Allerheiligenstriezel mit Seelenvögeln - Rezept.
Heute wird es Regen geben, meint das Minimädel neben mir mit ernster Miene, während wir aus dem Fenster schauen, während draußen die Blätter vorbei wirbeln
– und es kräftig regnet. Ich liebe meine Kleine sehr – und für solche Momente
noch mehr. Ich beneide sie geradezu um ihr Vermögen, die Echtzeit einfach
auszublenden und hinüber zu tauchen in ein imaginäres Zauberreich, so voller Phantasie,
voller Schmetterlinge und Einhörner, wo sie über Regenbögen spaziert und mit
verzauberten Ponys zu den Wolken fliegt.
So ein Zauberreich
bräuchte auch ich manchmal, wenn plötzlich die Freundin des Minimädels samt
deren geschmackvoll gekleideter Mutter an der Haustür steht und ich extremst
ungestylt öffnen muss, gleichzeitig der kleine Mann viel zu früh und mit
verstopfter Nase und daher weinend aus seinem Mittagsschlaf erwacht und Chi, der aufgeweckte Border Collie, mir
auch noch voller Erwartung sein Spielzeug auf die Zehen legt. Sternenschweif, wo bist du???
Zum Glück sind
solche Stressmomente in der Unterzahl, viel öfter passiert es, dass ich vor
lauter Lachen nicht mehr weiß, wohin. Kürzlich durfte das Minimädel bei mir im
großen Bett schlafen, mein Mann war verreist. Wir drehten das Licht ab und
wünschten uns eine gute Nacht. Plötzlich begab sich die Kleine neben mir in den
Vierfüßlerstand – und verharrte regungslos. Was wird das?, fragte ich. Ach Mama,
meinte sie, du weißt schon. Ich war
verwirrt, ich wusste nicht. Einhörner und
Pferde schlafen nun mal so – im Stehen. Sie schnaubte müde und senkte den
Kopf. Vermutlich bin ich vor ihr eingeschlafen.
Allerheiligenstriezel mit Seelenvögeln
Ich weiß, ich bin spät
dran. Viel zu spät. Deshalb lege ich euch diesen Allerheiligenstriezel für’s
nächste Jahr ans Herz. Er wird aus Dinkelmehl gemacht, ist wattig weich und
saftig. Ein gewisser Vollkornanteil stünde ihm sicher ebenfalls gut zu Gesicht,
was ich mir selbst hiermit gleich vormerke.
Geformt wird er aus einem
geflochtenen Vierstrangzopf, dem eine Kordel aus zwei kleineren Strängen sowie
zwei Seelenvögel aufgesetzt werden. Seelenvögel habe ich im Buch Brot und Brauchtum von Elisabeth Schiffkorn entdeckt – sie
symbolisieren den Geist der Verstorbenen.
Zutaten
für 3 Striezel
Für den Teig
1
kg glattes Dinkelmehl
30
g frische Hefe, zerbröckelt (oder 1, 5 Packerl Trockenhefe)
180
g Zucker
1/2
TL Salz
550
g lauwarme Milch
150
g weiche Butter
3
Dotter
Zum Bestreichen
1 verquirltes
Ei
1.
Die Teigzutaten der Reihe nach in die Schüssel der Küchenmaschine einwiegen.
Auf mittlerer Stufe einige Minuten lang mit dem Knethaken zu einem glatten,
geschmeidigen und eher weichen Germteig verarbeiten. Sobald sich der Teig vom
Schüsselrand löst, ist er fertig.
2.
Den Teig mit einem Küchentuch abdecken und an einem warmen Ort etwa 1 Stunde
gehen lassen, bis er sein Volumen verdoppelt hat.
3.
Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche gut durchkneten und in 18 Stücke
teilen. Pro Striezel werden 6 Stücke benötigt. Jeden Teigling auf der
Arbeitsfläche rund schleifen und dann auf einem bemehlten Küchentuch abgedeckt
bis zur Verarbeitung parken.
4.
6 Teiglinge bereit legen. 4 davon bleiben ganz, von den restlichen zweien wird
jeweils mit der Teigkarte ein Drittel abgestochen.
5.
Die 4 ganzen Teiglinge werden zu Strängen von etwa 50 cm Länge ausgerollt und
zu einem Vierstrangzopf geflochten. Dazu werden die 4 Teigenden fest
zusammengedrückt. Drei Stränge kommen nach rechts, ein Strang kommt nach links.
Auf
der rechten Seite wird nun einmal ganz normal geflochten, wie man es von einem
Dreistrangzopf kennt, also einmal nach links (4 über 3) und einmal nach rechts
(2 über 4).
Dann
wird der linke Strang unter den Nachbarstrang nach rechts dazugelegt (1 unter
4). Es liegen nun wieder drei Stränge rechts und einer links. Mit der Flechtung
so fortfahren, bis der Zopf fertig geflochten ist.
Den
Zopf auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech geben.
6.
Die zwei verbleibenden größeren Teigstücke werden zur Länge des Striezels
ausgerollt und miteinander verzwirbelt.
Nun
sind noch zwei kleine Teigstücke übrig, aus ihnen werden die Seelenvögel
gemacht. Sie werden zu einer Länge von etwa 25 cm ausgerollt. Einen lockeren
Knoten schlingen. Das unten liegende Ende wird das Schwanzteil, es wird flach
gedrückt und mehrmals eingeschnitten.
7.
Die Oberfläche des Vierstrangzopfes mit Wasser bestreichen, den verzwirbelten
Zopf mittig der Länge nach auflegen und leicht andrücken. Seelenvögel an beliebiger Stelle auf den
Striezel aufsetzen, dabei die Stelle wieder mit etwas Wasser benetzen, damit
später beim Backen nichts verrutscht.
8.
Mit den restlichen Teigkugeln genauso verfahren.
9.
Die Allerheiligenstriezel mit Ei bestreichen und dann nochmals etwa 30 Minuten
gehen lassen. Kurz vor dem Backen nochmals mit Ei bestreichen.
10.
Das Backrohr auf 190 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Striezel werden
nacheinander gebacken, wobei sich bei mir auf einem Blech zwei Striezel
ausgegangen sind.
11.
Allerheiligenstriezel ins Rohr geben, die Hitze auf 170 °C reduzieren. Striezel
in etwa 30 Minuten goldbraun backen. Falls sie nicht gleichmäßig bräunen, kann
man in den letzten Minuten noch Heißluft zuschalten, damit die Hitze besser
zirkuliert. Dann sollte man das Gebäck aber im Auge behalten, da es sehr
schnell bräunt.
12.
Striezel aus dem Ofen nehmen und auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.
Ich liebe Flechtanleitungen. Ganz besonders, wenn es sich um Brauchtumsgebäck handelt. (Und irgendwann werde ich auch in der Lage sein, so einen Striezel nachzubasteln. Gönn' mir ein paar Jahre Übungszeit und dann kriege ich das auch hin...)
AntwortenLöschenIch warte auf dich :-)))
LöschenIch hab das Gefühl, der schmeckt auch nach Allerheiligen, ganz unheilig.
AntwortenLöschenDeine Geschichten über das Kind liebe ich.
Das freut mich du Liebe :-) Und ja, er schmeckt auch danach!
LöschenIch will ein Einhorn sein, ich will ein Einhorn sein, ich will, ich will.... ;)
AntwortenLöschen... naja, außer nachts beim Einschlafen :)
vielen Dank für das warme Gefühl, mit dem ich dich hier wieder verlassen - ganz herzliche Grüße und alles Gute für *die letzten, runden Tage*
Hach ja, wer will manchmal kein Einhorn sein ... ;-)
LöschenDanke liebe Micha, ich freu mich schon darauf, euch davon zu berichten :-)
Quasi ein Kunstwerk!
AntwortenLöschenToll.
Vielen Dank für dieses schöne Kompliment :-)
Löschendanke für die Flechtanleitung, sowas habe ich lang gesucht. Hast du auch welche für 5-Strangzopf und 6-Strang auch?
AntwortenLöschenPS: ich liebe Striezel und nicht nur zu Allerheiligen
Bitte gern, das freut mich, dass du ausgerechnet bei mir fündig geworden bist ;-)
LöschenEinen 5-Strang-Zopf? Bittesehr:
http://dasmaedelvomland.blogspot.co.at/2015/11/wer-cool-sein-will-muss-fruh-damit.html
Den Kopf der Eidechse musst du natürlich weglassen ;-)
Und auch der 6-Strang ist kein Problem, den findest du hier:
http://dasmaedelvomland.blogspot.co.at/2012/11/geliebtes-flechtwerk.html
Viel Spaß beim Flechten! :-)
Mmmmh... köstliches Rezept! Zu Allerheiligen hatte ich bis jetzt immer 6er-Zopf geflochten, aber dieser 4er-Zopf ist ja echt ein wahres Kunstwerk! Gratuliere ganz herzlich! Der kommt bestimmt am Wochenende auch auf unseren Frühstückstisch (aber dieses Mal auch ganz bewusst ohne Vollkornanteil, das passt schon so)
AntwortenLöschenDeine Geschichten mit den Kindern sind jedes Mal wie Balsam für die Seele, so beruhigend, dass es in anderen Familien mit 2 kleinen Kindern genauso zu geht...
Ja, und dann erst mit drei!!! ;-)))
LöschenAlles Liebe vom Mädel!
Das sieht toll aus und vor allem gut erklärt! Habe sowas noch nie gemacht, aber ich finde das schmeckt immmer so gut. Besonders zum Frühstück!
AntwortenLöschenNa dann wird es doch höchste Zeit, dich daran zu versuchen ;-)
LöschenAlles Liebe!