Zu schade, dass
ich sie nicht fotografisch festgehalten habe, die Porung des Grauens. Ohne Übertreibung, in dieser Krume haben sich
mir Luftlöcher offenbart, die zusammengefügt die Fratze aus dem Horrorstreifen Scream ergaben – und sie lachte mich
aus, höhnisch, verächtlich. Wuahahaha … Wie
kann man ein Brot nur derart in den Sand setzen …
Jedes Brot kann
eine Geschichte erzählen. Mein Kamutbrot nach dem Rezept von Dietmar (er hat
nur gute Rezepte, glaubt es mir!) hatte eine Story parat, da ging es um leider
schon mehr schlechten als rechten Sauerteig, um miese Bäckerinnenlaune, um eine
Teigkonsistenz, mit der nicht ganz leicht zurechtzukommen ist.
Ich habe das Brot
unter Misserfolge, nicht zu wiederholende
verbucht und das ist die unterste, die traurigste Kategorie, die einem Gericht
in meiner Küche passieren kann. Sie kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn ich
so etwas wie beleidigt bin, gekränkt in meiner empfindlichen Köchinnenehre.
Dann aber
entdeckte ich bei Micha ihr wunderschönes Nofretete-Brot – und mein Ehrgeiz
erwachte zu neuem Leben. Für meinen zweiten Versuch nahm ich mir folgenden Tipp
von Lutz Geißler und Björn Hollensteiner aus ihrem Brotbackbuch Nr. 2 zu
Herzen:
Geben Sie bei unbekannten Rezepten
mindestens 5 – 15 % weniger Wasser in den Teig.
Gesagt, getan – so (und mit frischem, aktivem Sauerteig!) hat das Rezept schließlich wunderbar funktioniert.
Brotbacken ist ein
Abenteuer – und ich finde, man sollte sich so oft wie möglich darin üben. Ich
bin schon sehr gespannt darauf, welche Rezepte es bei der neuen Rettungsaktion
von Susi und Sina - es geht in diesem Monat um Brot und Brötchen - zu entdecken gibt …
Kamutbrot
Mein Kamutbrot wurde von der Krume her eher dicht
und feinporig. Die Gare habe ich einmal über Nacht und einmal für 90 Minuten
bei Raumtemperatur geführt. Beide Brote gingen beim Backen gut auf und hatten
einen herzhaften und aromatischen Geschmack.
Zutaten für 2
Brote
Für den Sauerteig
200 g Weizenmehl
Type 1600
50 g Weizenmehl
Type 700
275 g lauwarmes
Wasser
30 g Anstellgut
(ich habe Roggensauerteig aus dem Kühlschrank verwendet)
Für den Hauptteig
555 g reifer,
aktiver Sauerteig (also die gesamte angesetzte Menge)
600 g Kamutmehl
(ich habe Auszugsmehl verwendet)
150 g Weizenmehl
Type 700
100 g Weizenmehl
Type 1600
500 g kaltes
Wasser
25 g Salz
1. Am Vortag alle
Zutaten für den Sauerteig vermischen und in einer verschließbaren Schüssel 12 –
15 Stunden an einem warmen Ort reifen lassen (ich hatte meinen Sauerteig über
Nacht 13 Stunden lang in der Küche stehen).
2. Am nächsten Tag
den reifen Sauerteig, die Mehlsorten und das Wasser in die Rührschüssel der
Küchenmaschine geben und mit dem Knethaken auf langsamer Stufe 2 Minuten
vermischen.
3. Zudecken und 30
Minuten zur Autolyse stehen lassen.
4. Nach der
Autolyse das Salz zugeben und 8 Minuten langsam sowie anschließend 1 Minute
schnell kneten.
5. Eine große
Plastikschüssel leicht einölen und den relativ weichen Teig hinein geben.
Zudecken und bei Raumtemperatur insgesamt 150 Minuten gehen lassen, dabei nach
50, nach 40 und nochmals nach 30 Minuten falten.
6. 30 Minuten nach
dem letzten Faltvorgang den Teig aus der Schüssel nehmen und in zwei Teile
teilen. Die Arbeitsfläche mit Kamutmehl bestreuen und den Brotteig darauf rund
wirken.
7. Zwei runde
Gärkörbchen sorgfältig mit Kamutmehl ausstreuen. Die beiden Brotteigkugeln mit
Schluss nach oben in die Körbchen legen, mit kleineren, umgedrehten Schüsseln
oder Plastikhauben abdecken und reifen lassen.
8. Beim Reifen
gibt es zwei Möglichkeiten:
a)
Die
Reifung im Kühlschrank, hier beträgt die Reifezeit etwa 12 – 15 Stunden. Mein
Brotteig hatte eine Ruhezeit von nur 10 Stunden, was aber auch ein gutes
Ergebnis gebracht hat.
b)
Die
Reifung bei Zimmertemperatur, hier beträgt die Reifezeit etwa 90 Minuten.
9. Für das Backen
wieder zwei Möglichkeiten:
a)
Freigeschoben:
Den Ofen auf 250 °C vorheizen. Das Brot auf ein mit Backpapier ausgelegtes
Blech stürzen, einschieben und bedampfen. Sofort schließen. Nach 15 Minuten die
Temperatur auf 210 °C zurückschalten und die Ofentür einmal weit öffnen, damit
der Dampf entweichen kann. Dann wieder schließen. Die gesamte Backzeit beträgt
etwa 40 Minuten.
b)
Im
gusseisernen Topf: Den Ofen mitsamt dem Topf auf 250 °C vorheizen. Topf aus dem
Ofen nehmen (Vorsicht, heiß!), das Brot aus dem Gärkörbchen hineinstürzen,
Deckel aufsetzen und in den Ofen geben. Nach 15 Minuten die Temperatur auf 210
°C zurückschalten. Nach weitere 20 – 25 Minuten (also nach insgesamt 35 – 40
Minuten Backzeit) den Deckel entfernen und noch 5 Minuten ohne Deckel backen.
10. Brot aus dem
Ofen nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Mitgerettet haben dieses Mal:
- Paprika meets Kardamom – Naan aus der Pfanne
- Brittas Kochbuch – Fast no-knead Sauerteigbrot aus dem Topf
- Magentratzerl – Pletzl
- giftigeblonde – Bierbrot
- Summsis Hobbyküche – Baguette
- Was du nicht kennst – No Knead Bread
- Dynamite Cakes – Focaccia mit roten Zwiebeln
- Brotbackliebeundmehr – Karottenbrot mit Kürbiskernen
- Kochen mit Herzchen – Niederrheinischer Butterstuten
- Anna Antonia – Pain au Chocolat
- Sakriköstlich – Mittelalterliches Bauernbrot
- Cuisine Violette – Vollkorntoast mit Emmer-Mehl
- Prostmahlzeit – Hanfbrot
- Unser Meating – 3-Minuten-Vielfaltbrot
- Food for Angels and Devils – (ein)genetztes Brot
- LanisLeckerEcke – Kartoffelbreibrot mit Möhrenraspel aus dem Topf
- Feinschmeckerle.de – Kieler Semmeln
- Küchenliebelei – Ciabatta und daraus: Cheese-Steak-Sandwich
- Auchwas – Croissants mit Urdinkelmehl
- Meins! Mit Liebe selbstgemacht – Pide
- Obers trifft Sahne – Walnuss-Bier-Brot
- German Abendbrot – Toastbrot
- Fliederbaum – Dinkel-Erdmandel-Brot
- Genial lecker – Dinkelbrötchen mit Buttermilch
Porung des Grauens? Dieser Ausdruck wird mir den Rest des Tages ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
AntwortenLöschenDas find ich schön :-)
LöschenIst doch super geworden, guut hast du es nochmals versucht!
AntwortenLöschenLG Wilma/Pane-bistecc
Find ich auch :-) Aus Fehlern lernt man ja auch, Gottseidank ;-)
LöschenLiebe Grüße!
Ach herjeh, mit der Porung des Grauens hatte ich auch schön öfters das Vergnügen :)) Dietmars Brot musste ich auch zweimal Backen, bis es mit mir und dem Kamut geklappt hat. Aber nun ich mag ihn, mit der goldigen Farbe die er der Krume verleiht und dem buttrigen Geschmack ganz gern. Liebe auf den zweiten Blick sozusagen. Ich find's schön, dass wir beide uns nicht vom ersten Schrecken entmutigen haben lassen ;)
AntwortenLöschenYes, eine Gleichgesinnte - Übung macht den Meister, gell? :-)
LöschenDas ist aber toll geworden. Und Kamut mag ich auch sehr gern. Nachbacken also. ich glaube, wir werden in nächster Zeit sehr viel Brot essen :-)
AntwortenLöschenAha wieder was gelernt "Porung des Grauens", wenn man das Brot hier sieht kann man es gar nicht glauben das bei Dir vorher was schief gelaufen ist. Aber Brot backen und andere Mehle ist schon gar nicht so einfach und ich habe das auch schon einiges vermurkst, aber nie weggeworfen sonder nochmal gemahlen vermischt gehen lassen und neu gemacht, das ging wunderbar. Diese Rezept hier gefällt mir sehr gut und ich werde es auch mal probieren, allerdings werde ich es im Topf backen und bin gespannt wie es wird.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ingrid
Danke für diesen Tipp, Ingrid, das werde ich auch einmal ausprobieren! Ansonsten freut sich ja mein Pferd über misslungene Brotbackversuche ;-)
LöschenIch glaube die Köchin oder den Koch gibt es nicht, dem nicht mal das Grauen aus dem Topf oder wie in diesem Fall dem Brot entgegengelacht hat. Mir ist mal ein tausendmal gebackener Kuchen völlig ohne mir erkennbaren Grund beim Stürzen des fertigen Guglhupfs in zwei Teile gestürzt,..die Konsistenz war anders als sonst und ich weiß nicht warum ggg.
AntwortenLöschenDein Kamut Brot schaut aber toll aus!
lg. Sina
Ja eh ... Ich wollte vor drei Wochen Bananenschnitten machen - und hab sie total vermurkst. Frag mich nicht, wie ich das geschafft hab ;-)
LöschenDas Brot ist wunderhübsch! Und die Porung des Grauens kann wenigstens gut Sauce aufsaugen :-)
AntwortenLöschenWie recht du hast ;-)))
LöschenPunkt 11: Den Kanten sofort abschneiden und mit Butter oder pur direkt genießen *-*
AntwortenLöschenMit Kamut habe ich bisher noch nie gebacken, ich weiß nichtmal ob ich das hier vor Ort zu kaufen bekomme. Aber ich werde die Augen offen halten (und dein Rezept für diesen Tag abspeichern ;) ).
LG Jette
PS: wenn du meine ganzen Horrorbrote sehen könntest - von verbrannt, über "im Topf festgeklebt", klitsch - ich hatte alles schon dabei :P
Ach herrje, ich auch ;-) Liebe Grüße!
LöschenHAHA! Ich bin auch manchmal persönlich beleidigt, wenn's nicht klappt. Bei einem Brot hab ich aber mal die Hefe vergessen. Da war ich einfach sauer auf mich. Denn ich musste von vorne anfangen. Die Porung des Grauens hätte ich zu gerne gesehen! Dein Brot sieht super schön aus :)
AntwortenLöschenIm Nachhinein hab ich mich dann eh voll geärgert, dass ich sie nicht fotografiert hab - es war wirklich zum Schreien ;-)))
LöschenOje, mit Sauerteig hab ich auch schon Probleme gehabt. Wobei es bei mir gar nicht erst zu einer "Porung des Grauens" kam, sondern eher die Brotstangen zu Mörderwaffen verwandelt hat so hart waren die :D
AntwortenLöschenKamutmehl hab ich noch 1kg hier stehen und wusste nicht so recht, was damit machen. Jetzt schon :) Muss mich nur noch an Sauerteig trauen. Lg, Miriam
Das mit dem Sauerteig ist gar nicht so schwierig - an manchen Tagen ;-) Liebe Grüße!
LöschenAuch mir kann ein Brot heute immernoch vermurgsen - und das kann mir locker den Tag verhageln (also zumindest einen Teil davon). Dein Brot sieht wirklich prima aus!
AntwortenLöschenDanke liebe Micha, aber das kann ich fast nicht glauben, dass DIR auch einmal ein Brot daneben geht ;-) Liebe Grüße :-)
LöschenAch, ich mag gar nicht dran denken, wie viele Brote ich in den Sand gesetzt habe in meiner "Karriere als Brotbäckerin". Nichts in der Küche musste ich mir so hart erarbeiten wie Brot. Da tut es fast gut zu lesen, wenn so etwas auch Leuten wie dir passiert. Bei dir hab ich nämlich immer den Eindruck, es geht dir alles so leicht von der Hand. ;)
AntwortenLöschen"Leuten wie dir" - das ist irgendwie lustig. Weil ich mich gar nicht so fühl, wie du mich offenbar siehst ;-) Aber trotzdem danke, ich nehm das als ganz großes Kompliment! Liebe Grüße!
Löschendas Brot ist wunderschön mit der deutlichen Spirale!! Wenn man es anschneidet und zB. mit Butter bestreicht, sieht man sowieso weder die Porung des Grauens noch sonstwie misslungene Formen ;-)
AntwortenLöschenlg
Ja eh ... ;-) Liebe Grüße vom Mädel ...
LöschenDein Brot scheint dir dieses Mal sehr gelungen zu sein!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Valesa
Ja, Gottseidank :-))) Liebe Grüße ...
LöschenDas Brot sieht gut aus und ich glaube das Brot des Grauens war auch nur in Deinen Augen so schrecklich. Ich finde es super, dass bei der Rettungsaktion schon das zweite Brot dabei ist mit einem nicht alltäglichen Mehl, denn Kamutmehl ist glaube ich noch nicht in aller Munde.
AntwortenLöschenGruß,
Alexandra
Ganz sicher nicht, da hast du recht, Alexandra. Ich mag Kamut sehr gern :-)
Löschen"Porung des Grauens" ;)) Sehr schön! :D
AntwortenLöschenDennoch: Dein Rettungsversuch ist auf jeden Fall toll. Brote gelingen bei mir leider irgendwie nie. Bisher habe ich das immer auf den Ofen geschoben - aber seit wir einen neuen haben, ist das nun leider nicht mehr möglich. ;)
Liebe Grüße!
Sarah
Übung macht den Meister ... :-))
LöschenSehr sympathisch! Vielleicht sollten wir einen Event starten mit "Broten des Grauens"? Ich erinnere mich an das super tolle Brot bei dem ich leider das Salz vergessen hatte.. oder das anhängliche Gärkorbmassaker... seit super aus das Kamutbrot :-)
AntwortenLöschenHa, eine super Idee ;-) Da gäb's wohl viel zu Lachen ... Und Balsam für die gekränkte Bäckerinnenseele wär's auch, geht es doch offenbar einigen anderen auch so :-)
LöschenDas kenn ich nur zu gut. Neulich habe ich mein altbewährtes Rezept für Burgerbuns total verhauen....gefühlte 100 Mal habe ich dieses Rezept schon gemacht und dann das!
AntwortenLöschenDein Brot sieht lecker aus.
Liebe Grüße, Tanja
Ja, so komisch, mir passiert das auch manchmal, dass ich erprobte Rezepte aus unerfindlichen Gründen in den Sand setze ... ;-) Liebe Grüße!
LöschenEin tolles Brot, schade das man den Anschnitt nicht sieht., Aber ich glaube dir, dass es eine super Porung hat... sieht man ja schon durch die Kruste durch ;)
AntwortenLöschenEhrlich gesagt war ich da ein bisserl faul ... Aber ich gelobe Besserung ;-)
LöschenLiebe Grüße!
Das sieht richtig lecker aus! Kammutmehl habe ich noch nie verwendet und sollte das mal ausprobieren :-)
AntwortenLöschenLG
Karin von Food for Angels and Devils
Danke für das Lob, liebe Karin - ich kann Kamutmehl für Brot nur empfehlen :-) Liebe Grüße!
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