Derzeit bin ich
bekanntermaßen weit, sehr weit davon entfernt, mir überlegen zu müssen, womit
ich mittags im Büro mich und meinen Körper genuss- und nährstofftechnisch so
versorge. Aber immer mehr beschleicht mich angesichts der dahinrasenden Tage
und Wochen das Gefühl, die Rückkehr in den Arbeitsalltag wird schneller wieder
Realität sein als mir lieb ist. Die Lunchbox
Revolution von Micaela Stermieri ist mir daher mehr als willkommen – zum
Blättern, Vormerken und Probekochen.
Mittags in die
Kantine – das ist normal. Genauso normal wie die bleierne Müdigkeit, die mich
am frühen Nachmittag ein ganzes Stück tiefer in den Bürosessel sinken lässt.
Ein Kaffee richtet diesen Zustand meist – aber wäre es nicht klüger, es gar
nicht erst so weit kommen zu lassen? Lunchbox
Revolution von Micaela Stermieri zielt genau darauf ab: Selbst gekochtes,
gesundes Essen, immer vegetarisch, oft sogar vegan, ist um Welten besser als
Fast Food, ein gefülltes Weckerl aus dem Supermarkt oder das Einsermenü in der
Kantine. Und die Idee, im Kollegenkreis Food
Sharing zu betreiben, also reihum gleich größere Mengen zuzubereiten und dann
gemeinsam zu Mittag zu essen, lacht mich ausgesprochen einladend an.
Die Aufmachung des
Buches ist jung und frisch, mit fröhlichen Farben und sehr appetitlichen Fotos.
Nicht jedes Rezept ist bebildert. Vegane Gerichte sind deutlich und auffallend
gekennzeichnet. Viele vegetarische Rezepte sind mit kurzen, prägnanten
Informationen zu veganen Zutatenalternativen ausgestattet.
Lunchbox Revolution startet mit einer Aufzählung, was es für die
perfekte Lunchbox alles braucht – von Kochgeschirr über Verpackungselemente bis
hin zu unverzichtbaren Vorräten und Gewürzen. Der Rezeptteil ist in folgende
Kapitel unterteilt:
- Grundrezepte, Dips und Cremes
- Auf die Hand
- Gemüse, Pasta, Reis
- Salate und Suppen
- Desserts
- Emergency Room
Den Abschluss
bildet ein Rezept- und Zutatenregister.
Die Rezepte
Die Rezeptauswahl
ist bunt – im wahrsten Sinne des Wortes. Es finden sich Gerichte mit
asiatischem Einfluss genauso wie mediterran oder orientalisch angehauchte
Speisen. Ein guter Mix, finde ich! Dass die süßen Rezepte ganz klar in der
Minderheit sind (nur 7 im Kapitel Desserts!) stört mich hier
überraschenderweise gar nicht so sehr.
Es finden sich bei
den Gerichten praktischerweise oft detaillierte Angaben, wie das Gericht zu
transportieren ist und dann später im Büro fertig gestellt werden kann.
Im Sinne einer
schnellen und umkomplizierten Zubereitung greift die Autorin übrigens auch des
Öfteren auf Halbfertigprodukte zurück. Verstehe ich bei Pizza- und Blätterteig.
Verstehe ich aber ganz und gar nicht bei Pfannkuchen (aka Palatschinken).
Nachgekocht
Ich bin ein guter
und dankbarer Sushi-Esser – aber kein guter Sushi-Koch. Über ein veganes Sushi in der Schale jedoch habe ich
mich getraut – kommt es doch ohne kompliziertes Füllen und Rollen aus. Wir
waren ziemlich davon angetan, es schmeckte ganz vertraut. Die Sushi-Schale
würde ich mir jederzeit ins Büro mitnehmen, das Rezept hat wunderbar
funktioniert.
Sushi in der Schale
Zutaten für 1
Schale (Anmerkung: diese Menge würde bei mir persönlich für zwei Mittagessen
reichen)
100 g Sushireis
Saft und
Schalenstreifen von ½ unbehandelten Zitrone
1 kleine Karotte
(ich: ½ kleine Zucchini)
100 g Räuchertofu
2 Shiitake-Pilze
(ich: 2 größere Champignons)
1 EL Pflanzenöl
½ TL Zucker (ich:
weggelassen)
1 Schuss Reisessig
1 Stück Landgurke
(10 cm)
½ Avocado
½ geröstetes
Nori-Algenblatt
1 TL trocken
geröstete Sesamsamen
2 EL helle Sojasauce
(ich: dunkle)
½ TL Wasabipaste
3 – 4 Scheibchen
eingelegter Ingwer (ich: weggelassen)
Salz
1. Den Reis
gründlich waschen.
2. Reis in 200 ml
Salzwasser mit einem Stück Zitronenschale aufkochen, dann bei niedriger
Temperatur etwa 10 Minuten quellen lassen.
3. In der
Zwischenzeit die Karotte (ich: Zucchini) schälen und fein würfeln. Räuchertofu
fein würfeln. Pilze in dünne Scheiben schneiden.
4. Das Pflanzenöl
in einer Pfanne erhitzen. Karottenwürfel (ich: Zucchini), Tofu und Pilze darin
scharf anbraten. Zucker (wer mag) und 1 Prise Salz darüber streuen und mit
Reisessig ablöschen. Die Flüssigkeit verdampfen und alles abkühlen lassen.
5. Gurke und
Avocado schälen und würfeln. Das Nori-Algenblatt mit einer Schere in dünne
Streifen schneiden.
6. Den fertig
gequollenen Reis auf einer großen Platte verteilen und die Zitronenhälfte
darüber ausdrücken. Den Zitronensaft rasch untermischen und den Reis abkühlen
lassen.
7. Sojasauce und
Wasabipaste in ein kleines Schraubglas geben und kräftig schütteln.
8. Den Reis mit
allen Zutaten bis auf die Nori-Algen, die Soja-Wasabi-Sauce und den Ingwer
vermischen und in eine Vorratsdose füllen. Frischhaltefolie direkt auf den Reis
legen, damit er nicht austrocknet. Die Dose verschließen und kalt stellen.
9. Vor dem Verzehr
die Sauce unter den Reis rühren und Nori-Streifen sowie Ingwer (wer mag) darauf
verteilen.
Auch das Zucchinimousse, ein Aufstrich / Dip aus
zarten Zucchini, Knoblauch, Sauerrahm, Sojasauce, Zitronensaft, Salz und
Pfeffer, ist hervorragend gelungen. Einziges Fragezeichen: Für 2 Portionen, im
Ernst? Immerhin verlangt das Rezept nach 700 g Zucchini und 300 g Sauerrahm …
To Cook-Liste
Unbedingt
ausprobieren möchte ich:
- Sesam-Tofu-Creme
- Mediterrane Tofu-Creme
- Spinat-Calzone
- Focaccia Ripiena
- Filoncinobrot mit Erbsenpesto und Tempeh
- Italienische Kichererbsen
- Apfeltaschen
- Freaky Cake
Fazit: Revolutioniert Lunchbox
Revolution tatsächlich die traditionelle Lunchbox? Ein Anstoß könnte das
Buch zumindest sein. Denn die Zeit ist auf jeden Fall reif dafür: Reif für
frischen Wind in der Büroküche. Wo, wenn nicht an seinem Arbeitsplatz, ist es
wichtig, auch am Nachmittag noch leisten zu können - da macht es – natürlich! –
Sinn, sich Gedanken über gute und genussvolle Ernährung zu machen. Vielleicht
wird die Mittagsmahlzeit auch zu einem Ort der vegetarischen / veganen
Kochexperimente? In Zeiten, in denen wir Menschen mit Werbekampagnen dazu
angehalten werden müssen, wenigstens eine Mahlzeit pro Tag fleischlos zu
halten, wäre das doch eine greifbare, umsetzbare Möglichkeit. Und um noch
einmal auf das eingangs erwähnte Food
Sharing zurück zu kommen: Das ist ein Impuls, den ich mir bestimmt für
später aufhebe.
Lunchbox Revolution
von Micaela
Stermieri
Gebundene Ausgabe,
144 Seiten
Fackelträger
Verlag, 1. Auflage 2014
ISBN:
978-3771645274
Preis: € 19,95
Ein herzliches Dankeschön an den Fackelträger
Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Das Rezept für die
Sushi-Schale fliegt außerdem gleich direkt weiter auf die Tomateninsel, wo die
Vegetarische Weltreise derzeit noch durch Japan tourt:
Sag, was steht denn in der Abteilung "Emergency Room" drinnen? Da kann ich mir leider gar nichts drunter vorstellen.
AntwortenLöschenDanke auf jeden Fall für die Vorstellung des Buchs.
Untertitel: "Schnelle Gerichte für den Notfall". Zum Beispiel: "Fein angemachte Callellini-Bohnen", "Birnen mit Käse" oder "Quick Quark". Bei letzterem kauft man alle Zutaten am Weg zur Arbeit ein :-) Liebe Grüße!
Löschen*Revolution* im Bezug zu Essen finde ich ja schnell marktschreierisch in den Mund genommen. Aber bei der Idee (wenigstens) 1 x die Woche sich fleischlos zu ernähren oder auch in puncto Food-Sharing im Büro bin ich wieder ganz dabei!
AntwortenLöschenIm Grunde sehe ich das wie du... Das Wort "Revolution" ist vermutlich zu hoch gegriffen, aber wenn ich mir so anschau, was bei uns im Büro zu Mittag so alles gegessen wird und ich komm dann mit meiner Sushi-Bowl ... Das wäre irgendwie schon revolutionär ... ;-)
LöschenSushi in der Schale klingt toll. Vegetarisches Sushi an sich mag ich sehr gerne und will es auch schon seit einiger Zeit selbst zubereiten. Allerdings habe ich davor einen so großen Respekt, dass ich doch immer wieder davor zurück schrecke. Die Variante eines Sushis in der Schale kommt da natürlich wie gerufen. Danke für dieses Rezpt!
AntwortenLöschenLG Melli
Genau so ging's mir auch, liebe Melli! Versuch das Rezept - es gelingt bestimmt! Liebe Grüße!
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