Mittwoch, 11. Mai 2022

Rezension: Gefundenes Fressen


[Jaja, na gut, das ist wohl WERBUNG*]

Wisst ihr eigentlich, dass meine letzte Buchvorstellung bereits über zwei Jahre her ist!? Und das, obwohl ich Kochbücher liebe!? Damals, das war die Zeit so irgendwie vor Corona. Und momentan fühlt es sich an, als wäre es die Zeit so irgendwie danach – zumindest ein bisschen. Deshalb – und weil gerade Frühling ist – zeige ich euch heute ein neues Buch, das gerade jetzt besonders gut passt (aber auch für den Rest des Jahres einiges zu bieten hat): Gefundenes Fressen.

Gefundenes Fressen ist das Werk dreier Freunde: Fabio, Olaf und Jan nehmen uns mit auf ihren Streifzug durch Wald, Wiese und Wasser und zeigen uns, wo, was und wie wir das ganze Jahr über Sammeln, Angeln und Jagen können. Die drei sind keine Unbekannten in der Hamburger Gastronomie-Szene, sind Köche, Jäger, Angler, Fotografen, Barbetreiber und Sauerteigbäckereibesitzer – also alles in allem sehr umtriebige Jungs. Das merkt man auch im Buch, denn es ist vielfältig, spannend und ein kleines bisschen wild.

Wie alle Bücher aus dem Brandstätter-Verlag kommt es sehr hochwertig daher: Das Cover ziert goldene Schrift auf dunkelgrünem Leinen, das Papier hat genau die richtige Stärke und liegt angenehm in der Hand. Die Einteilung der Kapitel und Rezepte nach Jahreszeiten hat sich über die letzten Jahre bewährt, wie es scheint – und kommt auch hier zum Einsatz. Es gibt Saisonkalender, Sammelguides, Infos zur Jagd, zu Wildpflanzen vom Strand oder zum Entdecken von Pilzen im Wald … und ziemlich coole Bilder.


In Gefundenes Fressen geht es um wilde Zutaten im weitesten Sinn – also Pflanzen, Pilze, Fisch und Wild. Darin liegt für mich persönlich ein kleiner Haken, denn die Rezepte sind mir - alles in allem - ein wenig zu fleischlastig. Und ist man nicht selbst Jäger oder Angler, ist es ja unter Umständen auch gar nicht so leicht, diese Zutaten aus hochwertigen Quellen zu besorgen.

Nichtsdestotrotz – die Rezepte sprechen mich an und die Gerichte sind wunderschön fotografiert: in kräftigen Farben, schlicht, aber doch immer mit spannenden Details, die ins Auge springen. Und diese vielen Ideen und Inspirationen! Sashimi zwischen zarten Lindenblättern, Chicken nuggets aus Schwefelporlingen (englische Bezeichnung: chicken of the woods!), Limonade aus Zierquitten oder Tiramisu mit selbst angesetztem Rumtopf – nicht zu vergessen die vielen Drinks mit wilden Zutaten, wie Aronia Bramble, Fichten Fizz oder Gin Sorrel Smash mit Sauerampfer. Und dann wäre da noch das Hexen-Ei, von dem ich nun weiß, dass es das Vorstadium der Stinkmorchel ist (die ich euch hier schon einmal fotografiert habe, aber aus, ähm, anderen Gründen) – von dem ich aber nicht weiß, ob ich es wirklich einmal finden und zubereiten möchte (Hinweis der Autoren: Das erste Hexen-Ei kann etwas befremdlich sein).


Mein Lieblingsrezept:
Brennnessel-Käse-Küchlein

Ein Rezept mit Brennnesseln! Schon alleine deshalb waren diese deftigen Küchlein ein must-try. Und sie schmecken fantastisch (mir persönlich als Snack am Nachmittag sogar noch besser als direkt aus der Pfanne). Besonders gut gefällt mir die Panier aus Maismehl und Brennnesselsamen.

Zutaten für 4 Portionen

400 g gekochte Kartoffeln
75 g blanchierte und gut ausgedrückte Brennnesselblätter
100 g geriebener Käse (es wird Cheddar genannt, ich habe aber Bergkäse verwendet)
Salz
1 EL Mehl
6 EL Maismehl
1 Handvoll Brennnesselsamen
Olivenöl zum Braten

1. Die Kartoffeln unregelmäßig stampfen oder zerdrücken – Stücke sind erwünscht.

2. Brennnesseln grob hacken und gemeinsam mit Käse und Mehl unter die Kartoffeln mischen. Salzen.

3. Aus der Masse Laibchen der gewünschten Größe formen (das Rezept verlangt nach 4, aber dann werden sie (mir) eindeutig zu groß – ich habe daher 8 kleinere geformt).

4. Auf einem Teller Maismehl und Brennnesselsamen vermischen und die Laibchen darin wenden.

5. Im Olivenöl knusprig und goldbraun braten.

Ausprobiert habe ich außerdem bereits Olafs grüne Gazpacho mit Stadt-Pflanzen (natürlich bin ich nicht extra in die Stadt gefahren zum Sammeln ;)) – sehr erfrischend mit Gurke und Zitrone. Und die Sanddornwaffeln: Sie haben uns ebenfalls gut geschmeckt, obwohl der Geschmack des Sanddorns kaum wahrnehmbar war (und ich außerdem nicht weiß, warum sie in der Jahreszeit Sommer untergebracht sind, denn das Rezept verlangt nach einer Handvoll Sanddornbeeren, die um diese Zeit gewiss nicht verfügbar sind – zumindest hier im Mühlviertel nicht).


Alles in allem:
Gefundenes Fressen ist ein sympathisches Buch mit vielen neuen Ideen, ansprechenden Rezepten und schöner Aufmachung. Vom Titel her hätte ich mir erwartet, dass der Fokus mehr auf Wildpflanzen und weniger auf Wild und Fisch liegt, aber das ist vielleicht auch irgendwie so ein Männerding, ne? Jedenfalls: Wenn es ums Umdenken geht, was unser Konsumverhalten betrifft, zählen auch (vielleicht sogar vor allem) die kleinen Schritte – das ist es, was uns Jan, Fabio und Olaf mit auf den Weg geben wollen. Und Inspirationsquellen dafür kann man nie genug haben – dieses Buch ist eine davon.

Jan Hrdlicka, Fabio Haebel, Olaf Deharde
Gefundenes Fressen – Wilde Zutaten erkennen, sammeln, zubereiten
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
Brandstätter Verlag, 1. Ausgabe 2022
ISBN: 978-3710605857
Preis: € 35,00

*Das Buch wurde mir vom Brandstätter Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank!

8 Kommentare:

  1. Ein Brennnesselrezept für das Mädel vom Land! Ist ein bisschen wie Eulen nach Athen tragen. Aber es klingt jedenfalls sehr gut.

    Welche Kräuter kommen denn in die Gazpacho?

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    1. Bei Olaf: Vogelmiere, Brennnessel, Franzosenkraut und Sauerampfer.
      Bei mir: Alles Mögliche aus dem Garten, vor allem Brennnessel und Giersch :-)
      Liebe Grüße!

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  2. Brennesselsamen in die Panier, das mach ich sofort beim nächsten Panieren!
    Der Buchtitel "gefundenes Fressen" klingt genial und ich hätte mir eigentlich KEIN Fleisch darin erwartet, denn Fleisch "findet" man ja nicht, sondern muss geschossen werden :-((
    lg

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    1. Genauso war auch mein Gedankengang.... Ich war beim ersten Durchblättern tatsächlich überrascht, was das betrifft...
      Ganz liebe Grüße zu dir!

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  3. Das klingt verflixt famos! Wie man Brennessel-Samen sammelt, muss ich mir mal genauer ansehen. Ganz liebe Grüße

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    1. Lieber Ole,
      das Sammeln habe ich hier beschrieben:
      https://www.dasmaedelvomland.at/2012/07/emanzenpflanzen.html
      Geht ganz leicht!
      Alles Liebe :-)

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  4. Oh wie genial, deine Brennnessel-Käse-Küchlein kommen gerade richtig. Endlich eine Möglichkeit, meine Samen lecker zu verwenden. Schade, dass das Buch so fleischlastig daherkommt, aber die Bilder gefallen mir auch sehr.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Ja, die Bilder sind wunderschön ... Ich klaube mir halt die Dinge raus, die für mich passen :-)
      Alles Liebe zu dir!

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