Dienstag, 24. Dezember 2013
Dienstag, 17. Dezember 2013
Hexen trinken Hollerpunsch
Das
Ofnerkreuz im unteren Mühlviertel, ein steinerner Zeuge düsterer Zeitgeschichte.
Hexen sollen, auf Besen und Gabeln reitend, durch die kalte Nachtluft hierher
geflogen sein, um miteinander zu tanzen und zu feiern. Erzählt hat das vor
ungefähr 300 Jahren Sybilla, die Enkelin der Wagenlehnerin, und sie löste damit
eine Tragödie aus, an deren Ende der Tod vieler unschuldiger Menschen und auch
ihr eigener stand.
Alles begann, wie so oft, mit
Neid und Missgunst. Die Wagenlehnerin führte eine gute Milchwirtschaft und
konnte häufig Butter verkaufen. Der Verdacht keimte auf, die Bäuerin sei eine
Hex. Als ihre Enkelin, Sybilla, der Brandstiftung verdächtigt wurde, packte
diese die Gelegenheit beim Schopf und schob alles ihrer Großmutter in die
Schuhe. Sie erzählte die unsinnigsten Dinge. So behauptete sie etwa, der Teufel
habe die Wagenlehnerin das Ausmelken fremder Kühe gelehrt. Dazu müsse sie einen
Spruch sagen, am Zipfel eines Tuches zu melken beginnen und sogleich fließe die
Milch einer fremden Kuh, ganz gleich wo sie stehe, aus dem Zipfel dieses Tuchs.
Auf Aussagen wie diese hin wurde
die Wagenlehnerin verhaftet, mitsamt ihren zum Großteil schon erwachsenen Kindern.
Zunächst leugnete sie alles, unter dem Zwang grausamer Foltermethoden, die
damals bei den Hexenprozessen gang und gäbe waren, gestand sie jedoch alles,
was man hören wollte. Sie wurde hingerichtet, ebenso wie ihre Kinder, und auch
Sybilla kam nicht lebend davon.
Der
Prozess um die Wagenlehner-Hex ist einer der wenigen, der gut dokumentiert bis
in die Nachwelt erhalten blieb. Aus den Aufzeichnungen lässt sich heute
vermuten, dass die alte Wagenlehnerin eine naturverbundene und abergläubische
Frau war, die ihre Familie und ihr Vieh auch mit Mystik und Naturheilmitteln
gesund zu erhalten versuchte. Was heute Trend ist, kostete ihr damals das
Leben. Was für eine verrückte Zeit.
Hollerpunsch
1 Liter Hollersaft, Grundrezept
hier
1 Liter Wasser
3 EL loser Früchtetee
½ TL gemahlener Zimt
1 EL Vanillezucker
150 ml Rum (oder mehr/weniger)
1. Wasser aufkochen.
2. Früchtetee in einen großen
Teebeutel oder in ein Tee-Ei geben und im heißen Wasser etwa 8 Minuten ziehen
lassen. Tee entfernen.
3.
Früchtetee in einem Topf mit Hollersaft, Vanillezucker und Zimt erhitzen, den
Rum zufügen und heiß servieren.
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Donnerstag, 12. Dezember 2013
Knusper Knusper Knäuschen …
… ich hätt eine Freud mit diesem Häuschen!, raunte sie mir zu, die alte, buckelige
Hex. Aber gerade, als ich mich umdrehen und ihr in einer selbstlosen und
großzügigen Geste das aufwendige Backwerk in die runzligen Hände drücken
wollte, hab ich sie aus Versehen angerempelt, eh nicht viel, trotzdem ist sie
in den Ofen geflogen und dort jämmerlich verbrannt. Ihre letzten Worte konnte
ich nur mehr ganz dumpf wahrnehmen, aber ich glaub, sie hat mir noch sagen
wollen, dass ich das Rezept und die Anleitung für das Häuschen unbedingt vor
Weihnachten noch verbloggen soll. Na gut.
Märchenhaftes Lebkuchenhaus
Mein Blick auf Lebkuchenhäuser ist etwas verklärt:
Wir haben als Kinder zu Weihnachten nicht nur einmal wunderhübsch verzierte Hexenhäuser
erhalten.
Dieses Häuschen hab ich bereits 2008 in der
Dezember-Ausgabe der Living at home entdeckt. Nachgebacken hab ich es schon
letztes Jahr, bin dann aber nicht mehr dazu gekommen, es zu veröffentlichen …
Das Lebkuchenrezept selbst ist übrigens so gut, dass ich auch heuer danach
gebacken habe – völlig uncoole Retro-Lebkuchen, ohne Spritzglasurornamente oder
Zuckerkugel-Schnickschnack, nur verziert mit Nüssen und kandierten Kirschen.
Zutaten für ein
Lebkuchenhaus
160 g Honig
(Originalrezept: 80 g Honig und 80 g Zuckerrübensirup)
80 ml Wasser
180 g Gelbzucker
(Originalrezept: brauner Zucker)
30 g
Lebkuchengewürz
250 g Butter,
gewürfelt
1 TL Natron
1 Prise Salz
600 g Mehl
1 buntes
Fruchtzuckerl für das Fenster
2 Eiklar (Größe M)
400 g Staubzucker
kleine bunte Zuckerperlen
kleine und große silberne
Zuckerperlen
10 – 20
Geleehimbeeren
50 g grünes
Marzipan
1. Für den
Lebkuchenteig Honig mit Wasser und Gelbzucker aufkochen. Lebkuchengewürz und
Butter dazugeben und mit einem Schneebesen unterrühren, bis die Butter
geschmolzen ist. Zum Schluss noch Natron und Salz unterrühren und etwas
überkühlen lassen. Das Mehl unterkneten, den Teig mit Frischhaltefolie abdecken
und über Nacht in den Kühlschrank stellen.
2. Für die Teile
des Hauses Schablonen aus Karton ausschneiden, und zwar für die Bodenplatte,
Vorder- und Rückseite des Hauses, die Seitenteile und die Dachflächen. Die Maße
der einzelnen Teile sind auf den beiden folgenden Bildern angegeben.
3. Am nächsten Tag
den Teig in mehreren Portionen auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 6 – 7 mm
dick ausrollen. Folgende Teile ausstechen bzw. ausschneiden:
·
1
Bodenplatte
·
2
Seitenteile
·
1
Vorderseite – ein rundes Fenster ausstechen und eine Haustür ausschneiden – die
Haustür separat backen
·
1
Rückseite
·
2
Dachflächen
·
2 – 3
Tannenbäume in zwei Größen
·
6 – 8
Blumen in zwei Größen
4. Die Teile auf
ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und im vorgeheizten Rohr bei 190 °C
etwa 15 – 18 Minuten backen.
5. Achtung: Beim Backen des Blechs mit der
Vorderseite das Fruchtzuckerl zerbröseln und nach halber Backzeit in die
Fensteröffnung streuen – die Zuckerlbrösel schmelzen beim Backen und
hinterlassen ein buntes Fensterglas.
6. Nochmal Achtung: Sofort nach dem Backen der beiden Dachteile einen Kochlöffelstiel unter jeweils eine
kurze Seite legen, sodass sie sich etwa aufbiegen. So erkalten lassen.
7. Vorder- und
Rückseite des Hauses mithilfe der Schablone noch einmal nachschneiden. Alle
Teile vollständig auskühlen lassen.
8. Für die
Spritzglasur Eiweiß steif schlagen, dabei nach und nach den Staubzucker
zugeben. Glasur in einen Spritzbeutel mit kleiner Lochtülle füllen.
9. So, jetzt kommt
der etwas knifflige Teil: das Zusammenbauen. Ich hab hier mit Zahnstochern bzw.
kleinen Spießchen als Stützen gearbeitet – sie können dann wieder entfernt
werden, wenn der Zuckerguss getrocknet ist und das Häuschen zusammenhält. Zuerst
alle vier Seitenteile auf der Bodenplatte mit reichlich Zuckerguss
zusammensetzen – die Seitenteile dabei von außen mit Spießchen (oder auch
zusammengeknülltem Zeitungspapier) stützen, weil sie ja etwas schräg nach außen
hängen. Etwa 1 Stunde gut trocknen lassen.
10. Dann das Dach
mit Zuckerguss ankleben und wieder gut trocknen lassen.
11. In der
Zwischenzeit Tannenbäume und Blumen mit Zuckerguss und Zuckerperlen verzieren.
Seiner Phantasie kann man dabei freien Lauf lassen. Ich finde, es sieht sehr
hübsch aus, wenn mit Zuckerglasur Tupfen und Linien aufgezeichnet werden und
der Lebkuchen dann kopfüber in Zuckerperlen getaucht wird, sodass die dann am
Guss kleben bleiben.
12. Die Haustür mit einem
kleinen Kranz aus grünem Marzipan, Zuckerglasur und Silberperlen schmücken.
13. Wenn das Haus
getrocknet und stabil ist, die sichtbaren Stützen entfernen. Zuerst einmal rundherum
die Ansatzstellen dekorativ mit Zuckerguss verzieren – so bekommt es
zusätzlichen Halt und Löcher oder Unregelmäßigkeiten werden verdeckt. Das Dach
im Abstand von etwa 1,5 cm mit Längsstreifen verzieren, die Enden der Streifen mit
je einer großen Silberperle schmücken. Auf den Dachfirst Geleehimbeeren setzen.
14. Die
Bodenplatte rundherum mit Zuckerguss begrenzen und einige Geleehimbeeren
hineinsetzen.
15. Auf der Hauswand und
dem Dach werden dann mit Zuckerguss die Blumen angeklebt. Als Blumenstengel
wird grünes Marzipan zu dünnen Rollen geformt und ebenfalls angeklebt, genauso
wie einige Blätter aus Marzipan.
16. Nun noch die Haustür
und die geschmückten Tannenbäume platzieren – und FERTIG! Echt süß …
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Dienstag, 10. Dezember 2013
Höö, des is jo da Nikolaus!
Die
Zeiten ändern sich. Sie ändern sich gewaltig. In meiner Erinnerung habe ich den
Nikolaus stets ehrfürchtig bestaunt, war ergriffen und still, wenn er uns am
Nikolotag einen Besuch abstattete. Hörte andächtig zu, wenn er uns wegen
unserer Lauskinderstreiche tadelte und versprach ihm natürlich, von nun an brav
zu sein:
Das Minimädel ist
anders. Als es am 6. Dezember am späten Nachmittag die Klingel hörte, lief es
zur Tür – und sah durch die Verglasung den weißgewandeten Heiligen davor.
Höö, des is jo da Nikolaus!, rief es mir zu und anstatt an meinen
Rockzipfel zu flüchten, wie ich es eigentlich erwartet hatte, riss es die Tür
auf und plärrte hinaus: „Ich hab dir was
gezeichnet!!!!!“.
Der Nikolaus kam
während seines ganzen Besuchs eigentlich nicht groß zu Wort, denn das Minimädel
war furchtbar aufgeregt und plapperte noch mehr als sonst. Schlussendlich hat
es der Nikolaus in seiner trägen, leisen Art dann aber doch geschafft, das
Minimädel ein bisserl von ihrem Trip herunterzuholen: Er hat gefragt, ob es
denn ein Lied für ihn singen wolle. Betretenes Schweigen. Hab halt ich
gesungen.
Wir haben den
Nikolaus beim Abschied mit einem Brioche-Krampus beschenkt, weil er selber
keinen an seiner Seite hatte. Auf den und seine goldbraunen Gesellen bin ich
schon ein wenig stolz. Denn seit ich mich vor einem Jahr drüben bei der esskultur in diese feisten Kramperl verliebt hatte, stand es fest, dass ich
mich heuer an ihnen versuche. Und ich bin selber überrascht, dass sie – ohne spezielle
Flechtanleitung – doch ganz gut gelungen sind.
Brioche-Kramperl
Für dieses Jahr kommt die Anleitung leider schon zu
spät – aber so habt ihr wenigstens bis zum nächsten Kramperltag schon etwas
Zeit zum Üben J.
Das Rezept für den Germteig findet ihr hier, die Rosinen einfach weglassen. Mit
der angegebenen Menge (mit 1 kg Mehl) gehen sich etwa 7 – 8 Kramperl aus, wenn
ihr sie so groß macht wie ich.
1. Den aufgegangenen
Germteig kurz durchkneten und mit einer Teigkarte Stücke zu je 45 – 50 g
abstechen (oder weniger, wenn die Kramperl kleiner werden sollen). Pro Kramperl
werden 5 Stück benötigt. Die Teigstücke in der hohlen Hand zu Kugeln schleifen,
auf ein Geschirrtuch setzen und mit einem weiteren Geschirrtuch abdecken.
2. Vier
Kugeln in mehreren Durchgängen zu Strängen von etwa 40 cm Länge rollen. Diese
nebeneinander auflegen und die oberen Ende leicht zusammendrücken (rechtes Bild
oben). Jetzt wird der Körper geflochten: Den rechten äußeren Strang in die
rechte Hand nehmen und nach links über den ersten Strang, unter den zweiten
Strang und über den dritten Strang legen (linkes Bild unten). Mehr ist zur
Flechttechnik eigentlich gar nicht zu sagen, denn der nächste Schritt ist
wieder der selbe: Den rechten äußeren Strang nach links legen, und zwar über
den ersten Strang, unter den zweiten und über den dritten (rechtes Bild unten).
3. Nun
das geflochtene etwas nach rechts schieben, sodass alles wieder gerade liegt
(linkes Bild unten). Dann den nächsten Strang einflechten (rechtes Bild unten).
4. Wieder
gerade richten, wieder einflechten:
5. Wenn
der geflochtene Bauch vom Kramperl groß genug ist, aus den
unten Enden die Beine drehen und die Enden mit etwas Milch zusammenkleben (Bild links unten). Dann die erste Flechtung am
oberen Ende wieder lösen, daraus entstehen dann die Arme (Bild rechts unten).
6. Die
Arme ebenfalls eindrehen und die Ende mit Milch befestigen. Voilà, der Körper
ist fertig:
7. Jetzt kommt der
Kopf mit den Hörnern: Dazu die fünfte Teigkugel wieder zu einem etwa 40 cm
langen Strang rollen und gedanklich vierteln – in ein längeres (drei Viertel) und ein
kürzeres (ein Viertel) Stück teilen. Das längere Stück vertikal hinlegen, das
kürzere Stück quer darüber. Mit der rechten Hand das obere Ende des langen
Stücks fassen, mit der linken Hand das untere. Mit der rechten Hand das obere Ende unter der linken
Hand durch nach links unten führen, das untere Ende nach rechts unten:
8. Dann
einfach die beiden Hörner
zusammenzwirbeln (Bild links unten) und den Kopf schließlich noch um 180 ° drehen (Bild rechts unten):
9. Den
Kopf mit etwas Milch am Körper befestigen und den Kramperl mit Rosinen
verzieren (Knöpfe und Augen braucht er schon).
10. Mit Milch (dann
wird der Kramperl nach dem Backen eher matt) oder einem Milch-Dotter-Gemisch (dann
glänzt er mehr) bestreichen und im vorgeheizten Ofen bei 160 °C Heißluft etwa
20 – 25 Minuten goldbraun backen.
Beim Flechten ist es wichtig, rasch zu arbeiten und nicht benötigten
Teig immer gut abzudecken, damit er nicht austrocknet. Schon etwas trockener
Teig lässt sich nämlich gar nicht mehr gut verarbeiten und reißt dann beim
Backen ein.
Donnerstag, 5. Dezember 2013
Sonnenschein
Jedes Mal, wenn ein Kind zum ersten Mal
lächelt, wird eine kleine Fee geboren.
Das hab ich mir jetzt nicht
selbst ausgedacht, nein, ich hab es aufgeschnappt. Als ich mit meinem Minimädel
Zeichentrick schaute. Ich fand den Gedanken irgendwie schön – und er passt im
Moment auch besonders gut. Denn irgendwann dieser Tage wird wohl der kleine,
neu geborene Zwerg meiner lieben Freundin S. genau das zum ersten Mal tun:
Lächeln. Und ihr wird das Herz aufgehen, ganz weit.
Als ich von S. erfahren habe,
dass sie ein Kind unter ihrem Herzen trägt, habe ich begonnen, Kräuter zu
sammeln – immer in guter Stimmung und begleitet von vielen positiven Gedanken.
Labkraut, Johanniskraut, Quendel, Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Schafgarbe,
Rotklee, Beifuß, Waldmeister, Himbeere, Kamille und Engelwurz fanden im Laufe
des Frühjahrs und Sommers ihren Weg zu mir nach Hause, wurden getrocknet,
vermischt und verwandelt: In ein Kindbettkräuterkissen.
In früheren Zeiten war es
üblich, das Bettstroh von Gebärenden und Wöchnerinnen mit bestimmten Kräutern
zu versehen. Sie alle hatten die Aufgabe, der Frau die Geburt und die Wochen
danach zu erleichtern und Kind und Mutter zu schützen. Die Kräuter regten die
Wehentätigkeit an, gaben Kraft und Zuversicht, wirkten blutstillend,
desinfizierend und reinigend.
Auch heute noch lässt sich diese
Tradition fortführen – zumindest in Form eines kleinen Kissens, das sich gut
unter dem Becken platzieren lässt. Durch die Körperwärme entweichen die
ätherischen Öle der Kräuter und entfalten ihre Wirkung.
Das Kindbettkräuterkissen für S.
habe ich aus einem alten Leinenstoff meiner Uroma genäht – in der Hoffnung,
dass sie die Kraft spürt, die uns Frauen innewohnen kann. Und ja, sie hat sie
gespürt: Die Welt hat einen Sonnenschein mehr …
Anleitung: Kräuter wie oben beschrieben sammeln und sorgfältig
trocknen. Aus einem Baumwollstoff in der Größe von etwa 30 x 30 cm ein Kissen
nähen. Die Kräuter von den harten Stielen abrebeln und eventuell mit einer Hand
voll Dinkelspelzen mischen (hab ich hier nicht getan). Das Kissen flach damit
füllen und zunähen. Aus einem schönen Leinenstoff einen Überzug nähen, das
Kräuterkissen hineingeben und verschließen.
Dienstag, 3. Dezember 2013
Roarrrrrrrrrrrrrrrrr!!!
Wir sind Weltmeister! Sind wir
Weltmeister? Naja, wenn man‘s genau nimmt: Wir, das ist der Helmut. Aber der
Helmut ist ja eigentlich unser Helmut. Deshalb sind auch wir Weltmeister.
Alles klar?
Ok, nochmal von vorn: Vor
eineinhalb Monaten hat für meinen supertollen Leih-Hund Ace, sein Herrchen Joda und meine Schwester Steffi ein großes,
großes Abenteuer begonnen: Die Agility-WM in Südafrika. Gemeinsam mit dem Rest
vom Team Austria (darunter unsere Vereinskollegen Helmut und Christina) haben
sie die lange Reise gewagt mit dem Ziel, auch so weit von Österreich entfernt
ihr Land würdig zu vertreten.
Kurz gesagt: Sie waren
erfolgreich. Und wie!
Begonnen hat alles mit dem
Heiratsantrag von Helmut – live gesungen im Coca Cola Dome in Johannesburg und
anzuschauen hier. Keine Ahnung warum, aber ich muss beim Beobachten genau
dieser Art von Antrag, die ich meinem Mann immer strikt verboten habe, so arg
weinen, dass es gut wäre, hätten Schreibtisch und Tablet einen Scheibenwischer
eingebaut (ok, ich weine auch bei Merci-Werbungen, aber das tut hier nix zur
Sache). Und danach? Danach hat sich der Helmut, trotz Liebestaumel und fast
schon nebenbei, einfach so den Weltmeistertitel (!!!) geholt.
… und es ist einfach supercool,
mit so erfolgreichen Sportlern mittrainieren zu dürfen J.
Samstag, 30. November 2013
Wenn, dann so
Während meiner Studienzeit habe
ich für eine kleine feine Bio-Zeitung kleine (keine Ahnung ob) feine
Geschichten getextet. Hendlfleisch war einmal Thema und ich hatte mir ein
hübsches Bild von einer freilaufenden, weißen
Bio-Henne für den Bericht zurechtgelegt. Freundlich aber bestimmt wurde ich
zurechtgewiesen: Wenn es um Fleisch geht, muss auch das Fleisch abgebildet
sein. Das lebende Tier, das geht auf gar keinen Fall.
Weshalb? fragte ich.
Aus Respekt, so die
Antwort, aus Respekt vor dem Tier.
In letzter Zeit fällt es mir
sehr schwer, meine carnivore Identität zu finden oder zu bewahren. Ich kämpfe
mich gerade – mehr oder weniger erfolgreich – durch den Wald, den Fleischesser,
Vegetarier und Veganer zwischen sich angepflanzt haben. Allzu viele Pfade habe
ich für mich noch nicht gefunden – bis auf einen: Wenn es eine ideale Form des Fleischessens gibt (und ich bin mir
gerade nicht sicher, ob es sie gibt), dann wohl diese hier: Wenig (Stichwort: Sonntagsbraten) und wenn, dann Fleisch aus persönlich bekannter Herkunft.
Kürzlich
hatte ich das Glück und noch mehr persönliche Bekanntschaft geht wohl nicht:
Mein Bruder hat auf seinem Hof den Sommer über fünf Schafe gehalten. Sie
durften ziemlich unbehelligt (von den paar Hüteversuchen der Border Collies
meiner Schwester einmal abgesehen) im großen Obstgarten vorm Haus grasen,
wurden versorgt und von den Kindern bestaunt. Im Herbst dann mussten sie in
einem kleinen Schlachthof in der Nähe ihr Leben lassen. Ihr Fleisch wurde in
der Verwandtschaft aufgeteilt und eines davon fand auch den Weg in meine Küche.
Wenn, dann so.
Das Fast-Acht-Stunden-Lamm
Zuerst war ich ein wenig skeptisch: Acht Stunden? Bei 140 °C? Das kam
mir zu lang vor, die Temperatur zu hoch. Nach ein bisserl Internet-Recherche
hab ich’s dann aber riskiert. Gottseidank! Mittlerweile glaube ich nämlich,
dass ich mit dem folgenden Rezept eine der besten Möglichkeiten gefunden habe,
Lamm zuzubereiten. Unsere Gäste waren begeistert – und das Gericht hat sogar
eine Freundin überzeugt, die normalerweise auf gar keinen Fall dazu zu bewegen
ist, Lamm zu essen.
Der einzige, der ein kleines Problem damit hatte, war wohl mein
Jagdhundmischling Spike: Immer wieder ist er (acht Stunden lang!) wie ein
hungriger Wolf um den Ofen geschlichen, hat seine Nase in die Höhe gereckt, mit
halb geschlossenen Augen den Duft eingesogen – und sich dann, nach trauriger
Einsicht seiner völligen Hilflosigkeit in Bezug auf diesen unglaublich
verführerischen Brocken Fleisch, wieder getrollt.
Als Beilage passen übrigens Kartoffel-Wedges (dann braucht man aber
einen zweiten Ofen) oder auch ganz einfach knuspriges Baguette.
Zutaten für 4 – 6 Personen
2 weiße Zwiebeln, geschält und
geviertelt
1 Bund Rosmarin
1 Lammkeule (etwa 1,5 kg)
Olivenöl zum Einreiben und
Beträufeln
2 Knoblauchknollen, quer
halbiert
100 g Feta, zerbröselt, oder
Ziegenfrischkäse
Für das Dressing
Blätter von je 1 Bund Basilikum,
Petersilie und Minze
1 TL Senf
1 EL Essig
1 EL Kapern
3 abgetropfte Sardellenfilets
fein geriebene Schale und Saft
von 1 unbehandelten Zitrone
etwa 125 ml Olivenöl
zum Anrichten
2 unbehandelte Zitronen, der
Länge nach geviertelt
Zitronenzesten von 1
unbehandelten Zitrone
1. Backofen auf 140 °C
vorheizen.
2. Zwiebelviertel und halbierte
Knoblauchknollen in die Mitte eines Bräters legen, darauf die Rosmarinzweige verteilen.
3. Die Lammkeule rundherum mit
Olivenöl einreiben und mit Salz und Pfeffer kräftig würzen.
4. Lammkeule auf Zwiebeln und
Knoblauch im Bräter legen und mit extra Olivenöl beträufeln. Alles locker mit
Alufolie verschließen (die Alufolie sollte das Fleisch nicht berühren) und in
den Ofen geben.
5. 7 – 8 Stunden in Ruhe braten
lassen. Mein Fleisch war etwa 7,5 h im Ofen.
6. In der Zwischenzeit für das
Dressing alle Zutaten im Mixer oder mit dem Pürierstab zu einer Paste pürieren.
Falls es zu dick ist, noch etwas Olivenöl dazugeben. Das Dressing sollte sich
dann gut über das Fleisch träufeln lassen.
7.
Lammfleisch aus dem Ofen nehmen und etwa 20 Minuten ruhen lassen (bei mir hat
sich sehr viel Saft im Bräter gebildet). Dann in Stücken vom Knochen lösen und
auf einer vorgewärmten Platte anrichten. Mit Dressing beträufeln, mit Feta
bestreuen und mit Zitronenspalten und –zesten garnieren.
Nach einem Rezept aus dem Buch „What Katie ate“
von Katie Quinn Davis, erschienen im Umschau Verlag.
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Ernährungsgrübeleien,
Fleischgerichte

Samstag, 16. November 2013
Dem Wiener Kaffee auf der Spur
Keine Ahnung, ob es
eine Mär ist oder schlicht und einfach die Wahrheit: Der Wiener Kaffee könnte
seinen legendären Ruf der Kornelkirsche zu verdanken haben. Bis ins 20.
Jahrhundert hinein sollen in Wien geröstete und gemahlene Dirndlkerne als
Kaffeezusatz genutzt worden sein und dem heiß begehrten Getränk eine angenehm
vanillige Note verliehen haben.
Hm … Das ist eindeutig ein Fall für das Mädel
vom Land.
Meine Recherche
diesbezüglich hat nicht viel ergeben. Außer der verblüffenden Tatsache, wie
ähnlich sich doch reife Kornelkirschen und Kaffeefrüchte sehen! Ein erstes
Indiz also, aber noch lang kein Beweis.
Deshalb: Selbstversuch. Von meiner letzten Ernte
habe ich mir einige Dirndlkerne aufgehoben, ich hab sie gesäubert, gewaschen
und getrocknet. Die Kerne habe ich nun geröstet: Etwa 20 Minuten, bei eher
milder Hitze und unter öfterem Umrühren, damit sie nicht anbrennen. Neben die
Pfanne habe ich mir eine Kaffeebohne gelegt, um den ungefähren Röstgrad
abschätzen zu können.
Ich
habe die Kerne dann kurz abkühlen lassen und anschließend in meiner
elektrischen Kaffeemühle gemahlen. Beim Öffnen der Kaffeemühle war ich
einigermaßen erstaunt: Das Pulver sah aus wie ganz normaler Kaffee.
Kaffeeverkostung
Geschmackliche
Unterschiede lassen sich nur dann gut erkennen, wenn direkt verglichen werden
kann. Ich habe daher je einen Teelöffel Kaffeepulver, Dirndlkernpulver und
Kaffee-Dirndl-Gemisch (1:1) mit heißem Wasser aufgebrüht. Außerdem hatte ich
noch Eichelmehl übrig, selbst gemachter Eichelkaffee war also ebenfalls mit von
der Partie.
Zuerst habe ich von meinem gewohnten Kaffee
gekostet. Er schmeckte so, wie ich ihn mag: leicht säuerlich, leicht bitter,
ausgewogenes Röstaroma. Gleich danach kam die Kaffee-Dirndlkernpulver-Mischung.
Echt unglaublich: Der Vanillegeschmack hat mich fast umgehauen. Ich war und bin
begeistert. Pur schmeckt Dirndlkernpulver etwas fad, eigentlich nur säuerlich.
Und der Eichelkaffee? Unaufdringlich. Aber zumindest besser als jedes Instantprodukt,
das ich kenne.
Was nun eine konkrete
Rezeptur für Wiener Kaffee nach (vermutlich) alter Tradition angeht, bin ich
noch etwas unschlüssig. Ich denke aber, folgende Melange wird ganz gut passen:
Auf 4 Teelöffel gemahlenen
Kaffee 1 Teelöffel Dirndlkernpulver.
Ich glaub, das ist das kürzeste Rezept, das ich
jemals gepostet hab J. Habt eine schöne Kaffeepause!
Mittwoch, 13. November 2013
Ein Wald für mich allein
Nur der Einsame findet den Wald;
wo ihn mehrere suchen, da flieht er, und nur die Bäume bleiben zurück.
Ich liebe diese
Worte von Peter Rosegger, sie sind wahr und schön. Ein Spaziergang durch den
Wald erdet und tröstet mich, er entspannt und aktiviert zugleich. Dieser Ort
hat für mich etwas Märchenhaftes. Hier entstehen Ideen und Lösungen besonders
leicht. Manchmal umarme ich auch einen Baum, ich geb’s zu.
In früheren Zeiten war der
Wald ganz selbstverständlich in das Leben von Mensch und Tier integriert. Er
diente als Weide für das Vieh, das trockene Laub wurde als Einstreu oder in
Notzeiten auch als Speiselaub genutzt. Abgebrochene Zweige wurden vom Boden
gesammelt und für kalte Zeiten zum Heizen aufgehoben. Und im Herbst wurden die
Schweine in den Wald geschickt, damit sie Bucheckern und Eicheln fressen
konnten.
Heute hat
der Wald andere Aufgaben: Es geht vor allem um sein Holz und die Jagd. Aber trotzdem
können wir hier immer noch Nahrung finden – für die Seele und den Bauch.
Schokokekse mit Bucheckern
Bucheckern sind die Früchte der Buche, kleine,
dreikantige Nüsschen, die wunderbar nach frischen Haselnüssen schmecken. Sie
können im September und Oktober gesammelt werden. Roh und in größeren Mengen
genossen können Bucheckern bei empfindlichen Personen zu Beschwerden führen,
sie werden daher am besten erhitzt.
Das folgende Rezept mag ich besonders gern. Es wird Ahornsirup
verwendet, was mir unglaublich gut schmeckt und außerdem ganz ausgezeichnet zu
einem Waldkeks passt.
250 g Mehl
150 g kalte Butter
40 g dunkle
Schokolade, fein gehackt
100 g Zucker
85 g Ahornsirup
½ TL gemahlener
Zimt
½ TL gemahlene
Nelken
½ TL Backpulver
geschälte
Bucheckern
1. In einer
Schüssel Mehl mit Butter verbröseln. Mit den restlichen Zutaten zu einem
glatten Teig verkneten.
2. Den Teig zu
Rollen von etwa 4 cm Durchmesser formen, in Frischhaltefolie wickeln und für
mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank stellen.
3. Ofen auf 200 °C
vorheizen.
4. Von den
Teigstangen etwa 3 mm dicke Scheiben abscheiden und auf ein mit Backpapier
ausgelegtes Blech legen. Die Teigscheiben mit je 2 – 3 Bucheckern belegen und
die Bucheckern leicht in den Teig drücken.
5. Kekse etwa 8 Minuten
backen.
Eichelkakao
Was könnte besser zu den Bucheckern-Keksen
schmecken? Eben. Als ich dieses Rezept entdeckte, war ich zunächst überrascht.
Eichelkaffee kannte ich ja schon, aber Eichelkakao? Natürlich ein Must-try.
Eichelfrüchte können im Oktober gesammelt werden.
Es sollten nur unversehrte Eicheln mit nach Hause genommen werden: Haben sie
irgendwo ein Loch, ist mit ziemlicher Sicherheit der Wurm drin.
Rohe Eicheln schmecken durch ihren hohen Gerbsäuregehalt sehr bitter und sind
nur was für Eichhörnchen, Rehe, Wildschweine & Co. Der Geschmack verbessert
sich deutlich durch Waschen, Kochen oder Rösten. Geschält sehen sie übrigens aus
wie übergroße Erdnüsse.
Eichelkakao schmeckt zart und wirklich gut. Ich
vermute, dass sein Aroma sehr stark vom Röstgrad abhängt. Für meinen ersten
Versuch habe ich die Eicheln eher hell geröstet. Wer Eichelkakao genießt,
sollte immer wieder einmal umrühren, da sich das Eichelmehl mit der Zeit wieder
am Boden des Glases oder Häferls absetzt.
Für ein Glas oder
Häferl
¼ l Pflanzen- oder
Kuhmilch
1 gehäufter TL
Eichelkakaomehl (siehe unten)
1 TL Zucker
Nach Belieben:
Kardamom- und / oder Zimtpulver
1. Milch erhitzen.
2. In einem hohen
Glas oder großen Häferl Eichelkakaomehl und Zucker vermischen und mit etwas
heißer Milch verrühren, bis kein Klümpchen mehr sichtbar sind.
3. Mit der restlichen Milch
aufgießen und nach Belieben mit Kardamom und/oder Zimt würzen.
Eichelkakaomehl
1. Eicheln in
einem großen Topf (am besten aus Eisen, ich habe Edelstahl verwendet) ohne Fett
nicht zu heiß rösten. Dabei immer wieder umrühren, damit sie nicht anbrennen.
2. Wenn die Schale
aufspringt und sich zu lösen beginnt, die Eicheln auf einem Backblech verteilen
und auskühlen lassen.
3. Schale
entfernen und die Kerne grob hacken.
4. Kerne in ein
feines Metallsieb geben und kochendes Wasser darüber gießen. Diesen Vorgang
mindestens dreimal wiederholen, um die Gerbsäure auszuspülen.
5. Kerne auf einem
Tuch trocknen lassen.
6. Dann nochmals
im Eisentopf rösten – unter ständigem Rühren und so lange, bis die Eichelkerne
braun und absolut trocken sind.
7. Abkühlen lassen
und in einer Kaffeemühle fein vermahlen.
8. In einem gut
schließenden Gefäß aufbewahren.
Alle Rezepte aus dem Buch „wild kochen“ von Anette
Eckmann, erschienen im Christian Verlag.
Und hier kommt noch mein
Lieblingswaldbild 2013:
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Kaffeeklatsch,
Kekse,
Pflanzenmilch,
Schokolade,
Vegan,
Vegetarisch,
Wildpflanzen,
Zimt,
Zuckerseiten
