochtopf bringt man ½ Liter Wasser zum Kochen, gibt 3 kleine, geschälte Kartoffeln hinein und bedeckt alles mit ½ kg Mehl. Mit einem Kochlöffelstiel sticht man Löcher in das Mehl, damit das Wasser durchkochen kann. Nun lässt man ½ Stunde kochen. Anschließend stürzt man die Masse auf ein Brett, zerdrückt die Kartoffeln und verarbeitet alles zu einem Teig. Dann formt man kleine Nudeln aus dem Teig, der noch etwas mehlig sein kann. Die Nudeln gibt man in eine vorgewärmte Schüssel, bestreut gut mit geriebenem Mohn und Zucker, übergießt mit reichlich heißer Butter und mischt vorsichtig durch.

Das Rezept ist eines von drei Mohnnudel-Anleitungen aus dem wunderbaren Buch „Der Bäuerin in den Kochtopf g’schaut“ von Roswitha Willnauer. Es ließ bei mir jedoch einige Fragen offen: Wie groß sind kleine Kartoffeln? Wie lässt sich brennend heiße Kartoffelteigmasse auf einem Brett zu einem Teig verkneten? Und schmeckt es tatsächlich, wenn die Nudeln nach dem Formen gleich in einer Schüssel angerichtet werden?


Die Fragen sind beantwortet und dieses Rezept ist dabei herausgekommen:

Mühlviertler Mohnnudeln

Zutaten für etwa 6 Personen

½ Liter Wasser
Salz
3 kleine, geschälte Kartoffeln (etwa 250 g)
500 g Mehl
150 g Butter
75 – 150 g Mohn, frisch gequetscht
Zucker nach Geschmack

1. Wasser in einem mittelgroßen Topf aufkochen und salzen.

2. Die Kartoffeln dazugeben (größere Kartoffeln vorher noch halbieren) und das Mehl darauf schütten. Nicht umrühren!

3. Mit einem Kochlöffelstiel einige Löcher bis zum Topfboden durchstechen, damit der Wasserdampf entweichen kann. Den Topf nicht abdecken, sondern offen etwa 30 Minuten auf kleiner Flamme kochen lassen. Nach dieser Zeit sollten die Kartoffeln gar sein.

4. Den Topf vom Herd ziehen und mit den Knethaken des Handmixers durchkneten, bis die Kartoffeln schon gut zerkleinert sind. Dabei kühlt die Masse etwas ab.

5. Nun die gesamte Masse (auch mit dem verbliebenen Wasser) auf eine Arbeitsplatte stürzen und mit dem Händen zu einem glatten Teig verkneten. Das funktioniert erstaunlich gut!

6. Den Teig in mehrere Portionen teilen und zu fingerdicken Nudeln formen.

7. In einer Pfanne die Butter zerlassen und den Mohn mit dem Zucker dazugeben. Die Nudeln in die Pfanne geben und nochmals kurz erwärmen.

8. Nach Belieben noch mit Staubzucker bestreuen.


Die Frage, ob dies nun mein Mühlviertler Mohnnudelrezept sei, beantworte ich mit einem vorsichtigen Nein. Es ist zwar gut. Aber wer weiß, was da noch kommt?!
Sonntag, 10. März 2013

Geburtstagsgruß an meinen Oldie


Spike, mein vierbeiniger Begleiter, ist unglaubliche neun Jahre alt geworden. In Menschenjahre umgerechnet hieße das: 63!



Wäre Spike ein Mann, wäre er mir vermutlich zu alt. Und vermutlich wüsste ich auch nicht, was ich von einem Mann mit diesem Namen halten sollte. Aber … irgendwie wäre er trotzdem ein ziemlich guter Fang: Dichtes Haar, sportliche Statur, mit wachem Beschützerinstinkt und einem ausgeprägten Hang zu gutem Essen. Niemals verschmäht er meine Gerichte (ausnahmslos), immer freut er sich, wenn ich nach Hause komme (ausnahmslos). Den gelegentlichen Mundgeruch blende ich jetzt einmal großzügig aus, schließlich ist ja niemand perfekt. Wir Menschen schon gar nicht.



Happy Birthday, lieber Spike! Du gehörst zu mir, aber ja, das weißt du eh …




Spikes Käse-Herzen mit Kräutern

100 g Hüttenkäse
3 EL gehackte Kräuter
2 EL Rapsöl
1 Ei
200 g Mehl
100 g grob gehackte Walnüsse

1. Alle Zutaten miteinander vermischen und zu einem glatten Teig verkneten. In Frischhaltefolie wickeln und etwa 30 Minuten im Kühlschrank rasten lassen.

2. Backofen auf 180 °C vorheizen.

3. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche 8 – 10 mm dick ausrollen und Herzen ausstechen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und etwa 30 Minuten backen.

4. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen und …


Dass mir mein Hund
das Liebste sei, sagst du,
oh Mensch, sei Sünde,
mein Hund ist mir im
Sturme treu, der Mensch nicht
mal im Winde.
                 Franz von Assisi
Donnerstag, 7. März 2013

Eine Runde um den Blog: Küchenkluges


Die Weisheit lässt sich nicht mit dem Löffel fressen, das ist klar. Schlauer kann man aber immer werden. Vielleicht mit diesen Küchenklugheiten? Einfach downloaden, ausdrucken, an die Wand pinnen, kreativ verwerkeln. Lustig, finde ich, und anscheinend voll im Trend.


Einer meiner Lieblingssprüche, aber leider ohne Möglichkeit zum Download:

Yeah J

Viel Spaß!
Montag, 4. März 2013

Der Unfotografierbare

Wie? Was? Fotografieren? Ach nöööö ….


Hey, Leute, ich bin’s! Hhh? Was ist da los?


Was war das? Da war was. Was war das?


Jagdhundmischling Spike und sein „Cousin“, der unfotografierbare Border Collie C You: Besser lassen sich Rasseunterschiede wohl kaum erklären ... ;-)
Freitag, 1. März 2013

Fast


Wenn Dinge fast, aber eben nur fast und daher nicht geschehen, dann kommt man ins Grübeln darüber, was wäre, wenn es dieses fast nicht gäbe. Was alles anders wäre. Alles wäre anders.

Danke liebes fast, dass es dich gibt. Dass es dich gab an diesem Tag. Dafür backe ich dir Kuchen. Den hast du dir wirklich verdient.



 


Schokoladen-Haselnuss-Kuchen

Zutaten

6 Eier
1 Prise Salz
125 g weiche Butter
120 g dunkle Schokolade
400 g Schoko-Haselnuss-Creme
1 EL Rum
75 g gemahlene Haselnüsse

200 g Schlagobers
200 g dunkle Schokolade
1 EL Rum
150 g ganze Haselnüsse, geröstet

1. Ofen auf 180 °C vorheizen. Den Boden einer Springform (26 cm Durchmesser) mit Backpapier auslegen.

2. Eier mit Salz sehr schaumig rühren.

3. In der Zwischenzeit in einem kleinen Topf Butter und Schokolade bei mittlerer Hitze schmelzen.

4. Die Butter-Schoko-Mischung, Schoko-Haselnuss-Creme, Rum und gemahlene Haselnüsse zum Eierschaum geben und gut untermischen.

5. Den Teig in die Springform füllen und etwa 40 Minuten backen, bis sich der Kuchen von der Seite der Springform zu lösen beginnt (bei mir hat sich der Teig beim Backen vulkanartig aufgebäumt, er ist aber dann beim Abkühlen wieder schön zusammen gesunken).

6. Den Kuchen aus der Springform lösen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

7. Das Schlagobers mit der Schokolade und dem Rum erhitzen, bis sich die Schokolade aufgelöst hat und alles schön sämig ist. Etwas auskühlen lassen, dabei immer wieder glatt rühren.

8. Den Kuchen auf ein Kuchenteller legen und mit einem Tortenring umspannen. Die Schokoladencreme darüber leeren und glatt verstreichen.

9. Den Kuchen mit den ganzen Haselnüssen bestreuen und kühl stellen, damit die Creme fest wird.

Anmerkungen:
Nach einem Rezept von Nigella Lawson.
Wegen der Schoko-Haselnuss-Creme: 400 g sind kein Tippfehler :-)
Die Haselnüsse habe ich bereits geröstet gekauft. Wer seine Haselnüsse selbst rösten möchte, findet hier eine gute Anleitung.